Mexiko-Stadt. Wie jedes Jahr führen verschiedene Menschenrechtsorganisationen wieder die Kampagne "43 Tage für die 43" (43 dias por los 43) durch, die am vergangenen Freitag begann. Sie erstreckt sich über mehrere Wochen hinweg, bis zum 26. September, dem eigentlichen Jahrestag des Verschwindens der Lehramtsstudenten. Auf diese Art und Weise soll die große Bedeutung von Wahrheit und Gerechtigkeit in dem Fall erneut hervorgehoben werden.
Seit sich deren Verschwindenlassen zum ersten Mal jährte, wird die besagte Kampagne durchgeführt. Treibende Kräfte sind hierbei von Beginn an die Menschenrechtszentren CentroProdh, Fundar, Serapaz und Tlachinollan. Auch weitere Organisationen, sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene, leisten ihren Beitrag. Die Familienangehörigen sollen damit bei der Suche nach den 43 wie auch in ihrer Forderung nach Aufklärung und Bestrafung der Verwantwortlichen unterstützt werden.
Die Aktion läuft dieses Jahr unter dem Motto "Ay6tzinapa: der Wahrheit entgegen" (Ay6tzinapa: Hacia la verdad). Als Symbol wurde dafür eine Spirale in Form einer Meeresschnecke gewählt. Die nach innen, ins Zentrum gerichtete Windung soll für die Annäherung an und die Kenntnis der Wahrheit stehen, während die nach außen gerichtete deren mögliche Auswirkungen symbolisiert. Zugleich steht die sechs für den sechsten Jahrestag des Geschehnisses.
Die Kampagne wird mittels Videos, Meinungsbeiträgen, Podcasts und Musik durchgeführt. Dabei sollen auch Forderungen derer, die die 43 unermüdlich weitersuchen, miteinbezogen werden. Journalisten des Kollektivs "Marchando con letras" werden die Namen aller 43 Verschwundener nennen und aus dem Buch "La travesía de las tortugas“ vorlesen, das die Leben der verschwundenen Studenten aus Sicht der sie Suchenden ausschnittweise beleuchtet.
In den Fall Ayotzinapa ist in den vergangenen Monaten wieder mehr Bewegung gekommen. So nahm die Interdisziplinäre Gruppe unabhängiger Experten (Grupo Interdisciplinario de Expertos Independientes, GIEI) wieder ihre Arbeit auf, zahlreiche Haftbefehle wurden erwirkt.
Es konnten Erkentnnisse erzielt werden, welche die von offizieller Seite früher behauptete "historische Wahrheit" unglaubwürdiger und widersprüchlicher erscheinen lassen. Anhand menschlicher Überreste wurde einer der verschwundenen Jugendlichen identifiziert. Diese wurden jedoch fernab der Mülldeponie von Cocula gefunden, wo laut Ex-Präsident Enrique Peña Nieto die Lehramtsstudenten von Kartellmitgliedern ermordet worden seien.
Auch traf das amtierende Staatsoberhaupt, Andrés Manuel López Obrador, erst vor kurzem die Eltern der 43 Verschwundenen, um über den neusten Stand der Ermittlungen zu informieren. Dem Fall wird folglich wieder vermehrt Aufmerksamkeit zuteil.