Kuba / Wirtschaft

Anhaltende Wirtschaftskrise in Kuba: Neue Energiesparmaßnahmen in Kraft

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Sprachen über die anhaltende Wirtschaftskrise: Energieminister O Levy (li.), und Wirtschaftsminister Gil (re.) zu Gast in Randy Alonso Falcóns Sendung "Mesa Redonda"
Sprachen über die anhaltende Wirtschaftskrise: Energieminister O Levy (li.), und Wirtschaftsminister Gil (re.) zu Gast in Randy Alonso Falcóns Sendung "Mesa Redonda"

Havanna. In Kuba sind erneut Energiesparmaßnahmen in Kraft getreten. Wie die Ministerien für Energie- und Bergbau sowie das Wirtschaftsministerium vergangene Woche im Rahmen einer Sondersendung ankündigten, stehen der sozialistischen Insel im Oktober wieder schwierige Wochen mit Blick auf die Stromversorgung bevor. Zuvor hatte sich die Lage den Sommer über stabilisiert.

Energieminister Vicente de la O Levy sprach von einer "angespannten Situation", die insbesondere Einschränkungen beim Dieselverbrauch erforderlich mache. Dieser wird – neben dem Verkehrssektor – auf Kuba vor allem zur zusätzlichen Stromerzeugung über kleinere Aggregate genutzt. Über den Sommer sei damit die Wartung der Großkraftwerke abgesichert und gleichzeitig das tägliche Erzeugungsdefizit auf deutlich niedrigere Werte als im vergangenen Jahr gedrückt worden, so der Minister. Nun seien die Reserven allerdings erschöpft, erklärte O Levy, der von "Lieferanten und Ländern, die ihre Lieferverpflichtungen nicht einhalten können" sprach.

Das Ministerium geht von täglichen Erzeugungsdefiziten von bis zu 700 Megawatt für die kommenden Wochen aus. Dieses soll sich wieder reduzieren, sobald im Laufe des Monats eine neue Gasanlage mit einer Verstromungsleistung von 140 Megawatt ans Netz geht. "Wir werden jedoch auch dann nicht über die Treibstoffmenge verfügen, die wir benötigen oder die wir in den Vormonaten hatten", sagte O Levy.

Um den Engpässen entgegenzuwirken werden Staatsangestellte verstärkt ins Homeoffice wechseln, zudem werden lokale Transportrouten und der Nahverkehr eingeschränkt. Im Rahmen des jetzigen Rationierungsplans sollen mindestens 1.000 Tonnen Dieselkraftstoff pro Monat in die Energieerzeugung fließen, der Rest wird auf vitale wirtschaftliche Aktivitäten priorisiert, darunter Landwirtschaft und Tourismus.

Neue Einschränkungen wird es auch bei der Verteilung der Lebensmittelrationen im Rahmen des staatlichen Bezugshefts "Libreta" geben. So werden die Reis- und Kaffeerationen für den Oktober nur verzögert eintreffen, die Priorität liegt auf dem Milchpulver für Kinder. "Die Wirtschaft ist in einer schwierigen Lage", erklärte Wirtschaftsminister Alejandro Gil. Das Land verfüge über keine Kreditlinien für Lebensmittelimporte, während die US-Wirtschaftsblockade weiter andauere.

Aufgrund der bereits seit Jahren bestehenden Probleme in der Landwirtschaft, die sich zuletzt weiter zugespitzt haben, müssten derzeit 100 Prozent der Grundversorgung an Lebensmitteln importiert werden, so Gil, der die Inflation in diesem Jahr mit 20 Prozent bezifferte.

Die jetzigen Sparmaßnahmen sind bereits die zweite derartige Ankündigung in diesem Jahr (amerika21 berichtete).