Peru / Brasilien / Ecuador / Soziales

Peru: In der Amazonas-Stadt Iquitos Hoffnung auf Herdenimmunität gegen SARS-Cov-2

amazonas-stadt_iquitos.jpeg

Bis zu 75 Prozent der Einwohner der Amazonas-Stadt Iquitos könnten bereits über Antikörper gegen Covid-19 verfügen.
Bis zu 75 Prozent der Einwohner der Amazonas-Stadt Iquitos könnten bereits über Antikörper gegen Covid-19 verfügen.

Iquitos et al. Verantwortliche im Gesundheitswesen in der peruanischen Amazonas-Region sind mit der These an die Öffentlichkeit getreten, dass in der Provinzhauptstadt Iquitos bereits eine Herdenimmunität gegen SARS-Cov2 erreicht worden sein könnte. Nach katastrophalen krisenhaften Monaten gingen die Fälle zuletzt stark zurück. Vertreter von Indigenen-Verbänden aus der Region beklagen indes eine Vernachlässigung durch die jeweiligen Regierungen in der Pandemie.

Der Direktor der regionalen Gesundheitsbehörde des peruanischen Amazonas-Departamentos Loreto, Carlos Calampa del Águila, verkündete die Ergebnisse einer Erhebung zur Seroprävalenz von Antikörpern gegen Covid-19 in der Provinzhauptstadt Iquitos: "Die erste Stichprobe ergab, dass sich 70 Prozent der Bevölkerung, die sich in Iquitos auf 550.000 Einwohner beläuft, bereits mit dem Virus infiziert haben." Eine zweite Stichprobe ließe sogar davon ausgehen, dass bereits 75 Prozent der Bevölkerung über Antikörper verfügten.

Die Auswertung der Studie, die demnächst veröffentlicht werden soll und auf Proben vom Juli und August beruht, deutet laut Calampa del Águila darauf hin, dass Iquitos die Stadt mit der höchsten Immunität weltweit wäre. Neue Todesfälle gebe es kaum noch. "Es gibt nur einen Patienten am Beatmungsgerät. Neuaufnahmen von Patienten werden nicht mehr berichtet. Die Situation ist sehr kontrolliert", so der Gesundheitsfunktionär.

Auch César Cárcamo, Epidemiologe des peruanischen Gesundheitsministeriums, unterstützt diese These: Man habe einen starken "Anstieg und Abfall" der Fälle beobachten können. Der Fachmann warnte gleichzeitig, dass in anderen Regionen die Situation nicht vergleichbar sei. Laut offiziellen Statistiken sind in Loreto bislang 945 Menschen an dem Virus verstorben, doch die Dunkelziffer könnte wesentlich höher sein. In den Monaten der Pandemie wurde allein bis zum August eine siebenfache "Übersterblichkeit" im Vergleich zu den Vorjahreswerten registriert.

Ähnliches berichtete jüngst die österreichische Zeitung Der Standard über eine Studie aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus. Hier gingen Schätzungen von einer Immunität zwischen 44 und 66 Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus aus. Dass dabei trotz vieler Todesfälle die Infektionssterblichkeit mit "nur" 0,28 Prozent beziffert wird, liege an der jungen Altersstruktur der Stadt. Das könnte wiederum auch die vergleichsweise niedrigen Opferzahlen im peruanischen Iquitos erklären, wo eine ähnliche Demografie vorherrscht.

Indigenen-Vertreter in der Region zeigen sich dagegen weiterhin alarmiert: "Wir brauchen dringend eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen", klagt Lizardo Cauper, Präsident der inter-ethnischen Vereinigung für die Entwicklung des peruanischen Regenwalds. Für die knapp eine halbe Millionen Indigenen im Amazonas-Gebiet Perus und Ecuadors fordert er eine bessere medizinische Versorgung in der Covid-19-Pandemie. Auch Fragen der ökonomischen Krisenbewältigung und des Umweltschutzes müssten von den Regierungen im Zuge der Bekämpfung der Folgen der Pandemie berücksichtigt werden.