Washington/Cúcuta/Curaçao. Erneut haben die USA "Hilfsgüter" nach Cúcuta in Kolumbien nahe der venezolanischen Grenze geschickt, wie aus einem Bericht an den US-amerikanischen Kongress hervorgeht. Das Neue daran: Die 250 Tonnen Güter erreichten Cúcuta, wo bereits mehrere Lieferungen lagern, gestern Nachittag mit dem amerikanischen Militärflugzeug Boeing C-17 Globemaster III. Damit setzen die USA erstmalig das Militär für eine Hilfsgüterlieferung an Venezuela ein. Gegen 15.00 Uhr Ortszeit landete ein weiteres Militärflugzeug aus einer Airbase in Florida an der kolumbianischen Grenze zu Venezuela. Weitere Flüge sind angekündigt, gaben die kolumbianische Regierung und der selbsternannte Interimspräsident Venezuelas, Juán Guaidó, gemeinsam bekannt.
Darüber hinaus erhöhen die USA ihre militärische Präsenz rund um Venezuela auch anderweitig. So besuchte Admiral Craig Faller, Chef des amerikanischen Kommandos für Lateinamerika und in der Karibik (Southcom), bereits die Nachbarstaaten Kolumbien und Brasilien sowie die 80 Kilometer nördlich von Venezuela gelegene niederländische Karibikinsel Curaçao. Zweck der Besuche nach offiziellen Angaben: Organisation und Lagerung von Hilfsgütern. Passend dazu kündigte nun der niederländische Außenminister Stef Blok an, dass auf Curaçao ein Lager für Hilfsgüter geplant ist, mit Unterstützung der USA und Guaidó.
Außerdem, so schreibt Militärexperte Tom Rogan für den Washington Examiner, scheint US-Präsident Donald Trump bis zum 23. Februar militärische Kräfte nach Kolumbien entsenden zu wollen. An dem Tag soll laut Guaidó zudem die Frist ablaufen, um die angeblich gestoppten Hilfslieferungen nach Venezuela einzuführen. Rogan stützt seine Aussage damit, dass die Flugzeugträger USS Theodor Roosevelt und USS Boxer schon an Orten stationiert wurden, von wo aus sie binnen etwa einer Woche kolumbianische Gewässer erreichen würden und somit nur 400 Kilometer entfernt von Venezuela wären. Zudem beherberge die USS Boxer die 11. Expeditionseinheit der US-Marine, die sehr gut geeignet wäre, "um Interessen der USA und Kolumbiens entlang der venezolanischen Grenze zu verteidigen".
Kritik an dem Vorwand der humanitären Hilfe kommt erneut aus Kuba, Russland und China. Die humanitäre Intervention sei demnach möglicherweise eher eine verdeckte Militäroffensive, heißt es aus Kuba. Das würde auch die Bewegungen von militärischen Transportflugzeugen in Richtung Puerto Rico, San Isidro (Dominikanische Republik) und weitere strategisch günstige Karibikinseln zwischen dem 6. und 10. Februar belegen, wie das kubanische Außenministerium bekannt gab. Daher ruft Kuba die internationale Staatengemeinschaft auf, dieses Vorhaben und somit eine gegebenenfalls daraus resultierende Militäroffensive zu verhindern.
Russland vermutet in der US-Offensive ebenfalls die Intention, Einfluss in dem südamerikanischen Land zu nehmen und warnte vor möglichen Opfern. So sei die Idee des Machtwechsels offensichtlich mehr und mehr Priorität des Westens. Weiteres Militär einzusetzen sei eine zunehmend negative Entwicklung, so der russische Botschafter Vassily Nebenzia vor der UN in New York.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Geng Shuang, verurteilte bei einer Pressekonferenz erneut jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas und betonte, China werde die Beziehungen zu dem südamerikanischen Land wie bisher aufrechterhalten. Er reagierte damit auch auf die Aufforderung von Kolumbiens Präsident Iván Duque, China solle sich vom venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro abwenden und Guaidó anerkennen. Chinas Regierung hatte sich nach dessen Selbsternennung hinter Maduro gestellt und im UN-Sicherheitsrat gemeinsam mit Russland ein Veto gegen die Resolution der Regierung Trump zur "vollen Unterstützung" von Guaidó eingelegt.