Gewalt eskaliert im Süden von Kolumbien

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Die kleinbäuerlich geprägte Region Cauca in Kolumbien ist besonders von der erneuten Gewalt gegen linke Aktivisten betroffen
Die kleinbäuerlich geprägte Region Cauca in Kolumbien ist besonders von der erneuten Gewalt gegen linke Aktivisten betroffen

Popayán/Cali.Vor zwei Tagen ist Alfonso Pérez Mellizo, der Vorsitzende des Gemeinschaftsrats Pan de Azúcar im südlichen Department Cauca, tot aufgefunden worden. Mit dem Mord an dem Sprecher der regionalen sozialen Bewegungen sind im laufenden Jahr 2017 bereits 32 Menschenrechtsaktivisten allein in diesem Landesteil von Kolumbien getötet worden.

Mellizos Körper wurde nur 400 Meter vom nächsten Dorf entfernt mit zwei tödlichen Schussverletzungen in Rücken und Hinterkopf entdeckt, auch in seinem Fall gibt es bisher keine Ergebnisse der Ermittlungen. Von den 32 Mordfällen im Cauca an linken Aktivisten sind in lediglich drei Fällen Erkenntnisse über die Täter bekannt geworden, das bedeutet eine Aufklärungsquote von 1,2 Prozent. In drei Fällen konnten lediglich die Auftragsmörder gestellt, die Hintermänner jedoch nicht belangt werden. In einem der Fälle mit bisher absoluter Straflosigkeit war die staatliche Aufstandsbekämpfungseinheit der Polizei für den Mord verantwortlich.

Wie auch Mellizo sind viele der Ermordeten aktiv in der Durchsetzung der Rechte von Bauern und Indigenen gewesen.

Viele Opfer hatten bereits vorher Morddrohungen erhalten und diese auch bei den zuständigen staatlichen Stellen angezeigt. Mellizo hatte gemeinsam mit anderen Sprechern der lokalen sozialen Organisationen aus dem Dorf Patía bereits seit fünf Monaten auf Drohungen der paramilitärischen Gruppe Águilas Negras hingewiesen. Am Tag des Mordes sind weitere Mitglieder der linken Organisation Marcha Patriótica in Popayán bedroht worden. Erst ein paar Tage zuvor waren in Suárez sechs Menschen erschossen worden. Alle diese Orte liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Seit mehreren Monaten weisen Anwohner der kleinbäuerlich geprägten Region auf eine verstärkte Präsenz bewaffneter Gruppen hin, die in einigen von der Landwirtschaft abhängigen Dörfern zu erneuten Vertreibungen und Angst vor weiteren Auseinandersetzungen geführt hat. Den zahlreichen Mordfällen wird weder von der Regionalregierung noch von der Landesregierung unter Präsident Juan Manuel Santos Aufmerksamkeit gewidmet.

Diese massive Welle der Gewalt wird in Zusammenhang mit dem Anbau illegalisierter Pflanzen wie Koka gebracht. Die Regierung setzt die im Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla vereinbarten Programme zur Subsistenz der Pflanzen nicht um, während die parastaatlichen Akteure weiterhin den Drogenhandel in der Region kontrollieren.