Behörden beschlagnahmen 9,5 Tonnen Kokain in der Dominikanischen Republik

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Hafen von Caucedo in der Dominikanischen Republik, wo die Kokainladung gefunden wurde
Hafen von Caucedo in der Dominikanischen Republik, wo die Kokainladung gefunden wurde

Santo Domingo. Die Behörde zur Drogenbekämpfung der Dominikanischen Republik hat am 6. Dezember im größten Hafen des Landes, Caucedo, 9,5 Tonnen Kokain beschlagnahmt. Es handelt sich um die größte jemals im Land gefundene Menge an Drogen im Wert von 250 Millionen US-Dollar. Bei der Beschlagnahmung wurden zehn Personen aus dem Umfeld des Hafens festgenommen, als die Ladung aus einem Bananencontainer aus Guatemala auf ein Schiff nach Belgien verladen werden sollte.

Seit Januar 2024 haben die dominikanischen Behörden bereits 46,7 Tonnen Drogen beschlagnahmt, nach rund 25 Tonnen im Vorjahr. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Dominikanische Republik als eines der Länder mit dem größten Drogenhandel und der größten Drogenproduktion auf dem Kontinent.

Der internationale Drogenhandel, insbesondere der Kokainhandel, nimmt weltweit zu und breitet sich immer stärker in ganz Lateinamerika aus. Während der Covid-19-Pandemie war der Handel zeitweise zurückgegangen (amerika21 berichtete).

Auf Lateinamerika entfällt die gesamte Weltproduktion von Kokablättern, Kokapaste und Kokainhydrochlorid. Auch Marihuana wird in verschiedenen Subregionen sowohl für den Inlandsverbrauch als auch für den Export produziert. In zunehmendem Maße werden auch Mohn, Opium und Heroin produziert.

In Südamerika gibt es zwei Hauptrouten des Drogenhandels. Die südliche Route über Paraguay, Zentral- und Südbrasilien, Argentinien und Uruguay verfügt über größere Stadtzentren, eine ausgeprägte Flughafen- und Hafenstruktur sowie ein gut ausgebautes Straßennetz. Die logistische Entwicklung erleichtert den Transport und Export von Drogen auf diesem Weg nach Europa.

Die zweite ist die Amazonasroute von Peru und Kolumbien in Richtung Pazifik, über Ecuador nach Costa Rica und von dort über die Karibik zu den Endabnehmern in den USA, dem Hauptabnehmerland. In letzter Zeit nimmt auch der Flusstransport aus den kokainproduzierenden Ländern über Brasilien zu.

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Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) warnt seit Jahren vor den verheerenden Folgen von Drogenproduktion, -handel und -konsum in Lateinamerika. Dazu gehören Gewalt, Unsicherheit und die Schwächung von Institutionen und Regierungen.

Laut dem uruguayischen Journalisten Aram Aharonian vom Lateinamerikanischen Zentrum für Strategische Analysen macht das Phänomen des Drogenanbaus, -handels und -konsums die soziale Ungleichheit besonders gravierend. Marginalisierte städtische Slums, so Aharonian, sind häufig dicht besiedelt von Menschen, die auf dem legalen Markt keine Chance auf Arbeit haben und im Drogenhandel einen Ausweg sehen. Es ist ein großes Geschäft: Eine Tonne Kokain bringt in Bolivien 1.000 US-Dollar ein und wird in europäischen Häfen für 35.000 US-Dollar verkauft.

Das Problem des Drogenkonsums betrifft vor allem die junge Bevölkerung und mehr Männer als Frauen. Marihuana, gefolgt von Kokainpaste, Crack und Kokainhydrochlorid sind laut Cepal die am häufigsten konsumierten illegalen Drogen in der Region, die vor allem bei sozial benachteiligten Jugendlichen Probleme verursachen.

Nur wenige lateinamerikanische Länder haben ihre Drogenpolitik ernsthaft diskutiert. Die meisten übernehmen die prohibitionistischen und militaristischen Konzepte der USA. Die Prohibitionspolitik begann vor mehr als 100 Jahren in den USA als Mittel zur Kontrolle gefährlicher Substanzen - ursprünglich Alkohol - oft durch Militarisierung, Polizei, Repression und Gefängnisstrafen.

Die von den USA verfolgte Kriminalisierung könne das Drogenproblem nicht in den Griff bekommen, meint Aharonian. Das sei nicht der richtige Weg für eine Region, die sich seit mindestens vier Jahrzehnten im "Krieg gegen die Drogen" befinde und nichts erreicht habe. Aber es werde viel Geld ausgegeben, anstatt es zu investieren. Nutznießer dieser Politik seien die Waffenindustrie und die "Bataillone" von Drogenhändlern, die darin eine Möglichkeit sähen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Die Kriminellen seien heute viel besser organisiert, gehörten zur High Society und bänden die Armen an sich, damit sie die Drecksarbeit machten, weil sie keine andere wirtschaftliche Perspektive hätten.