Werden jetzt die Sanktionen gegen die Erdölindustrie von Venezuela aufgehoben?

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Heiß begehrt bei Nato-Staaten: Öl aus Venezuela (PDVSA-Raffinerie in Amuay)
Heiß begehrt bei Nato-Staaten: Öl aus Venezuela (PDVSA-Raffinerie in Amuay)

Caracas. Forderungen aus französischen Regierungskreisen und der Besuch einer US-Delegation in Caracas Anfang der Woche haben Erwartungen über eine baldige Lockerung der Sanktionen der USA gegen das südamerikanische Land geweckt.

Die venezolanische Regierung hat hochrangige Gesandte von US-Präsident Joe Biden empfangen. Dies bestätigte Staatschef Nicolás Maduro am Montag im staatlichen Fernsehen. Zu der Delegation gehörten auch der in Bogotá ansässige Botschafter der USA für Venezuela, James Story, und der Beauftragte für Geiselangelegenheiten, Roger Carstens.

Während US-Regierungsvertreter erklärten, der Besuch sei lediglich Teil der Bemühungen um die Freilassung von US-Bürgen gewesen, betonte Maduro, dass es sich um die Weiterführung der Gespräche vom März handelte: "[Parlamentspräsident] Jorge Rodríguez empfängt eine wichtige Delegation der US-Regierung, um die bilaterale Agenda zwischen der US-Regierung und der venezolanischen Regierung weiter zu verfolgen", sagte Maduro. Es würden "diverse Themen" behandelt.

Bei dem Treffen am 5. März ging es Berichten zufolge um die Rückkehr von venezolanischem Rohöl auf die US-Märkte nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen gegen Moskau. Infolge der Gespräche kamen zwei der sechs Manager der US-Tochterfirma Citgo der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA frei, die wegen Veruntreuung und Korruption zu Haftstrafen verurteilt wurden. Das US-Außenministerium bestritt damals ebenfalls, dass ihre Freilassung mit einem Ölgeschäft verbunden war.

Der aktuelle Besuch der US-Delegation findet inmitten der Bemühungen der Regierungen der USA und der Europäischen Union statt, eine Lösung für die sich anbahnende Energiekrise zu finden. Anfang Juni hatte das US-Außenministerium bereits den Ölkonzernen Eni (Italien) und Repsol (Spanien) grünes Licht für die Wiederaufnahme von Lieferungen venezolanischen Erdöls gegeben (amerika21 berichtete). Die Regierung Biden wolle der EU dabei helfen, die Abhängigkeit von Russland zu verringern, so eine Reuters-Meldung.

Frankreich forderte laut Medienberichten am Rande des G7-Gipfels in Elmau eine Diversifizierung der Erdöl-Lieferquellen, um den Engpass bei den Energielieferungen aufgrund der Sanktionen gegen die Russische Föderation zu mildern. Dazu sollten auch Gespräche mit Produzentenländern wie dem Iran und Venezuela geführt werden. Gegen die Islamische Republik Iran haben die USA ebenfalls Sanktionen verhängt.

Es gebe einen "Knoten", der gelöst werden müsse, "um iranisches Öl wieder auf den Markt zu bringen. (…) Wir haben venezolanisches Öl, das ebenfalls auf den Markt zurückkehren muss", sagte ein Mitarbeiter des französischen Präsidialamtes, der anonym bleiben wollte, gegenüber Reportern. "Wir wollen, dass die Förderländer vorübergehend deutlich mehr produzieren, um den Höhepunkt der Krise zu überwinden", so ein weiterer Beamter.

Maduro bezog sich in seiner TV-Ansprache am Montag direkt darauf und erklärte, man wolle die Energiegeschäfte nicht nur mit Frankreich, sondern auch mit dem Rest der Welt jederzeit wieder aufnehmen: "Präsident Macron, Venezuela ist bereit, alle französischen Unternehmen zu empfangen, die kommen wollen, um Öl und Gas für den europäischen Markt, den Weltmarkt zu produzieren. Wir sind darauf vorbereitet, bereit und willens, dies zu tun", sagte er.

Die Regierung Venezuelas hatte mehrfach erklärt, die Öllieferungen wieder aufzunehmen, sobald die einseitigen Zwangsmaßnahmen aufgehoben werden. Die Erdölindustrie des Landes wurde durch die US-Sanktionen seit 2017 ‒ finanzielle Maßnahmen gegen PDVSA, ein Ölembargo und sekundäre Sanktionen ‒ weitgehend lahmgelegt. Caracas produziert derzeit weniger als eine Million Barrel pro Tag.

Dennoch ist Venezuela gut positioniert und könnte die Produktion jederzeit rasch erhöhen. Länder wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate seien dazu nicht in der Lage, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den französischen Staatspräsidenten.