Erneute Protestwelle an Unis und Schulen in Chile

Studierende privater Unis protestieren. Schüler kündigen Radikalisierung ihrer Proteste an

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"Bildung nicht zu verkaufen": Proteste gegen die Bildungspolitik in Chile
"Bildung nicht zu verkaufen": Proteste gegen die Bildungspolitik in Chile

Santiago. Mehrere tausend Studierende privater Universitäten sind am Donnerstag in Santiago de Chile auf die Straße gegangen um gegen die unregulierte und ausufernde Geschäftemacherei an ihren Universitäten zu protestieren. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hatte dieses Problem kürzlich in einem Bericht aufgedeckt. Gegenüber Medien berichten Studierende über Immobilienhandel an ihren Universitäten, ohne dass zuständige Behörden bisher interveniert hätten.

Die Studierenden beklagen die fehlende staatliche Regulierung und fordern das Bildungsministerium auf, dazu klar Stellung zu beziehen. Sie wollen mit der Mobilisierung eine öffentliche Diskussion über die Probleme an den privaten Universitäten anstoßen, die klar auf das chilenischen Bildungssystem zurückzuführen seien, das defizitär, ungleich und diskriminierend sei.

Die Studierenden protestieren zudem für die Demokratisierung der privaten Hochschulen. Denn zumeist werden hier selbst grundlegende demokratische Rechte verweigert: "In vielen dieser Einrichtungen musst du bei der Einschreibung eine Klausel unterschreiben, dass du dich nicht organisieren darfst, studentische Organisationen sind strikt verboten innerhalb der Uni-Räumlichkeiten", sagt Studierendensprecherin Fernanda Sandoval von der Universität Diego Portales.

Am Mittwoch gingen auch rund 3.000 Schülerinnen und Schüler in Santiago erneut auf die Straße. Aufgerufen hatte die Schülerkoordination Condes zusammen mit der Schülervollversammlung Aces. Zu Protesten wurde auch in anderen Städten aufgerufen. Mit den Demonstrationen jährt sich der Beginn der Schulbesetzungen. Condes-Sprecher Cristopher Sarabia drohte an, diese Protestform wieder aufleben zu lassen: "Wenn der Minister uns so sehen will, alle Schulen besetzend, und uns keine Antworten liefert, wird es wohl so kommen." Wenn bis August keine Antworten der Regierung auf die Forderungen der Schüler kämen, werde sich die Bewegung radikalisieren.

Die Forderungen betreffen nach wie vor die enormen sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten des chilenischen Schulsystems. Kritisiert wird auch, dass die betroffenen gesellschaftlichen Gruppen in Gespräche und Verhandlungen zur Bildungsreform nicht einbezogen werden.

Die Studierendenverbände der privaten Universitäten und die Schülervereinigungen wollen auch zum Bildungsstreik am 28. Juni mobilisieren, zu dem der Studierendenverband CONFECH aufruft.