Kolumbien / Politik

Farc in Kolumbien beenden letzten Kongress als bewaffnete Organisation

Mehr als 1.000 Guerilleros und Gäste auf dem Treffen. Friedensabkommen wird einstimmig angenommen. Feierstimmung unter Teilnehmern

farc_konferenz_frieden_guerilla_kolumbien.jpg

Teilnehmer der 10. Konferenz der Farc in Kolumbien
Teilnehmer der 10. Konferenz der Farc in Kolumbien

Bogotá. Die Rebellenorganisation Farc hat in Kolumbien ihre letzte große Konferenz im bewaffneten Kampf abgehalten. Die Teilnehmer der 10. Nationalkonferenz der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens haben dabei ihr Einverständnis zum Friedensabkommen zwischen der Rebellenorganisation und der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos gegeben. Die Konferenz ist die höchste Entscheidungsinstanz der Farc.

Das Treffen fand in einem traditionell von den Farc kontrollieren Gebiet im Department Meta statt, sechs Fahrtstunden von der nächsten gepflasterten Straße entfernt. Es sollte ihre letzte Konferenz als bewaffnete Organisation gewesen sein.

Die Nationalkonferenz war das erste Mal in dem über 50-jährigen Bestehen der Guerilla für Journalisten geöffnet, von denen viele die Möglichkeit zur Berichterstattung nutzen. Die Pressevertreter wurden im Lager untergebracht, um, wie es hieß, das Leben eines Guerilleros nachempfinden zu können. Unter den rund 1.000 Teilnehmern waren Vertreter aus jeder Einheit der Farc sowie das gesamte Oberkommando und die Gruppe der Verhandlungsführer aus Havanna. Die Regierung hatte dafür die Haftbefehle gegen die Kommandanten ausgesetzt. Die Sprecher der Gruppe aus Havanna konnten so unter Begleitung des Internationalen Roten Kreuzes nach Kolumbien einreisen. Auch geladene Gäste aus dem In- und Ausland waren anwesend. Am Mittwoch trafen Vertreter aus Kuba und Norwegen ein, den beiden Ländern, die den Friedensprozess als Garanten begleiten.

Das Ziel der Konferenz war es, die Zustimmung zum Friedensabkommens zu erreichen und die kommenden Schritte hin zu einer legalen politischen Organisation zu planen. Die Zustimmung der einzelnen Regionalvertreter zum Friedensabkommen wurde unter Jubel und Beifall bekanntgegeben. Farc-Anführer Timoleón Jimenez, alias Timochenko, trat in ziviler Kleidung auf und sagte in seiner Eröffnungsrede: "Damit der Frieden in diesem Land Realität wird, muss die Mehrheit der Bevölkerung politisch aktiv werden, auf Basis der sozialen Gerechtigkeit und Demokratie."

In den Tagen der Konferenz sollten alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden, die eine Umwandlung der Guerilla in eine politische Partei notwendig macht, sagt auch Mauricio Jaramillo alias El Médico, einer der sieben Mitglieder des Oberkommandos. Die Vertreter aus 33 Guerillaeinheiten stellten ihre Initiativen für die Zukunft vor und diskutierten den Eintritt in das zivile politische Leben. Starke Bedenken wurden hinsichtlich des Fortbestehens der Paramilitärs geäußert. Allgemein wurde die Untätigkeit der Regierung hinsichtlich der Bekämpfung dieser rechten bewaffneten Strukturen kritisiert.

Teil der Konferenz war auch ein umfassendes Kulturprogramm für die Mitglieder der Farc, von denen viele seit langem nicht mehr in den Genuss solcher Veranstaltungen gekommen waren. Es spielte unter anderem die Reggae- und Hiphop-Band Alerta Camarada und es gab Darbietungen traditioneller kolumbianischer Musik. Hunderte Guerilla-Mitglieder tanzten und feierten ihre Rückkehr in ein ziviles Leben. Auf diesen Teil der Konferenz nahmen viele konservative Medien wie das Nachrichtenportal Desinformémonos in Kolumbien hämisch Bezug und beschwerten sich, dass die "Verbrecher" nun "lachen und tanzen" würden.

Aus vielen Teilen Kolumbiens und der Welt wurden Nachrichten der Solidarität und Unterstützung seitens ziviler Organisationen an die Mitglieder der Farc gesendet.

Laut Angaben der Rebellenorganisation hatten die Teilnehmer keine Probleme bei der Anreise. Sogar die hohen Kommandanten der Guerilla wurden an den Militärposten das erste Mal seit der ersten Konferenz im Jahre 1965 in der Region durchgelassen.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link