In Kolumbien wird täglich ein politischer Mord verübt

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Yordan Tovar war Gewerkschafter und Mitglied von Marcha Patriótica
Yordan Tovar war Gewerkschafter und Mitglied von Marcha Patriótica

Puerto Guzmán. Am 16. Januar ist der Gewerkschafter Yordan Tovar in der Provinz Puerto Guzmán im südkolumbianischen Departamento Putumayo ermordet worden. Er war Vorstandsmitglied der lokalen Landarbeiter-Gewerkschaft SINTCAFROMAYO und befand sich am Abend im Gewerkschaftsladen des Dorfes Puerto Vega Teteyé, als Bewaffnete auftauchten und mehrfach auf ihn schossen.

Die Provinz Puerto Guzmán verzeichnet seit Jahresbeginn einen Anstieg der Gewalt. Tovar ist bereits das dritte Opfer. Am 7. Januar traf es die bekannte Aktivistin Gloria Ocampo. Die 37-Jährige war Mitglied der Nachbarschaftsräte und hatte gegen den Anbau von Drogenplantagen gekämpft. Paramilitärs hatten sie deshalb zum "militärischen Ziel" erklärt. Am folgenden Tag wurden zwei weitere Mitglieder der Nachbarschaftsräte erschossen, einem dritten, Arturo Tovar Collazos, gelang die Flucht. "Sie töten die Nachbarschaftsräte und Anführer im Departamento und im ganzen Land. Es ist sehr traurig zu wissen, dass sie diejenigen töten, die sich in einer Gemeinde zur Wehr setzen", erklärte er.

Hintergrund der Gewaltspirale sei ein Kampf um Ländereien, der zwischen Dissidenten der 1. Front der Farc-Guerilla und Paramilitärs ausgetragen werde, so Leidy Cruz, Beamtin der Stadt Puerto Guzmán gegenüber der Zeitung Semana

Am 13. September waren in der zur Provinz gehörenden Gemeinde Galilea etwa 100 Schwerbewaffnete aufgetaucht, die nach Aussagen von Anwohnern zum sogenannten Sinaloa-Clan gehören. Damals erschossen sie drei Menschen und forderten hohe Summen Geld von "bekannten Persönlichkeiten der Gesellschaft". Es wird vermutet, dass sie mit dem Geld ihre paramilitärische Gruppe ausbauen wollen. Betroffen von den Auseinandersetzungen sind über 4.500 Quadratkilometer, in denen sich 184 Siedlungen und vier indigene Schutzgebiete befinden.

Yordan Tovar war auch Mitglied der sozialen Bewegung Marcha Patriótica. Seit Amtsantritt der Regierung von Präsident Iván Duque im August 2018 wurden bereits 44 Mitglieder der Bewegung getötet, seit 2011 waren es über 200.

In diesem Jahr sind in Kolumbien bereits 21 Aktivisten ermordet worden, das ist mehr als ein Mensch pro Tag.