Sektenarzt Hopp wird auch nach Verurteilung nicht an Chile ausgeliefert

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Fahnungsanzeige für Hartmut Hopp bei Interpol
Fahnungsanzeige für Hartmut Hopp bei Interpol

Santiago de Chile/Krefeld. Auch nach der Verurteilung von mehreren Straftätern aus der ehemaligen Deutschensiedlung Colonia Dignidad in Chile entzieht sich der Arzt des Sektenregimes, Hartmut Hopp, weiter seiner Strafe. Der Mediziner wurde Ende Januar von der Zweiten Kammer des Obersten Gerichtshofs Chiles zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Hopp wurde der Beihilfe zum sexuellen Missbrauch in mehreren Fällen für schuldig befunden. Hopp hatte sich für knapp eineinhalb Jahren in einer gut organisierten Flucht nach Deutschland abgesetzt und lebt in Chile.

Doch auch nach einer Verurteilung verbietet das deutsche Grundgesetz seine Auslieferung an die Justiz des südamerikanischen Landes. "Durch das Urteil in Chile verändert sich die Sachlage für uns erst einmal nicht", bestätigte der zuständige Oberstaatsanwalt Klaus Schreiber im Gespräch mit amerika21.de. Die Urteilsbegründung, die der Staatsanwaltschaft in Krefeld vorliege, habe keine neuen Fakten gebracht. Schreiber beklagte erneut die mangelnde Kooperationsbereitschaft der chilenischen Justizbehörden. "Wir werden deswegen nun offiziell ein Amtshilfeersuchen stellen", sagte er auf Nachfrage. Dieser Prozess benötige in der Regel aber "mehrere Monate", zudem das Bundesjustizministerium beteiligt ist. Derweil würden zudem weitere Opfer vernommen, um den Fall gemäß der deutschen Strafprozessordnung zu behandeln.

Die Colonia Dignidad war von dem evangelikalen Sektenführer Paul Schäfer 1961 gegründet worden. Schäfer begründete in Chile auf einem 30.000 Hektar großen Gelände eine abgeschottete Sektengemeinde, in der nach Zeugenaussagen über Jahrzehnte hinweg sexueller Missbrauch und Unterdrückung an der Tagesordnung waren. In den ersten Jahren der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet (1973-1990) beherbergte die Colonia Dignidad zudem ein Folterlager des berüchtigten Geheimpolizei DINA. Das Schäfer-Regime unterhielt auch Kontakt zu deutschen Altnazis sowie zu bundesdeutschen Politikern und Geheimdienststellen.