Weltwirtschaftsforum in Davos: Flop für Jair Bolsonaro

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Er war bemüht: Bolsonaro bei Rede über Brasilien in Davos
Er war bemüht: Bolsonaro bei Rede über Brasilien in Davos

Davos. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat es auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) im Schweizerischen Davos nicht geschafft, sich nach einem extrem polarisierenden Wahlkampf als seriöser Politiker zu inszenieren. Das Treffen von rund 3.000 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat einen erklärten Weltverbesserungsanspruch: Ein Eröffnungsredner mit dem Ruf, homophob und rassistisch zu sein, passte offenbar nicht dazu.

Am Dienstag hatte Bolsonaro mit drei seiner Minister eine Pressekonferenz verlassen. Er floh geradezu, um möglichen Frage von Journalisten zu einem Skandal um seinen Sohn Flávio zu entkommen. Gegen den ältesten Sohn des Präsidenten wird gerade wegen dubioser Geldtransaktionen ermittelt, er steht in Brasilien unter Korruptionsverdacht.

Die versammelte Wirtschaftselite in Davos empfing Jair Bolsonaro kühl, als er die Bühne betrat, um seine Eröffnungsrede zu halten. Dabei gab sich der als polternd bekannte brasilianische Präsident ungewohnt zahm. Er sprach von den Plänen seiner Regierung,die Steuern zu senken, die Wirtschaft zu privatisieren und an fairen Handelspraktiken festzuhalten – mit dem Ziel ausländisches Kapital anzuziehen. Dabei blieb er in seiner Rede unkonkret. Seine ungewöhnlich kurze Rede – von 30 Minuten Redezeit nahm er nur rund 15 Minuten in Anspruch – glich einem Werbespot: "Ich möchte, dass sie uns mit ihren Familien besuchen kommen und sich dabei sicher fühlen", las er vom Telepromter ab. Er beendet seine Rede mit dem Wusch nach Frieden und Freiheit für alle und seinem Leitspruch: "Gott über allem".

Dass Bolsonaro in der Schweiz unerwünscht ist,hatten brasilianische Oppositionelle mit einer ironischen Geste bei Ankunft des Präsidenten in Europa klar gemacht.

Vor Bolsonaros Hotel traf sich eine Gruppe (#somosresistência), um den ultrarechten Staatschef und seiner Delegation ein ganz eigenes Willkommensgeschenk zu überreichen: Einen Obstkorb voller Orangen. Die Aktivisten spielten damit auf den Begriff "laranja" (Orange) an, ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine Person, über die Schwarz- oder Schmiergelder transferiert werden. Auf einer Grußkarte stand: "Grüße von Queiroz". Queiroz ist der Vertrauensmann des Bolsonaro-Clans in Rio de Janeiro,über dessen Privatkonto dubiose Geldzahlungen geflossen sind. Der Fall wird polizeilich untersucht und hat dem erklärten Korruptionsgegner Bolsonaro vom ersten Tag seiner Präsidentschaft an, dem 1. Januar 2019, ein gravierendes Glaubwürdigkeitsproblem eingebracht.

Die konservative Tageszeitung "Die Welt", die über Jair Bolsonaros ersten Auslandauftritt in Davos berichtete, zitiert einen deutschen Konzernchef der am Rande des Weltwirtschaftsfoums seinen Eindruck über den neuen brasilianischen Präsidenten in Worte fasst: "Da ist sie wieder, die Banalität des Bösen."