Virtueller Schweigemarsch zum Gedenken an Opfer der Diktatur in Uruguay

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Aufruf zum Schweigemarsch 2020  ‒ dieses Jahr virtuell
Aufruf zum Schweigemarsch 2020 ‒ dieses Jahr virtuell

Montevideo. Aufgrund der Corona-Pandemie ist der diesjährige Schweigemarsch in Uruguay am 20. Mai virtuell abgehalten worden. Dieser Marsch zur Erinnerung an die Opfer der Diktatur (1973-1985), der seit 1996 von der Organisation "Mütter und Familienangehörige von Verschwundenen" (Famidesa) organisiert wird, hat in diesem Jahr unter dem Motto "Sie sind Erinnerung. Sie sind anwesend. Wo sind sie?" stattgefunden.

Das erste Mal in 24 Jahren konnte der Marsch nicht wie üblich durchgeführt werden. Tausende Menschen, die sonst auf die Straße gehen, um an die Diktaturopfer zu erinnern, Wahrheit einzufordern und gegen die Straflosigkeit der Täter zu protestieren, trafen sich diesmal über verschiedene Kanäle.

Alba González, eine der Organisatorinnen, sagte im Vorfeld: "Diese besondere Situation hat in gewisser Weise die emotionale Nähe erhöht und das Engagement unzähliger Landsleute verdoppelt, die es mit ihrer Sensibilität geschafft haben, den Mai zu einem Monat der Erinnerung zu machen."

In der Hauptstadt Montevideo erinnern Schwarz-Weiß-Porträts an die Verschwundenen und Graffiti und Plakate verweisen auf die Toten.

Für Familienmitglieder "hat der Marsch bereits begonnen", wie Alba González auf der Pressekonferenz am Dienstag mitteilte. Diese trugen zum Zeichen ihrer Erinnerung bereits zuvor mit Gänseblümchen verzierte Taschentücher und Masken.

Viel spielte sich diesmal über soziale Netzwerke ab. Unter den Hashtags #marchadelsilencio2020 oder #marchadelsilenciopresente wurden Teilnehmer aufgefordert, Fotos in Schwarz-Weiß zu posten. für Instagram wurde eigens ein Filter gebaut, der eine schwarze Gesichtsmaske mit dem Wort "vorhanden" in Weiß simuliert. Zudem wurden Freunde und Verwandte aufgefordert, Banner oder Plakate an Häusern und in Arbeitsräumen aufzuhängen, um die Erinnerung aufrechtzuerhalten.

Der Aktionstag am 20. Mai begann bereits um zehn Uhr. Mitglieder von Famidesa platzierten vor dem 13. Infanteriebataillon, von wo aus das Geheimzentrum "300 Carlos" operierte, ein Banner mit dem Slogan des Marsches "Sie sind Erinnerung. Sie sind anwesend. Wo sind sie?"

Die Strecke, auf der der Schweigemarsch üblicherweise entlang führt, wurde ab 18 Uhr komplett gesperrt. Keine Fahrzeuge, keine Personen durften den Abschnitt von Rivera und Jackson zur Plaza Libertad betreten. Die Idee dahinter: Anstelle Tausender schweigender Menschen, die dort entlang marschieren, herrschte diesmal Leere und absolute Stille.

Gegen 18:30 Uhr wurde ein riesiger Bildschirm entlang der Route transportiert, der die Bilder der Verschwundenen übertrug und zum Plaza Libertad fuhr, empfangen von den Schwarz-Weiß-Fotos der Verschwunden, die von Stöcken gehalten wurden.

Im Anschluss daran begann die Mobilisierung von zu Hause aus. Die Organisatoren hatten in den sozialen Netzwerken und Medien (Plattformen von Müttern und Familien und APU bei YouTube, Instagram, Facebook, Kanal 5 TNU, Radio Uruguay und seine Repeater, TV City, Radio M24, Emisora Del Sol, Radio El Espectador, Multimedio Plural , Radio Cooperativa CX 30 Radio CX 42 und die AMARC-Sender) ein Video ausgestrahlt, in dem alle Verschwundenen mit Bild und Namen genannt und als "anwesend" bezeichnet werden.

Auch in anderen Landesteilen Uruguays wurde der Opfer gedacht und sogar weltweit beteiligten sich Menschen an dem virtuellen Schweigemarsch.