La Paz. Der Präsident von Bolivien, Evo Morales, hat angekündigt, das von Venezuela und Kuba betriebene Hilfsprogramm Operación Milagro auszubauen, mit dem bereits jetzt kostenfreie Augenoperationen durchgeführt werden. Die 2004 initiierte "Operation Wunder", so der Name auf Deutsch, ist ein Programm, in dessen Rahmen bis 2014 – aus diesem Jahr stammen die letzten verfügbaren Daten – das Sehvermögen von mehr als zwei Millionen Menschen aus 34 Ländern Lateinamerikas, der Karibik und Afrikas ohne jedwede Kosten für die Patienten wiederhergestellt oder zumindest verbessert werden konnte.
In Bolivien hätten dank des Hilfsprogramms 676.000 Personen ihr Augenlicht wiedererlangt oder das Sehvermögen verbessert, berichtet das kubanische Nachrichtenportal cubadebate.cu unter Berufung auf offizielle Quellen. Meist wird im Zuge der "Operation Wunder" die sogenannte Katarakt behandelt. Bei der auch als "Grauer Star" bekannten Krankheit trübt sich die Augenlinse mitunter bis zur Erblindung ein. Die Krankheit kann einfach behandelt werden, oft fehlen armen Menschen in Ländern des Südens aber die Mittel für den Eingriff, wodurch sich die ohnehin prekäre soziale Situation von ihnen und ihren Familien weiter verschärft.
"Heute werden wir rund fünf Millionen Bolivianos (knapp 660.000 US-Dollar) für dieses Programm zur Verfügung stellen und wir werden weiterhin Hilfen für Familien mit wenig Ressourcen garantieren", bekräftigte Morales bei einer offiziellen Veranstaltung, bei der das Süd-Süd-Hilfsprogramm in El Alto nahe dem Regierungssitz La Paz vorgestellt wurde. Morales hob bei dieser Gelegenheit die "solidarische und interkontinentale Hilfe der kubanischen Brüder" hervor. Diese sei ein Beispiel nicht nur für Bolivien, sondern weltweit.
Der indigene Präsident des südamerikanischen Landes führte aus, dass eine Katarakt-Operation in einer privaten Einrichtung umgerechnet gut 2.800 Euro kostet. Wenn man von der Zahl der bisherigen Eingriffe ausgehe, so hätten die kubanischen Ärzte den Menschen in Bolivien Ersparnisse in Höhe von 316 Millionen Euro gebracht. Im Übrigen hätten Kuba und Venezuela seit Beginn der demokratischen und kulturellen Revolution in Bolivien beim Aufbau des Gesundheits- und Bildungswesen geholfen.
Morales sprach zum Thema anlässlich des zehnten Jahrestags einer Augenklinik in El Alto. Bei dem Festakt waren auch Gesundheitsministerin Ariana Campero, der Vertreter der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, Fernando Leanes, Ärzte aus Kuba und Bolivien sowie Diplomaten anwesend.
Bei einer Besichtigung der Augenklinik nach der Veranstaltung äußerte sich der kubanische Botschafter in Bolivien, Benigno Pérez, zu der humanitären Zusammenarbeit. In dem Krankenhaus seien 104.000 Menschen untersucht worden, behandelt würden neben Katarakten auch Bindegewebswucherungen (Pterygium conjunctivae) und andere Augenerkrankungen. Von den insgesamt 676.000 in Bolivien behandelten Personen stammten demnach 547.000 aus Bolivien, 44.000 aus Argentinien, 25.000 aus Peru, 59.000 aus Brasilien und 3.000 aus Paraguay.
Botschafter Pérez erinnerte daran, dass das humanitäre Hilfsprogramm Misión Milagro im Jahr 2004 noch von dem ehemaligen kubanischen Staats- und Regierungschef Fidel Castro und dem 2013 verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez ins Leben gerufen worden war.
Gegenüber der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina sagte Pavel Noa, Koordinator der Ärztegruppe aus in Bolivien, dass im laufenden Jahr in La Paz, Cochabamba und Santa Cruz monatlich 200 Patienten am Katarakt und 100 am Pterygium conjunctivae operiert würden. Derzeit seien in Bolivien 729 kubanische Ärzte und medizinische Helfer im Einsatz.