Brasilien / Politik

Brasilien: Schwester von Marielle Franco ist Teil von Lulas Übergangsregierung

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"Wer hat die Ermordung von Marielle angeordnet?" Marielle Francos Schwester Anielle bei einer Protestaktion vor dem Gericht in Rio de Janeiro
"Wer hat die Ermordung von Marielle angeordnet?" Marielle Francos Schwester Anielle bei einer Protestaktion vor dem Gericht in Rio de Janeiro

Brasília. Anielle Franco, Schwester der 2018 ermordeten Schwarzen, lesbischen, linken Stadträtin Marielle Franco, ist Mitglied der Übergangsregierung des gewählten Präsidenten Lula da Silva. In ihrer Fachgruppe beschäftigt sie sich mit Fragen und Maßnahmen zum Schutz von Frauen.

Die Aktivistin und Autorin wurde in der Favela Maré in Rio de Janeiro geboren, lebte mehrere Jahre in den USA und studierte Englisch, Journalismus sowie "Soziologie der ethnischen Beziehungen”. Seit der Ermordung ihrer Schwester engagiert sich Franco als Leiterin des Instituto Marielle Franco. Dieses hat das Ziel, den Mordfall aufzuarbeiten sowie benachteiligte Frauen politisch und gesellschaftlich zu stärken. Bis heute sind die Hintergründe der Tat, bei der auch der Chauffeur von Marielle Franco, Anderson Gomes, getötet wurde, nicht vollständig geklärt. Zeitweise wurde der aktuelle Präsident Jair Bolsonaro mit dem Fall in Verbindung gebracht (amerika21 berichtete).

In ihrer Kolumne beim Nachrichtenportal uol äußert sich Anielle Franco kritisch zur Frauenpolitik unter Bolsonaro und seiner Familienministerin Damares Alves, die sich für harte Abtreibungsgesetze stark gemacht hatte. Des Weiteren schreibt sie:

"Wir haben die letzten vier Jahre mit einer Regierung verbracht, die Frauen, Schwarze, Indigene und Quilombolas angreift. Es waren Jahre des Rückschlags, in denen die Schwarze und feministische Bewegung damit beschäftigt war, sich den Versuchen zu widersetzen, die öffentliche Politik zu demontieren, die während der Regierung der Arbeiterpartei aufgebaut und konsolidiert worden war. Heute kehrt die PT nach dem Putsch gegen Dilma [Rousseff] an die Macht zurück, mit dem Versprechen, Brasilien umzugestalten und eine bessere Zukunft für alle aufzubauen. Dieser Herausforderung werde ich mich in der kommenden Zeit stellen und euch mit Neuigkeiten versorgen. Das Brasilien, von dem wir träumen, ist bereits dabei, zu entstehen und es ist eine Ehre, an diesem Aufbau mitwirken zu können”.

Das brasilianische Gesetz sieht vor, dass nach der Wahl eines neuen Präsidenten eine Übergangsregierung mit maximal fünfzig bezahlten Mitarbeitenden gebildet wird, die den Regierungswechsel zum Neujahr vorbereitet. Leiter dieser aktuellen Übergangsregierung sowie künftiger Vizepräsident ist Geraldo Alckmin von der konservativen Partei der brasilianischen Sozialdemokratie (PSDB).