Streik bei staatlichem Ölkonzern in Brasilien

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Der Streik richtet sich gegen einen weiteren Ausverkauf der Petrobras
Der Streik richtet sich gegen einen weiteren Ausverkauf der Petrobras

Brasília. Seit Sonntag haben mehrere tausend Angestellte und Arbeiter des staatlichen Mineralölkonzerns Petrobras auf unbestimmte Zeit die Arbeit niedergelegt. Medienberichten zufolge traten die Arbeiter von Raffinerien und Bohrinseln in den sechs Bundesstaaten Rio de Janeiro, São Paulo, Alagoas, Sergipe, Pará und Amazonas in den Ausstand. Sie folgten damit dem Aufruf des größten Dachverbands von Gewerkschaften der Erdölindustrie, der Federação Única dos Petroleiros (FUP).

Der Streik richte sich gegen einen weiteren Ausverkauf der Petrobras und damit staatlicher und öffentlicher Werte, so die FUP. Insgesamt 57,7 Milliarden US-Dollar plane Petrobras durch den Verkauf von Aktien bis 2019 einzunehmen, schreibt die Zeitung Valor Econômico. Zuletzt hatte der Verwaltungsrat des Unternehmens dem Verkauf von 49 Prozent seiner Gassparte (Gaspetro) an Mitsui Gás e Energia do Brasil für 1,9 Milliarden Reais (cirka 450 Millionen Euro) zugestimmt.

Rund 120 Milliarden US-Dollar soll derzeit der Schuldenberg der Petrobras betragen, worauf das Unternehmen neben dem Verkauf mit einer Ausgabenbremse reagiert. Um rund 500 Milliarden Reais (etwa 120 Milliarden Euro) sollen die Investitionen der Petrobras in den kommenden Jahren reduziert werden, berichtet die FUP in einer Mitteilung

Die Gewerkschafter fordern in ihrem Aufruf den Konzern zu mehr Investitionen auf. Ein Unternehmen, das vor kurzem noch mit 13 Prozent zum BIP beigetragen habe, verfüge über eine zu große gesamtgesellschaftliche Verantwortung, so die FUP. Jeder Real, den Petrobras investiere, habe schließlich einen Effekt von 2,5 Real auf das Wirtschaftswachstum.

Neben dem Stopp des Ausverkaufs fordern die Gewerkschaften zudem eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent sowie einen Inflationsausgleich. Das letzte Angebot der Petrobras sah eine Lohnsteigerung von 8,1 Prozent vor.

Der Streik wurde beschlossen, nachdem die Vertreter der Petrobras einer Anhörung vor dem Arbeitsgericht in Rio de Janeiro vergangenen Donnerstag ferngeblieben waren. Die Entscheidung fiel nach 100 Verhandlungstagen. Die Arbeitsniederlegungen lähmten bereits die Produktion von Petrobras. Insbesondere die Förderung und Verarbeitung von Rohöl seien betroffen, berichtet Reuters unter Berufung auf die FUP.

Am vergangenen Donnerstag hatte ein zweiter Gewerkschaftsverband, der Nationale Verband der Erdölarbeiter (FNP), der fünf Gewerkschaften vertritt, bereits einen Streik begonnen.