Bogotá. Die kolumbianische Vizepräsidentin Francia Márquez hat Drohungen gegen ihr Leben und das ihrer Familie öffentlich gemacht. Diese seien erfolgt, nachdem sie mutmaßliche Korruptionsfälle in der Regierung von Präsident Gustavo Petro publik gemacht habe.
Márquez erklärte, sie werde nicht aufhören, über "Unregelmäßigkeiten" im öffentlichen Sektor zu sprechen und "Abweichungen" vom Regierungsprojekt zu kritisieren.
Carlos Fernando Triana, Direktor der Nationalpolizei, bestätigte, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für Márquez ergriffen wurden und eine Untersuchung läuft.
Sie schätzen unsere Berichterstattung?
Dann spenden Sie für amerika21 und unterstützen unsere aktuellen Beiträge über das Geschehen in Lateinamerika und der Karibik. Damit alle Inhalte von amerika21.de weiterhin für Alle kostenlos verfügbar sind.
Die Drohungen erfolgten zeitgleich zu ihrer Entlassung aus dem Ministerium für Gleichstellung, das sie seit 2022 leitete. Márquez wurde durch Carlos Rosero, einen engen Vertrauten von Staatschef Petro, ersetzt. Das Ministerium, ein zentrales Projekt der "Regierung des Wandels", wurde gegründet, um soziale Ungleichheit zu bekämpfen, stand jedoch zunehmend in der Kritik wegen niedriger Budgetausführung und mangelnder Ergebnisse. Zudem wurde die Behörde von Berichten über Belästigung und ein vergiftetes Arbeitsumfeld erschüttert, was zu Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft führte.
Die Regierung befindet sich seit Wochen in einer Krise (amerika 21 berichtete). Die Ernennung von Armando Benedetti zum Stabschef des Präsidialamts hat diese Krise laut Presseangaben nochmal verschärft. Benedetti ist eine umstrittene Figur mit Vorwürfen der Korruption und Gewalt gegen Frauen. Márquez hatte öffentlich ihre Ablehnung dieser Entscheidung geäußert.
Márquez, die erste afrokolumbianische Vizepräsidentin des Landes, ist eine bekannte Umweltaktivistin und Menschenrechtsverteidigerin. Geboren 1981 im Departamento Cauca, wurde sie durch ihren Widerstand gegen illegalen Bergbau und ihre Verteidigung der Rechte afrokolumbianischer Gemeinschaften bekannt. 2018 erhielt sie den renommierten Goldman-Umweltpreis für Ihren Einsatz zum Schutz der natürlichen Ressourcen Kolumbiens (amerika21 berichtete).