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Konflikt in Venezuela weitet sich auf Internet aus

Oppositionelle werfen Regierung Zensur bei Twitter vor. Manipulierte Bilder im Internet und "Cyberangriffe" auf staatliche Websites

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Der Konflikt wird auch via Internet ausgetragen
Der Konflikt wird auch via Internet ausgetragen

Caracas. Im Zuge der Proteste von Regierungsgegnern in Venezuela ist auch das Internet zum Ort von Auseinandersetzungen geworden. Nachdem am Mittwoch eine zunächst friedliche Demonstration von Studenten in Caracas eskaliert war, meldeten Medienberichten zufolge viele venezolanische Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter, dass ihnen dort keine Bilder angezeigt würden. Nu Wexler, ein Sprecher des Konzerns, soll das Problem später bestätigt und die Regierung von Nicolás Maduro als Urheber verdächtigt haben. "Wir glauben, dass es die Regierung ist, die sie (die Bilder) blockiert", schrieb Wexler Medienberichten zufolge in einer Kurznachricht. Gleichzeitig gab der Dienst den Nutzern in Venezuela Anweisungen, wie sie die Inhalte per Mobiltelefon abrufen konnten.

Die staatliche venezolanische Behörde für Telekommunikation (Conatel) wies die Vorwürfe daraufhin "nachdrücklich und kategorisch" zurück. Sie habe nichts mit den berichteten Fehlern zu tun, hieß es in einer Erklärung. Die Server von Twitter befänden sich außerhalb Venezuelas und in anderen Ländern würden ähnliche Probleme berichtet.

Sehr wohl sei die Behörde aber mit Blockaden gegen "Cyberangriffe" vorgegangen, die gegen Websites der Regierung gestartet worden seien, sagte der Minister für Wissenschaft, Technologie und Innovation, Manuel Fernández, am Samstag im staatlichen Fernsehen. In den vorangegangenen 48 Stunden seien 61 Regierungs-, Informations- und Verwaltungswebsites Ziel solcher Angriffe geworden. In 16 Fällen seien Websites durch so genannte "Defacements" von außen verändert worden, während 27 Web-Angebote durch Denial-of-Service-Angriffe lahmgelegt worden seien, berichtete der Minister. Dabei werden automatisiert Anfragen an die Server gesendet, um diese zu überlasten und dadurch den Dienst zum Erliegen zu bringen. Seit dem 12. Februar sei es zu insgesamt 127 Angriffen auf staatliche Webseiten gekommen, so der Minister gegenüber dem lateinamerikanischen Nachrichtensender Telesur am Montag.

Aufgrund der Angriffe auf die technologische Infrastruktur sprach Fernández von einem "Schema eines elektronischen Krieges" gegen die Regierung. Hierzu rechnete er auch die manipulative Veröffentlichung von Bildern vor allem im Internet. So waren in Netzwerken wie Twitter beispielsweise Bilder von Polizeigewalt in Chile publiziert worden, die dann der venezolanischen Polizei zugerechnet wurde. Die offen oppositionelle Tageszeitung Tal Cual veröffentlichte via Twitter ein Bild von venezolanischen Polizisten bei Protesten im Jahr 2010 und unterstellte, dass es sich um ein aktuelles Bild handelte. Trotz teilweise sehr kritischer Haltung gegenüber der Regierung finden sich in privaten venezolanischen und internationalen Medien aber praktisch keine Bilder von Polizeiübergriffen bei den aktuellen Protesten.

Schon bei den Präsidentschaftswahlen im April 2013 hatte ein vergleichbarer Fall für Furore gesorgt. Damals veröffentlichte die Journalistin Ludmila Vinogradoff in ihrem Blog bei der spanischen Tageszeitung ABC ein Bild von ägyptischen Militärs, die eine Frau misshandelten und tat so, als ob es sich um ein aktuelles Bild aus Venezuela handelte.

Ebenso verteidigte Fernández die Entscheidung der Telekommunikationsbehörde, am vergangenen Mittwoch vorübergehend den Empfang des kolumbianischen Fernsehsenders NTN24 zu unterbinden. Der Sender habe manipulativ über die Eskalation in Venezuela berichtet und dadurch die Stimmung angeheizt und zur Gewalt aufgerufen. Auf Grundlage des Mediengesetzes habe es sich deshalb um einen legalen und legitimen Schritt gehandelt. Der Sender hatte daraufhin Links zu Websites veröffentlicht, über die das Programm empfangen werden konnte. Kritiker werfen der Regierung hingegen vor, durch die vorübergehende Abschaltung die Berichterstattung über die Proteste unterdrücken zu wollen.