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Strategische Partnerschaft: Kuba und Russland vereinbaren langfristigen Energiedeal

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Am 14. Juni traf Marrero mit Präsident Putin zusammen
Am 14. Juni traf Marrero mit Präsident Putin zusammen

Moskau/Havanna. Kuba und Russland haben die Aufnahme regelmäßiger Öl- und Treibstofflieferungen vereinbart.

Das bilaterale Abkommen sieht die Lieferung von 1,64 Millionen Tonnen Erdöl und Treibstoffderivaten pro Jahr über den staatlichen russischen Rosneft-Konzern vor, wie Premierminister Manuel Marrero bekannt gab. Dieser startete am vergangenen Dienstag einen ausgedehnten Staatsbesuch in der Russischen Föderation und wurde auch von Präsident Wladimir Putin empfangen.

"Wie Sie wissen, haben wir viele Probleme, aber wir sind uns bewusst, dass Alternativen gesucht werden können", sagte Marrero bei einem Empfang der kubanischen Botschaft in Moskau. Er zeigte sich zuversichtlich, "dass neue Deviseneinnahmen und Wege zur Ankurbelung der Wirtschaft" gefunden würden. "Unsere tägliche Arbeit ist darauf ausgerichtet, voranzukommen und uns weiterzuentwickeln", so Marrero.

Bei dem Treffen mit Putin verurteilte dieser die US-Blockade gegen die Insel. "Wir wissen um die illegalen Sanktionen, unter denen Kuba seit Jahrzehnten leidet. Doch das kubanische Volk überwindet sie. Wir werden unsererseits unser Möglichstes tun, um sicherzustellen, dass unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit dazu beiträgt, diese von außen auferlegten Schwierigkeiten zu überwinden", sagte er.

Marrero betonte seinerseits, dass sein Land "eine entschlossene Haltung gegen die einseitigen Sanktionen des Westens" sowie gegen dessen "Versuche, Russland von internationalen Gremien zu isolieren und eine Art Russophobie zu verbreiten", einnehme.

Im Rahmen der Visite sind mehrere Arbeitsgruppen zusammengetroffen, die mit der Umsetzung zuvor vereinbarter Wirtschaftsabkommen betraut sind. "Unser Energieminister war hier und sie haben zusammen mit Vertretern von Rosneft eine sehr ernsthafte Arbeit geleistet, bei der wir in vielen Fragen vorangekommen sind", erklärte Kubas Premier.

Bei dem jüngsten Abkommen geht es um "stabile Lieferungen" von Öl. Der Strommix des Landes basiert zu großen Teilen auf Erdöl. Darüber hinaus stellt es in eigenen Raffinerien damit Diesel, Benzin und Kerosin her.

Kubas Wirtschaft befindet sich aktuell in einer Energie-und Treibstoffkrise.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat Venezuela seine Erdöllieferungen zuletzt von 45.250 auf 58.100 Barrel pro Tag aufgestockt. Mit der zusätzlichen Lieferung von 1,64 Millionen Tonnen aus Russland dürfte ein guter Teil des Grundverbrauchs in Kuba abgedeckt werden können.

Marrero nahm auch an einem Treffen der Eurasischen Wirtschaftsunion in Sotschi teil, bei der die Insel seit 2020 einen Beobachterstatus innehat. Für die kommende Legislatur wird Kuba die zeitweilige Präsidentschaft des Gremiums übernehmen.

Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin bezeichnete Kuba am Rande des Treffens als "Schlüsselpartner" in der Region. Die Beziehungen beider Länder seien von "Freundschaft, Solidarität und gegenseitigem Respekt" geprägt. "Für uns ist es sehr wichtig, die Zusammenarbeit neu zu beleben, um Handel und Investitionen zu steigern, dabei kommt langfristigen Großprojekten ein hoher Stellenwert zu" , sagte er.

Der Premierminister war auch zu Gast beim diesjährigen Sankt Petersburger Wirtschaftsforum.

Kuba und Russland haben vor kurzem zahlreiche Abkommen unterzeichnet, beide Länder sprechen von einer "strategischen Partnerschaft" (amerika21 berichtete). So will Russland unter anderem Kubas Tourismus mit einer halben Million Gäste pro Jahr ankurbeln. Hierfür sind neue Ferienorte und Hotelanlagen geplant. Darüber hinaus wurden regelmäßige Getreidelieferungen zur Absicherung der Grundversorgung über das staatliche Bezugsheft "Libreta" vereinbart.

Weitere Abkommen sehen die Gründung von Joint Ventures für die Zuckerindustrie, die Eröffnung einer Fahrzeugfabrik des Nutzfahrzeugherstellers UAZ sowie die Verzahnung der Finanzsysteme vor.

Nach der im März eingeführten Akzeptanz der russischen Mir-Karten an Geldautomaten will Kuba künftig auch Rubelzahlungen in Restaurants und Geschäften möglich machen, um Tourismus und Geschäftskontakte zwischen beiden Ländern zu fördern. Darüber hinaus gewährte Kuba russischen Investoren Sonderkonditionen, wie beispielsweise die Pachtung von Land für 30 Jahre zum Nießbrauch und Zollerleichterungen.

2022 lag das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern bei 450 Millionen US-Dollar, in den ersten vier Monaten dieses Jahres kam es laut einem Bericht der russischen Agentur Interfax zu einer Verneunfachung des Warenumsatzes.