Mexiko: Journalist in Veracruz ermordet

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Die Aufklärungsrate von Morde an Journalisten liegt in Mexiko unter einem Prozent
Die Aufklärungsrate von Morde an Journalisten liegt in Mexiko unter einem Prozent

Acayucan, Veracruz. Am 19. Dezember ist in Mexiko der Journalist Gumaro Pérez Aguilando während einer Weihnachtsfeier in der Schule seines Sohnes von bisher nicht identifizierten Tätern erschossen worden. Pérez Aguilando berichtete und recherchierte über die örtlichen Drogenkartelle. Er ist der dritte ermordete Journalist im Verwaltungsbezirk Acayucan im vergangenen halben Jahr. Mexiko teilt sich damit im Jahr 2017 mit Syrien den Rang des tödlichsten Landes weltweit für Journalisten. Der Bundesstaat Veracruz, wo sich Acayucan befindet, ist einer der weltweit gefährlichsten Orte für Medienschaffende.

Als Pérez Aguilando mit Lehrern und Eltern einem Weihnachtsspiel in der Grundschule seines Sohnes zuschaute, drangen zwei Bewaffnete auf der Suche nach ihm in die Schule ein. Pérez Aguilando versuchte erfolglos sich zu verstecken und wurde mit mehreren Schüssen hingerichtet. Die Attentäter entkamen unerkannt. Der Sohn des Opfers hatte am Krippenspiel teilgenommen und wurde Zeuge der Tat.

Pérez Aguilando arbeitete für regionale Radiosender und Zeitungen wie Liberal del Sur und Diario de Minatitlán sowie für das Nachrichtenportal La Voz del Sur, dessen Mitbegründer er war. Zuletzt war er Angestellter der Abteilung für Kommunikation der Stadtverwaltung Acayucans. Seine Leidenschaft blieb seiner Ehefrau Adelina Mendoza zufolge jedoch stets der Journalismus. Das Hauptinteresse des Reporters galt hierbei der Polizeiberichterstattung, welche ihn immer wieder zu Recherchen und Berichten über die verschiedenen in Veracruz aktiven Drogenkartelle führte.

Der Bundesstaat Veracruz zählt auf Grund seiner Lage und des in ihm gelegenen größten Atlantikhafens Mexikos zu einem der für Drogenkartelle strategisch wichtigsten Gebiete Mexikos. So kämpfen in Veracruz sechs der neun großen Kartelle Mexikos um die wichtigen Transitrouten.

Die Präsenz der Kartelle hat drastische Folgen für die Arbeit von Journalisten in Veracruz. Während der Regierungszeit des Ex-Gouverneurs Javier Duarte (2010-1016), welcher der Partei der institutionalisierten Revolution (PRI) des mexikanischen Präsidenten Peña Nietos angehört und der zwischenzeitlich auf Grund eines Haftbefehls wegen Korruption aus dem Lande geflohen war, wurden in Veracruz mindestens 19 Reporter ermordet. Alleine im Bezirk Acayucan wurden im letzten halben zwei weitere Journalisten gezielt getötet. Cándido Ríos Vázquez stand bereits unter Polizeischutz als er getötet wurde und der aus Honduras stammende Edwin Rivera Paz hatte sein Heimatland Richtung Mexiko erst zu Beginn des Jahres verlassen, nachdem dort ein Kollege ermordet wurde.

Pérez Aguilando ist laut der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen der zwölfte Journalist der 2017 in Mexiko ermordet wurde. Für Journalisten ist Mexiko hiermit weltweit das gefährlichste Land, des sich nicht im Kriegszustand befindet. Die Liste der im Jahr 2017 tödlichsten Länder für Journalisten führt Mexiko mit dem Bürgerkriegsland Syrien an. Die Organisation erklärt, dass Journalisten die in Mexiko über das organisierte Verbrechen oder die politische Korruption sprechen "nahezu systematisch schikaniert, bedroht und kaltblütig niedergeschossen" werden.

Die Präsidentin des Ausschusses im Abgeordnetenhaus für die Verfolgung von Aggressionen gegen Journalisten und Medien, die der konservativen Partei Nationale Aktion (PAN) angehörige Brenda Velázquez, zählt 17 ermordete Reporter seit Dezember 2016. Auch angesichts der gravierenden Straflosigkeit fordert sie die mexikanische Regierung zum unverzüglichen Handeln auf: "Keine weiteren ermordeten Journalisten. Es reicht!"

Nur 0,3 Prozent der Fälle von Aggressionen gegen Journalisten werden aufgeklärt.