Chile / Menschenrechte

Diktaturopfer in Chile erreichen Freigabe von Akten

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Deckblatt des Handbuches der Initiative "Desclasificación Popular"
Deckblatt des Handbuches der Initiative "Desclasificación Popular"

Santiago de Chile. Gut ein Dutzend Opfer des Regimes von Augusto Pinochet (1973-1990) in Chile haben erstmalig eine Freigabe von Akten erreicht. Diese enthalten wichtige Informationen in Zusammenhang mit den Folterungen und Misshandlungen der Menschen, die während der Diktatur von Agenten des Militärregimes verhaftet wurden.

Es ist der erste Fall, in dem der Mantel des Schweigens, der von der chilenischen Regierung über die Dokumente der Militärdiktatur verhängt wurde, gelüftet wird. Ursprünglich sollten sämtliche Akten dieser Zeit durch ein Regierungsdekret von Ex-Präsident Ricardo Lagos bis 2054 unter Verschluss gehalten werden.

Die 15 nun freigegeben Akten, die Fotos, Zeitungsausschnitte, persönliche Informationen und die transkribierten Aussagen der Opfer sowie die Namen der Agenten und Peiniger enthalten, sind ein Teil der Informationen, deren Freigabe die Nationale Kommission für Politische Gefangene und Folterungen ("Comisión Valech") fordert. Die Kommission wurde im Jahr 2003 mit dem Ziel gegründet, die Identität der 40.000 politischen Gefangenen und Folteropfer der Diktatur zu klären.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen kämpfen seit Jahren dafür, dass die Geheimhaltung der Akten aufgehoben wird. Denn die Informationen sind nicht nur vor dem Zugriff der Öffentlichkeit geschützt, sondern ebenso wird verhindert, dass Richter Einblick erlangen.

Präsidentin Michel Bachelet hatte während ihrer Wahlkampagne versprochen, Lösungen in dieser Angelegenheit zu suchen. Allerdings ist es letztendlich der Initiative des chilenischen Künstlers Francisco Tapia (amerika21 berichtete) in Zusammenarbeit mit Journalisten und Anwälten gelungen, den chilenischen Staat juristisch zu zwingen, die Dokumente freizugeben.

Zurzeit warten 50 weitere Opfer auf die Freigabe ihrer Akten und der Künstler hofft, dass viele weitere sich entscheiden, Einsicht zu fordern, um das Netzwerk der Peiniger und deren Identitäten offenzulegen.

Die Initiative wird die Informationen, die von Opfern an sie weitergegeben werden, auf ihrer Internetseite ab dem 15. Dezember dieses Jahres veröffentlichen.

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