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Vertreter von EU und Welternährungsorganisation besuchten Kolumbien

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Seit Jahresbeginn habe es entgegen dem Friedensabkommen 500 Versuche gegeben, Koka-Pflanzungen gewaltsam zu zerstören, berichtet ein Bauernsprecher
Seit Jahresbeginn habe es entgegen dem Friedensabkommen 500 Versuche gegeben, Koka-Pflanzungen gewaltsam zu zerstören, berichtet ein Bauernsprecher

Bogotá. Der Chef der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Union (EU), Neven Mimica, und der Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), José Graziano da Silva, haben im Juli Kolumbien besucht, um die Fortschritte bei der Modernisierung ländlicher Gebiete zu begutachten. Dafür sind mit Unterstützung der EU Projekte in den Bereichen Infrastruktur, Erziehung und kommunale Organisation vorgesehen. Kleine und mittlere Betriebe sollten eingerichtet, finanziert und technisch beraten werden. Auch Hilfen bei erneuerbaren Fonds, Spareinlagen und Krediten für Bauern gehören dazu. Anstelle des Koka-Anbaus soll eine dauerhafte rentable Wirtschaft entstehen.

Die Maßnahmen sind für Gebiete gedacht, die am stärksten von den Kriegsfolgen betroffen sind und in denen am meisten Koka produziert wird. Laut Angaben der Vereinten Nationen hat sich die Anbaufläche zwischen 2015 und 2016 um 52 Prozent auf 146.000 Hektar ausgeweitet.

Nach einem Treffen mit Präsident Juan Manuel Santos, Außenministerin Ángela Holguin und Landwirtschaftsminister Aurelio Irragorri verkündete Mimica neue Pläne: EU und FAO werden demnach zwei Jahre lang technische Hilfe für die landwirtschaftliche Entwicklung leisten.

Auf dem Besuchsprogramm stand auch die “Agroexpo”, wo 21 von der EU unterstützte ländliche Projekte zu sehen waren. Mimica traf zudem mit Kleinbauern und Handwerkern zusammen, die Nutznießer des EU-Programms "Neue Friedenszonen" mit einem Budget von 7,7 Millionen Euro sind.

Die EU hatte im Dezember 2016 "Hilfsmaßnahmen" im Umfang von fast 600 Millionen Euro "für Darlehen, technische Hilfe und Zuschüsse” beschlossen, davon rund 400 Millionen Euro Kredite der Europäischen Investitionsbank. Enthalten ist auch ein Treuhandfonds mit 95 Millionen Euro, in den 19 Mitgliedsstaaten eingezahlt haben. Hinzu kommen 260 Millionen Euro Darlehen der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Präsident Santos hat indes entschieden, die ländlichen Reformmaßnahmen zu halbieren: Im Fall von 50.000 Hektar werden Koka-Pflanzen durch Militär und Polizei vernichtet und vorerst keine Entwicklungspläne umgesetzt werden; in anderen Gebieten wurden 50.000 Hektar für eine alternative Agrarwirtschaft ausgewählt und die Bauern zerstören ihre Pflanzen selbst. Im Friedensvertrag zwischen Regierung Santos und Farc-Guerilla ist nicht vorgesehen, die Koka-Bauern unterschiedlich zu behandeln.

Die Bewohner der Gebiete, für die keine Modernisierungen geplant sind, protestieren gegen das gewaltsame Vorgehen der Sondereinheiten, die ihre Felder zerstören. Es gab bereits Verletzte, einen Toten, mehrere Verschwundene und Gefangennahmen, berichteten Bauern aus Meta. Seit Jahresbeginn habe es 500 Versuche gegeben, Pflanzungen gewaltsam zu zerstören, so der Sprecher der Organisation von Kokabauern, César Jerez. “Die betroffenen Familien fürchten, dadurch den Anspruch auf dauerhafte Ersatzmaßnahmen zu verlieren”, erklärte er. Die Regierungsleute vor Ort drängten sie, einen einmaligen kleinen Schadensersatz anzunehmen und auf Reformprojekte zu verzichten, denn es gebe in ihren Gebieten dafür kein Geld.

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