Zürich/Buenos Aires. Ende Januar hat der Stiftungsrat des Weltfußballverbands FIFA das ehemalige argentinische Staatsoberhaupt Mauricio Macri zum Präsidenten der renommierten und gut dotierten FIFA-Stiftung ernannt. In Argentinien hat die Ernennung Empörung ausgelöst.
Macri, der von 2015 bis 2019 argentinischer Staatspräsident und zuvor bereits Bürgermeister von Buenos Aires war, hat nicht nur politisch Karriere gemacht, sondern auch als Fußballfunktionär. Von 1995 bis 2007 war er Präsident von Boca Juniors. In dieser Zeit holte der beliebte Hauptstadtclub siebzehn Titel, davon elf auf internationaler Ebene.
Die FIFA-Stiftung steckt noch in den Kinderschuhen. Sie wurde 2018 als unabhängige Institution gegründete, um soziale Anliegen der FIFA zu unterstützen. Weltmeister Youri Djorkaeff ist Geschäftsführer und verwaltet das mit 100 Millionen US-Dollar dotierte Programm "Football for School". Hinzukommen sollen Spenden von rund einer Milliarde für Bildungsprogramme, die von Unterstützern aus aller Welt eingesammelt werden.
FIFA-Präsident Gianni Infantino, der zugleich auch Stiftungsratspräsident ist, erklärte: "Mauricio hat das ideale Profil für die Leitung dieses Projekts, das den Fußball in den Dienst der Gesellschaft stellen will. Dank seiner Erfahrung an der Spitze einer großen Nation ist er sich der zentralen Rolle bewusst, die die Bildung für die Zukunft unserer Gesellschaft spielt."
Mauricio Macri weiß das Lob entsprechend zu erwidern: "Ich danke Präsident Infantino für das Vertrauen und die Chance, mich für die drei Dinge zu engagieren, die mir am meisten am Herzen liegen: Bildung, Fußball sowie die Jugend und deren Aussicht auf eine bessere Zukunft." Weiter hebt der frühere Regierungschef auf seine Leistungen während der G-20-Präsidentschaft ab, als er bereits den Wert des Fußballs für Millionen von Kindern erwähnt habe, die davon "im Beruf und auch sonst für ihr ganzes Leben profitieren, zum Beispiel Teamgeist, Disziplin und Respekt lernen. Der Fußball hilft zudem bei der Bekämpfung komplexer Probleme wie Gewalt, Drogenmissbrauch und Fettleibigkeit." Zum Schluß seiner Äußerungen schlug er einen großen Bogen und sagte: "Diese Ernennung gebührt auch Argentinien, das diesem großartigen Sport so viel gegeben hat und weiterhin gibt: famose Legenden, sporthistorische Ereignisse und Fans, die auf der ganzen Welt für Stimmung sorgen."
In Argentinien mögen ihm da so Recht viele nicht folgen, im Gegenteil: Selbst der argentinische Fußballverband (AFA), der ebenso wie die FIFA einiges auf dem Kerbholz hat, zeigte sich empört und bezeichnete die Ernennung Macris als “unangemessen”. Klar heraus sagte der aktuelle Präsident von Boca Juniors, Jorge Amor Ameal: "Die FIFA-Chefs sollten sich zuerst mit uns AFA-Chefs beraten. Ich bin mit der Ernennung nicht einverstanden, die politischen Führer müssen Politik machen und die FIFA ist kein Trostpreis." Noch deutlicher und auf den Punkt meldete sich der frühere Sportminister Claudio Morresi zu Wort: "Das Gemeinschaftsprogramm der FIFA-Stiftung unterstützt Organisationen, die den Fußball als Instrument für den sozialen Wandel nutzen, um das Leben junger Menschen zu verbessern. Was für eine Verantwortungslosigkeit der FIFA, die Präsidentschaft zu übernehmen, die 60 Prozent der argentinischen Jugend in die Armut geführt hat.”