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Hunderttausende beteiligen sich an Militärübung in Venezuela

Venezuela demonstriert Stärke und "zivil-militärische Einheit". Antwort auf militärische Drohungen aus den USA. Nachbarstaaten militarisieren Grenzgebiet

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Mehrere Hundertausende Venezolaner werden am Wochenende an einer Militärübung zur "zivil-militärischen Einheit" teilnehmen
Mehrere Hundertausende Venezolaner werden am Wochenende an einer Militärübung zur "zivil-militärischen Einheit" teilnehmen

Caracas. An einer großangelegten Militärübung in Venezuela werden sich dieses Wochenende Hunderttausende Militärs und Zivilisten beteiligen. Dies sagte der Chef des strategisch-operativen Kommandos der venezolanischen Streitkräfte, Remigio Ceballos. Das Manöver ist auch eine Reaktion auf militärische Drohgebärden der USA.

An der Übung "Unabhängigkeit 2018" am 24. und 25. Februar werden laut Ceballos 168.000 Angehörige der Streitkräfte, rund 300.000 Milizionäre und über eine halbe Million Nachbarschaftsgruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft teilnehmen. "Die zivil-militärische Einheit ist unsere große Stärke", sagte Ceballos, der eine "Mobilisierung des gesamten Volkes zur Verteidigung des Landes" ankündigte.

In Venezuela ist die Beteiligung ziviler Gruppen seit einigen Jahren Bestandteil der nationalen Verteidigungsdoktrin, die unter den Begriffen "integrale Verteidigung" und "zivil-militärische Einheit" ein gemeinsames Vorgehen von regulären Streitkräften, Volksmilizen und zivilen Gruppen im Falle einer ausländischen Intervention konzipiert hat.

Die zivil-militärische Operation dürfte eine Reaktion auf jüngste Drohungen aus den USA sein. Im vergangenen August hatte US-Präsident Donald Trump in einer öffentlichen Erklärung explizit eine "militärische Option" für Venezuela in Betracht gezogen. Anfang Februar sorgte dann US-Außenminister Rex Tillerson für Unruhe, als er kurz vor einer Lateinamerikareise die Möglichkeit eines Militärputsches in Venezuela erörterte. Der letzte Putschversuch in Venezuela gegen Präsident Hugo Chávez im Jahr 2002 war von den USA mehr oder weniger offen unterstützt worden.

Unmittelbar nach Tillersons Reise durch mehrere lateinamerikanische Staaten, während der er mit Kritik an Venezuela nicht sparte, besuchte zudem der Kommandeur des Südlichen Kommandos der Vereinigten Staaten (Southcom) die kolumbianisch-venezolanischen Grenzregion. Das Southcom ist das regionale Kommandozentrum der US-Streitkräfte für Südamerika und die Karibik. Es koordiniert alle Truppenbewegungen und -einsätze der USA in dieser Weltregion.

In den vergangenen Tagen haben zudem weitere Nachbarstaaten an der Grenze zu Venezuela zusätzliche Truppen stationiert. Am 12. Februar kündigte Brasiliens De-facto-Regierung an, die Anzahl der Militärs an der Grenze zu Venezuela zu verdoppeln. Verteidigungsminister Raúl Jungmann begründete dies mit der Präsenz zahlreicher venezolanischer Emigranten in brasilianischen Grenzstädten. Auch das westliche Nachbarland Guyana gab letzten Sonntag eine Aufstockung des Truppenkontingents an der Grenze und die Einrichtung neuer Patrouilleneinheiten bekannt. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte bereits Anfang Februar unter anderem 3.000 Militärs und Polizisten an mehr als 250 Grenzpunkten positioniert und die Region militarisiert.

Angesichts der angespannten Lage betonte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro mit Blick auf die Übung "Unabhängigkeit 2018", sein Land wolle der Welt demonstrieren, dass Venezuela "ein Land der Unabhängigkeit, der Würde und des Friedens" sei. "Wir werden niemals akzeptieren, dass ausländische, imperialistische Militärstiefel den Boden Venezuelas betreten", sagte Maduro.

Die aktuelle Übung in Venezuela hat jedoch nicht allein militärische Bedeutung. Wie Ceballos betonte, werden im Rahmen von "Unabhängigkeit 2018" auch Operationen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Warenschmuggel an der Grenze und gegen Aktivitäten paramilitärischer Gruppen durchgeführt.