Aktivistin Piedad Córdoba trifft Anführer der Paramilitärs in Kolumbien und wird bedroht

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Piedad Córdoba, Sprecherin von Marcha Patriótica.  Zwei Millionen Pesos werden für die Ermordung von sieben Mitgliedern der Bewegung angeboten
Piedad Córdoba, Sprecherin von Marcha Patriótica. Zwei Millionen Pesos werden für die Ermordung von sieben Mitgliedern der Bewegung angeboten

Bogotá. Die linke Friedensaktivistin Piedad Córdoba hat einen Sprecher der paramilitärischen "Gaitán-Selbstverteidigungsgruppen" (AGC) getroffen. Zuvor hatte die kriminelle Gruppe "Das Büro" Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos einen Friedensdialog vorgeschlagen und dabei die AGC eingeladen sich anzuschließen. Der Paramilitär soll Córdoba aufgesucht haben, damit sie seine Bereitschaft, sich der Justiz zu unterwerfen, mitteilt. "Das Büro" hatte in seinem Brief an Santos neben anderen die Sprecherin der Basisorganisation Marcha Patriótica als gewünschte Vermittlerin zwischen den paramilitärischen Kriminellen und der Regierung genannt.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich die 61-jährige am Montag verwundert, dass sie und weitere sechs Mitglieder der Organisation am Samstag in einem Pamphlet zu militärischen Zielen der AGC erklärt worden sind. Das Schriftstück wurde in der nordöstlichen Erdölstadt Barrancabermeja verteilt. Darin werden die sieben Aktivisten als Guerilla-Helfer bezeichnet und zwei Millionen Pesos  (circa 700 Euro) für ihre Ermordung als Belohnung angeboten.

Córdoba zeigte sich überrascht, dass das Pamphlet von der AGC unterzeichnet ist. Die Gruppe, von der sie in letzter Zeit Drohungen bekommen hat, sei die "Águilas Negras" (Schwarze Adler). In der Vergangenheit haben Experten darauf hingewiesen, dass im Unterschied zu anderen paramilitärischen Gruppen die Schwarzen Adler keine bewaffneten Truppen haben, sondern eine Art "Marke" seien, die zum Zweck der Einschüchtern von unterschiedlichen Akteuren verwendet werden. Es gibt auch die Hypothese, dass es sich dabei um staatliche Strukturen handeln könnte, die zu bestimmten Zwecken Schrecken verbreiten.

Inzwischen hat die AGC ein Kommuniqué auf ihrer Webseite veröffentlicht, wo sie die Urheberschaft des Pamphlets abstreitet. Sie weist "vehement zurück", dass ihr Name dafür verwendet wird, "wichtige Anführer der sozialen Bewegung zu bedrohen und einzuschüchtern". Córdoba sei kein militärisches Ziel der AGC, heißt es in dem Dokument weiter. "Wir preisen und erkennen ihre Arbeit und Bemühungen für den Frieden in Kolumbien an".

Córdoba führt die Drohungen auf die Friedensarbeit der Marcha Patriótica zurück. Sie rief die Gegner des Friedensabkommens mit der Farc-Guerilla auf, "das Wort zu entwaffnen". Das Land sei ihretwegen sehr polarisiert und "jeder kann sich befugt fühlen, uns zu töten“, sagte die Ex-Senatorin.

In den letzten Wochen ist eine Mord- und Einschüchterungswelle gegen Anhänger der sozialen Bewegungen zu beobachten. Am meisten betroffen ist die Marcha Patriótica. Allein im November sind acht Bauernaktivisten der Organisation umgebracht worden. Die meisten von ihnen haben sich für die Errichtung von Bauernschutzzonen engagiert, gegen die die Großgrundbesitzer sind. Insgesamt zählt die Basisorganisation in diesem Jahr 70 Morde ihrer Mitglieder.

Córdoba, das prominenteste Mitglied der Bewegung, hatte erst vor kurzem ihre politischen Rechte zurückbekommen, nachdem sie im Jahr 2012 durch den ultrarechten Ex-Disziplinärstaatsanwalt Alejandro Ordoñez wegen angeblichen Verbindungen zu den Farc ihres Amtes als Senatorin enthoben worden war. Sie gesteht Angst zu haben, dass die Drohungen, ihre Tochter oder ihr Enkelkind zu entführen, in die Tat umgesetzt werden. Zugleich versichert sie, dass diese Angst sie nicht lähmen werde, ihre politische Arbeit fortzusetzen.

Bezüglich der Anfrage der AGC sagte sie, sie wolle zwischen diesen bewaffneten Strukturen und der Regierung vermitteln. "Wenn ich da nützlich bin, werde ich es gerne tun", bekräftigte die Ex-Senatorin.

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