Oxfam: Lateinamerika Region mit der höchsten Landkonzentration weltweit

Bericht thematisiert Ungleichheit im Landbesitz. Insbesondere Frauen, Kleinbauern und Indigene von den Folgen betroffen. Forderung nach Umverteilung

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Vertreter der lateinamerikanischen Staaten und der FAO in Santiago de Chile.
Vertreter der lateinamerikanischen Staaten und der FAO in Santiago de Chile.

Santiago de Chile. Ein Prozent der Landbesitzenden in Lateinamerika verfügt über mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Diese und weitere Zahlen wurden Anfang April bei einer Konferenz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) über verantwortungsvolle Landpolitik in Lateinamerika und der Karibik vorgestellt. Die FAO bezog sich bei ihrer Tagung auf einen Bericht der internationalen Nichtregierungsorganisation Oxfam aus dem Jahr 2016. Demnach ist Lateinamerika weltweit die Region mit der größten Ungleichheit in Bezug auf die Landverteilung.

In dem Oxfam-Bericht heißt es zu Beginn: "Es ist nicht möglich, die Ungleichheit in Lateinamerika zu bekämpfen, ohne sich mit der Herausforderung der Landverteilung und den damit verbundenen Rechten der ärmsten und am meisten ausgegrenzten Bevölkerungsteile auseinanderzusetzen." Die Landverteilung auf dem Kontinent sei ein historisches und strukturelles Problem und habe in den vergangenen zwei Jahrhunderten, wie kein anderes Thema, Kriege, Vertreibungen, soziale Konflikte, Hunger und Ungleichheit verursacht, so der Bericht weiter.

Das Land mit der höchsten Landkonzentration in Lateinamerika ist laut dem Bericht Kolumbien. Dort besitzen 0,4 Prozent der Landbesitzenden 67 Prozent der fruchtbaren Flächen des Landes, während 84 Prozent der landbesitzenden Bevölkerung mit 4 Prozent der Flächen auskommen müssen. Chile und Paraguay folgen auf Platz zwei der Rangliste.

Am stärksten von der ungleichen Landverteilung betroffen sind laut Oxfam Frauen. Sie verfügen über deutlich weniger Land als Männer und bewirtschaften deutlich häufiger kleinere Parzellen, von schlechterer Bodenqualität, unter schlechteren Bedingungen.

Der Wettbewerb um Landbesitz und die Machtkonzentration in den Händen der wirtschaftlichen Eliten Lateinamerikas haben sich dem Bericht nach in den vergangenen Jahren mit der Expansion des extraktivistischen Wirtschaftsmodells noch weiter verschärft. Unter der damit einhergehenden Abholzung der Wälder und der agrarindustriellen Produktion von Soja, Zuckerrohr und Palmöl leiden insbesondere indigene Völker. Viele von ihnen werden durch flächendeckende Monokulturen von ihren Ländereien unter anderem in Brasilien, Paraguay und Bolivien vertrieben.

Zudem hat die Gewalt im Kontext der Konflikte um Land in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Menschen, die sich für Land- und Menschenrechte, Frauen- Indigenen- oder Bauernrechte einsetzen, werden kriminalisiert, verfolgt und bedroht. Allein 2015 wurden laut Oxfam 122 Personen in Lateinamerika ermordet, die sich für diese Anliegen einsetzten. Einer der bekanntesten Fälle ist der Mord an der honduranischen Menschenrechts- und Umweltaktivistin Berta Cáceres. Sie hatte sich zuletzt gegen ein Staudammprojekt engagiert und war im März 2016 in ihrem Haus erschossen worden.

Sowohl die FAO als auch Oxfam fordern daher Reformen und Programme zur Umverteilung des Landbesitzes in den lateinamerikanischen Staaten sowie Anstrengungen zur Wahrung individueller und kollektiver Rechte. Die Forderungen beziehen sich dabei auch auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde. Darin beziehen sich drei der wichtigsten Ziele auf eine gerechtere Verteilung von Land: die Beendigung von Armut, die Beendigung des Hungers und die Gleichberechtigung der Geschlechter.

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