Über eine Millionen Menschen beteiligen sich an Generalstreik in Uruguay

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Die Teilnahme von einer Million Menschen zeigt die Dimension der Sorgen und des Unmuts großer Teile der uruguayischen Gesellschaft
Die Teilnahme von einer Million Menschen zeigt die Dimension der Sorgen und des Unmuts großer Teile der uruguayischen Gesellschaft

Montevideo. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und Kriminalität sowie stagnierender Löhne und Renten haben Beschäftigte in Uruguay landesweit für 24 Stunden die Arbeit bestreikt und damit zugleich das öffentliche Leben lahmgelegt.

Zum nationalen Streik hatte der Gewerkschaftsbund PIT-CNT aufgerufen, dessen Präsident, Marcelo Abdala, in der großen Teilnehmerzahl ein "starkes Zeichen" gegen den sozialpolitischen Kurs der konservativen Regierung von Luis Lacalle Pour sieht. Von den Bibliotheken über Meldeämter bis hin zur Gesundheitsversorgung und dem Staatsfernsehen wurden vor allem öffentliche Einrichtungen in den Notstand versetzt.

Unter dem Motto "gegen das Modell der Ungleichheit" protestierten Schätzungen zufolge knapp eine Million Menschen für einen würdigen (Mindest-)Lohn und bessere Arbeitsplätze sowie gegen die Rentenreform, die Beschneidung von Rechten und die Ungleichheit der Arbeitszeit.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist wieder auf das Niveau von vor der Pandemie gestiegen und die Regierung prognostiziert sogar ein Wachstum von 2,7 Prozent. Trotzdem hat sich das Einkommen, also die Löhne und Renten, von denen die große Mehrheit der Bevölkerung lebt, nicht im selben Maße an das BIP angepasst. Hinzu kommt der Rückgang der Kaufkraft von durchschnittlich vier Prozent. Gewerkschafter Abdala spricht in diesem Zusammenhang von einem "Modell des ausgrenzenden Wachstums und der Anhäufung für Wenige" und betont: "Die Ungleichheit nimmt zu".

Anders als bei vergangenen Generalmobilisierungen, bei denen viele Streikende zu Hause blieben, gab es diesmal weder eine vorgegebene Marschroute noch eine zentrale Kundgebung. Vielmehr organsierten die verschiedenen Gewerkschaftszweige Demonstrationen und Versammlungen in ausgewählten Stadtteilen sowie in Ortschaften des Landesinneren. Die Generalsekretärin des Gewerkschaftsbundes, Elbia Pereira, begründete dies damit, "dass die Arme der PIT-CNT den Menschen dort offenstehen, wo sie leben."

Kritik am Generalstreik kommt unterdessen aus den Reihen der Regierung. Pablo Mieres etwa, Minister für Arbeit und soziale Sicherheit, bezeichnete die Forderung nach Preissenkungen als "ungerecht" und verwies darauf, dass momentan "die ganze Welt einen inflationären Prozess durchläuft". Auch hält der Minister den Streik für "unverhältnismäßig", richte er sich doch im Falle des Gesetzesvorhabens zur Reform der sozialen Sicherheit gegen einen Entwurf, der "noch nicht einmal im Parlament ist".

Es war nach dem Weltfrauentag am 8. März und dem 7. Juli bereits der dritte große Streik in diesem Jahr, zu dem die beiden Gewerkschaftsvereinigungen PIT-CNT und der Bund der Landesbeamtenorganisationen (Cofe) aufgerufen haben.

Mit rund einer Million Teilnehmer:innen stellte er jedoch mit Abstand den bisher größten dar. Bei einer Bevölkerungszahl von 3,5 Millionen Einwohner:innen unterstrich er darüber hinaus die Dimension der Sorgen und des Unmuts großer Teiler der uruguayischen Gesellschaft.