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Die Spur des uruguayischen Drogenbosses über Dubai nach Bolivien

Missglückte Festnahme und die Wiederbelebung eines Skandals der Regierung von Uruguay. Parlament hat Untersuchung eingeleitet

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Die Behörden von Santa Cruz informierten über die gescheiterte Festnahme eines Narco-Bosses in Bolivien
Die Behörden von Santa Cruz informierten über die gescheiterte Festnahme eines Narco-Bosses in Bolivien

La Paz/Montevideo. Der uruguayische Staatsbürger Sebastián Marset, nach dem international wegen Drogenhandels und Mordes gefahndet wird, soll sich im bolivianischen Santa Cruz aufhalten. Dies teilte der Kommandant der Spezialeinheit zur Bekämpfung des Drogenhandels (Felcn) von Santa Cruz, Yumor Justo Condori, auf einer Pressekonferenz mit. Marset wird verdächtigt, ein bedeutender Drogenhändler und Haupttäter im Mordfall des paraguayischen Staatsanwalts Marcelo Pecci zu sein.

Nach Angaben des Polizeiführers gelang es Marset am vergangenen Samstag seiner Festnahme zu entkommen. Während der Operation entführten seine bewaffneten Begleiter einen Polizisten, der aber Stunden später wieder frei kam. Die Behörden hatten mehr als 2.250 Polizisten und 144 Einsatzfahrzeuge aufgeboten. Die Sicherheitsbehörden vermuteten den Gesuchten in einem luxuriösen Anwesen in Santa Cruz, dem geschäftlichen Zentrum von Bolivien. Statt der Zielperson wurden zwei seiner mutmaßlichen Mitarbeiter verhaftet.

Die Polizei hatte die Anwesenheit von Marset Cabrera in Bolivien, nach eigenen Angaben aus ermittlungstaktischen Gründen und um die gefährliche Situation zu kontrollieren, geheim gehalten. Es wird vermutet, dass Marset und seine Frau, ebenfalls uruguayische Staatsbürgerin, in Begleitung ihrer drei Kinder in Richtung des Departements Cochabamba entkommen sind.

Die ersten Strafverfahren in Uruguay gegen Marset gehen auf das Jahr 2012 zurück. 2021 wurde er in Dubai bei der Einreise mit einem falschen paraguayischen Pass verhaftet. Mutmaßlich über das Umfeld des amtierenden Präsidenten von Uruguay, Luis Lacalle Pou, gelangte Marset an einen echten Pass seines Heimatlandes und wurde wieder freigelassen. Im Zusammenhang mit einem Skandal um den Leiter der Leibwache des neoliberalen Präsidenten wurde der Vorgang bekannt und löste in Uruguay einen politischen Skandal aus (amerika21 berichtete), der bis heute Parlament und Öffentlichkeit beschäftigt. Interpol schrieb Marset nach der Ausreise aus Dubai zur Fahndung aus.

Nachdem im Februar 2022 die paraguayische Polizei in einer Operation, die als ihre größte gegen das organisierte Verbrechen und die Geldwäsche angesehen wird, gegen das Netz von Marset vorgegangen war, wurde drei Monate später der Staatsanwalt Marcelo Pecci, der an der Durchführung der Operation beteiligt war, während seiner Flitterwochen in Kolumbien ermordet. Marset ist der Hauptbeschuldigte in dem Fall.

In Uruguay erschütterte die von Interpol gegen Marset ausgesprochene Fahndung die Öffentlichkeit. Im März 2022 verlangten Abgeordnete des oppositionellen Mitte-Links-Bündnisses Frente Amplio von der Regierung Informationen über das Verfahren, über das Marset zu seinem Pass kam, der ihm schließlich die Flucht ermöglichte. Die Anfrage führte dazu, dass die Staatsanwaltschaft eine strafrechtliche Untersuchung einleitete.

Berichten zufolge sollen in diesen Tagen Außenminister Francisco Bustillo und der Innenminister Luis A. Heber vorgeladen werden, um über die Umstände der Passvergabe auszusagen.

Ebenfalls im August wird Staatsanwalt Machado auch den derzeitigen stellvertretenden Innenminister Guillermo Maciel sowie die ehemalige stellvertretende Außenministerin Carolina Ache vorladen, die wegen der Angelegenheit im Dezember 2022 von ihrem Amt zurückgetreten war. Bisher hatten die Passbehörden von Uruguay erklärt, dass alles regulär verlaufen sei.

Allerdings wurde bekannt, dass vor der Flucht von Marset die Gattin des urugayischen Präsidenten auf Staatskosten (12.000 US-Dollar) nach Dubai reiste, wo sie sich auch mit der "jungen und unerfahrenen" Botschafterin Uruguays traf, die sich um Landsleute in Haft kümmern darf.

Drogenboss Marset wird seit langem ein Netzwerk von Kontakten zu Präsidenten, Senatoren, Staatsanwälten, Polizisten und örtlichen Drogenhändlern zugeschrieben.