Dossier

Protestbewegung in Chile

Proteste gegen Neoliberalismus und Ungleichheit im Land gehen ins zweite Jahr

Chile. 2011 kam es in Chile zu langanhaltenden Protesten von Studierenden, Gewerkschaften und Umweltaktivisten. Sie griffen den sozialen Unmut der Bevölkerung auf und erreichten dadurch, dass sich ihnen weitere Teile der Gesellschaft anschlossen. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die anhaltenden Ungleichheiten im neoliberalen Wirtschaftssystem sowie in den privatisierten Bildungs- und Gesundheitssystemen.

Die Bewegung versteht sich als Teil eines internationalen Kontextes und  als eine Ausdrucksform der weltweiten Krise des Kapitalismus. Mit tiefgreifenden politischen Forderungen schaffte sie es einen kulturellen Wandel anzustoßen und den Zweifeln der chilenischen Gesellschaft eine Stimme zu geben. Dies wird von den Anführern als qualitativer Sprung angesehen, auch wenn bisher auf materieller Ebene keine großen Fortschritte erreicht werden konnten.

Von Seiten der regierungsnahen Medien, Politiker und Polizeikräfte kam es immer wieder zu massiven Provokationen und Gewaltmaßnahmen gegen die Protestierenden. Vor allem der rechtsgerichtete Präsident Sebastián Piñera versuchte die Bewegung kleinzureden und systematisch schlecht darzustellen. Die Polizei ließ er mit Tränengas, Wasserwerfern und Verhaftungen gegen die Demonstranten vorgehen. Allerdings traten gleich zwei Bildungsminister hintereinander aus Piñeras Kabinett zurück, da sie sich seinem Kurs nicht unterordnen wollten.

Die Hauptforderungen der Protestbewegung sind kostenlose, gute und gerechte Bildung für alle, bessere Arbeitsbedingungen vor allem für junge Leute und ein gerechteres Steuersystem, zur besseren Verteilung des Wohlstandes. Außerdem wenden sich die Protestierenden gegen die Ausbeutung von Naturressourcen und die Privatisierung des Gesundheitssystems. Sie fordern die Voranstellung kollektiven Wohlbefindens und gesellschaftlicher Entwicklung.

Nachdem führende Aktivisten der Protestbewegung zu Beginn des Jahres 2012 durch Europa reisten, um ihre Forderungen und Beweggründe vorzustellen, gehen die Proteste unvermindert weiter.