Präsident von Venezuela fordert alternatives globales Finanzsystem

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Der russische Botschafter Melik-Bagdasarov und Präsident Maduro
Der russische Botschafter Melik-Bagdasarov und Präsident Maduro

Caracas. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat zur Schaffung eines neuen internationalen Währungs- und Finanzsystems aufgerufen, "das nicht für politische Erpressung benutzt wird und zu dem alle Länder der Welt gleichberechtigten Zugang haben".

Das neue System müsse stabil sein, allen Umständen eines Weltkonflikts standhalten und respektiert werden, sagte der Präsident bei einem Zusammentreffen mit Diplomaten in Caracas.

Er verwies darauf, dass Venezuela aus dem Swift-System “aus ideologischen und politischen Gründen ausgeschlossen wurde, um die Regierung zu stürzen, um eine wirtschaftliche Katastrophe herbeizuführen". Swift (Society for World Interbank Financial Telecommunication) ist eine Plattform, die rund 11.000 Finanzinstitute in mehr als 200 Ländern verbindet und als Grundlage des internationalen Finanzsystems dient.

Maduro erinnerte daran, dass sein Land durch die 2017 verhängten US-Sanktionen daran gehindert wird, sein Rohöl an Unternehmen und Einzelpersonen zu verkaufen, die das von den USA dominierte Finanzsystem nutzen. In den letzten fünf Jahren wurden mehr als 500 Sanktionsmaßnahmen gegen Venezuela verhängt.

Weiter erklärte er, dass das Brics-Bündnis, dem derzeit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika angehören, ein neues Finanzsystem schaffen werde, das darauf abziele, "ein wichtiger Akteur in der Welt zu sein, die gerade entsteht".

Die Brics-Staaten hätten wichtige Initiativen für die Gestaltung eines neuen Finanz- und Währungssystems ergriffen, "das die Türen für alle Länder der Welt öffnet und das internationale Bankwesen nicht als politisches Instrument für Angriffe benutzt", fügte er hinzu.

Im Jahr 2019 hatte Maduro bekanntgegeben, seine Regierung erwäge, sich dem russischen Zahlungssystem Mir anzuschließen. Kürzlich sagte der russische Botschafter in Venezuela, Sergej Melik-Bagdasarov, dass die Regierungen beider Länder Schritte unternehmen, um Venezuela an Mir anzuschließen und die entsprechende Zahlungskarte in Venezuela zu nutzen. Damit sollten Alternativen zu Swift geschaffen und die Wirtschaftsblockade der USA, Kanadas und der Europäischen Union umgangen werden.

Der Ökonom Tony Boza sagte dazu, die Mir-Karte könne die derzeit im Land vorhandenen Zahlungsmittel stärken. "Venezuela macht seit einigen Jahren Fortschritte bei den digitalen Zahlungssystemen. Mit der Aufnahme der Mir würden die Zahlungsmechanismen im Land kompatibler und wir hätten mehr Unabhängigkeit, um die Sphären des Dollars loszuwerden", merkte er an.

Das von den USA dominierte internationale Finanzsystem, "ist heute nicht mehr dasselbe wie vor zwei Jahrzehnten". Wenn die USA Maßnahmen gegen Russland und China ergriffen, "zwingt dies den Rest der Welt, nach Alternativen zu suchen", so Boza weiter.

2017 hatte die russische Zentralbank das Mir als nationales Zahlungssystem eingeführt. Boza schloss nicht aus, dass das Mir in Venezuela kurzfristig "von natürlichen Personen, kleinen Unternehmen des Privatsektors und anderen Einrichtungen genutzt werden wird".

Russland ist nicht das einzige Land, das neue Zahlungsverfahren entwickelt hat, auch China hat seit 20 Jahren das von seiner Zentralbank verwaltete Zahlungssystem Union Pay in Betrieb.

Vergangene Woche haben indes Russland und Indien ein Zahlungsverkehrssystem eingerichtet, das in ihrem bilateralen Handel genutzt werden und eine Alternative zur Swift-Plattform bieten soll. Dies berichtete die indische Zeitung The Economic Times.

Nach dem Einmarsch der Russischen Föderation in der Ukraine wurden sieben russische Banken vom Swift-System ausgeschlossen.