Peru / Menschenrechte

Menschenrechtsaktivistin "Mama Angélica" in Peru verstorben

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Die am 28. August verstorbene "Mama Angélica" galt als eine der Symbolfiguren im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit der Opfer des bewaffneten Konflikts in Peru
Die am 28. August verstorbene "Mama Angélica" galt als eine der Symbolfiguren im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit der Opfer des bewaffneten Konflikts in Peru

Ayacucho. Die peruanische Menschenrechtsaktivistin Angélica Mendoza, die unter dem Namen Mama Angélica bekannt wurde, ist im Alter von 88 Jahren in ihrer Heimatstadt Ayacucho verstorben. Sie galt als eine der Symbolfiguren im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit der Opfer des bewaffneten Konflikts, der in Peru zwischen 1980 und 2000 herrschte.

Die quechuasprachige Indigene ist vor allem aufgrund ihrer unermüdlichen Suche nach ihrem verschwundenen Sohn Arquímedes bekannt. Dieser wurde im Juli 1983 von Angehörigen des Militärs aus der gemeinsamen Wohnung in Ayacucho in die Militärbasis "Los Cabitos" verschleppt. Als sich Mendoza am nächsten Tag nach ihrem Sohn erkundigte, wurde sie abgewiesen. Auch bei weiteren Versuchen wurde der Verbleib ihres Sohns geleugnet. Eine häufig genutzte Taktik der peruanischen Militärs, um Verdächtige aus dem Weg zu räumen.

In der Militärbasis "Los Cabitos" verschwanden hunderte Menschen. Neben der Basis befindet sich ein Krematorium, in dem die Entführten verbrannt wurden.

Nach dem Verschwinden ihres Sohns gründete Mendoza gemeinsamen mit weiteren Betroffenen die "Organisation der Angehörigen von Entführten, Verhafteten und Verschwundenen" (Anfasep). Diese setzt sich seither für die Rechte der Opfer des bewaffneten Konflikts ein und unterstützt sie beim Kampf um Wahrheit, Gerechtigkeit und Reparation. Auch versorgt Anfasep Kinder, die durch die politische Gewalt ihre Eltern verloren hatten und die Mendoza den bis heute geläufigen Namen Mama Angélica gaben. In Ayacucho betreibt Anfasep heute ein kleines Museum, das an die Gewalt und die Opfer erinnern soll.

Zehn Tage vor Mendozas Tod verurteilte ein peruanisches Gericht zwei Verantwortliche im Fall "Los Cabitos" zu 23 und 30 Jahren Haft. Mit dem Urteil wurden die Gräueltaten innerhalb der Kaserne und die Existenz des Krematoriums erstmals offiziell anerkannt. Zudem wurde der gewaltsame Tod von 53 Menschen, darunter Arquímedes, bestätigt. Den Leichnam ihres Sohns konnte Mama Angélica bis zuletzt nicht finden.

Während des internen bewaffneten Konflikts kamen zwischen 1980 und 2000 insgesamt 69.000 Menschen ums Leben. Rund 15.000 verschwanden im selben Zeitraum. Insbesondere die im Hochland lebende indigene Bevölkerung Perus litt unter der politischen Gewalt.