Chile / Menschenrechte

Hoffnung auf Gerechtigkeit in Chile

Auch über 20 Jahre nach der Pinochet-Diktatur werden Opfer identifiziert. Die in Berlin lebende María Cristina Miranda ist eine der Angehörigen

maria-cristina-miranda-chile.jpg

María Cristina Miranda
María Cristina Miranda

Berlin/Santiago de Chile. In Deutschland exilierte Angehörige von Opfern der Pinochet-Diktatur (1973-1990) in Chile haben nach jüngsten forensischen Aufklärungen offener Mordfälle juristische Schritte gegen die Täter gefordert. Im Gespräch mit amerika21.de äußerte sich María Cristina Miranda entsprechend. Ihr Schwager Lincoyán Berríos und zwei weitere Gegner der Diktatur waren Mitte Dezember 1976 von Mitgliedern der Geheimpolizei DINA ermordet worden. Die Reste des Demokratieaktivisten wurden unlängst identifiziert.

"Es heißt ja, dass die Hoffnung als letztes stirbt. Eigentlich hatte ich keine Hoffnung mehr. Als dann aber mit neuen Methoden die Reste anderer Verschwundener identifiziert wurde, sind die Erwartungen auch bei uns wieder geweckt worden", sagte Miranda, die in Berlin lebt, im Gespräch mit amerika21.de.

Berríos gehörte 1976 der dritten geheimen Führung der Kommunistischen Partei Chiles während dieser ersten Jahre der Diktatur an. Die Mitglieder der ersten beiden Parteiführungen waren bereits ermordet worden.

"Die mutmaßlichen Reste meines Schwagers waren schon vor fast zehn Jahren gefunden worden, diese ganze Zeit war für unsere Familie sehr schwer", sagte Miranda nun. Die  Identifikation von Lincoyán Berríos und vieler Verschwundener bedeute nun aber, dass die Verbrechen der Diktatur unleugbar sind, sagte die Chilenin: "Und das ist auch für die jüngeren Generationen sehr wichtig, für diejenigen, die am Ende des Regimes oder danach geboren wurden."

Viele Chilenen erwarteten nun juristische Folgen für die Täter. "Einige der Verbrechen wurden bereits vor Gerichten ja schon verhandelt und bestraft", sagte Miranda. Die bereits verurteilten Hauptschuldigen säßen allerdings in "goldenen Käfigen": Luxusgefängnissen, die ausschließlich für sie errichtet wurden. Von dort aus bestimmten sie nach wie vor die "repressive Politik der amtierenden Regierung von Präsident Sebastián Piñera". Zudem gebe es noch immer viele Verbrecher, die unerkannt leben. Andere wurden enttarnt und mussten sich noch keinem Gericht und keiner Gerechtigkeit stellen.

Auch wenn auf juristischem Gebiet Dank mutiger Richter einige Erfolge erzielt werden konnten, gebe es unter den Funktionären verschiedener staatlicher Institutionen nach wie vor eine große Angst, sagte Miranda, die mit ihrer Familie seit 39 Jahren in Deutschland lebt: "Solange die Verfassung von Pinochet ist Kraft bleibt und solange einige der linken Kräfte unter dem politischen und finanziellen Einfluss der internationalen Sozialdemokratie stehen, wird sich daran nichts ändern". Unter diesen politischen Rahmenbedingungen und mit einer ultrakonservativen Regierung wie der von Sebastián Piñera werde die Aufklärung der Verbrechen der Diktatur nur langsam voranschreiten.