Venezuela / Wirtschaft

Zwei Milliarden Dollar für Stahlwerk

Großkonzern Ternium einigt sich mit Venezuela auf Entschädigung für Verstaatlichung von SIDOR

Caracas. Venezuela wird dem Stahlkonzern Ternium knapp zwei Milliarden US-Dollar für dessen bisherigen 60-prozentigen Anteil an dem im letzten Jahr verstaatlichten Stahlwerk SIDOR bezahlen. Dies gab der argentinisch-dominierte Konzern Ende vergangener Woche bekannt. Die Verhandlungen hatten sich über Monate hingezogen. SIDOR ist eines der größten Stahlwerke Lateinamerikas.

Ternium hatte zuerst über drei Milliarden US-Dollar Kompensation verlangt, der Staat hatte stattdessen nur 800 Millionen US-Dollar geboten. Dieser argumentierte, dass durch die Anlage verursachte Umweltschäden, angehäufte Schulden und langwierige Tarifauseinandersetzungen bei SIDOR die hohe Forderung von Ternium nicht rechtfertige.

Die venezolanische Regierung hatte SIDOR vor einem Jahr verstaatlicht, nachdem ein fast eineinhalb Jahre währender Tarifstreit zwischen dem Multikonzern und den Stahlarbeitern auch nach staatlichen Vermittlungsversuchen aufgrund einer sturen Haltung der Geschäftsführung nicht zu einer Einigung geführt hatte. Kurz nach der Nationalisierung unterzeichneten dann Vertreter der Vereinten Stahlarbeiter-Gewerkschaft (SUTISS) einen Tarifvertrag mit der Regierung.

SIDOR war ursprünglich in staatlichen Besitz, aber die venezolanische Regierung hatte das Stahlwerk 1997 privatisiert - zwei Jahre vor dem Amtsantritt von Präsident Hugo Chávez. Ternium kaufte damals einen Anteil von 60 Prozent für 1,5 Milliarden US-Dollar. Der Staat hielt seitdem noch 20 Prozent an der Anlage und die festangestellten Arbeiter 20 Prozent.

Venezuela hat am vergangenen Donnerstag bereits eine Anzahlung von 400 Millionen US-Dollar der vereinbarten Kaufsumme überwiesen. Der Rest der zwei Milliarden soll quartalsweise bezahlt werden und die letzte Rate im Oktober 2010 beglichen sein.

Ternium hat seinen Hauptsitz in Luxemburg und ist der größte Stahlproduzent in Lateinamerika. Seine Hauptaktivitäten konzentrieren sich auf Argentinien und Mexiko. Seit Ende 2008 erlebt der Konzern im Zuge der Wirtschaftskrise einen dramatischen Gewinneinbruch.


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