Weitere Verletzte und ein toter Polizist bei Protesten von Indigenen in Kolumbien

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Auf rund zehn Kilometern haben die Indigenen die Kontrolle über die Panamericana erlangt. Verkehrsschilder werden kurzerhand zu Schilden umfunktioniert
Auf rund zehn Kilometern haben die Indigenen die Kontrolle über die Panamericana erlangt. Verkehrsschilder werden kurzerhand zu Schilden umfunktioniert

Cali. Am Dienstag ist es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Indigenen und der Staatsgewalt im kolumbianischen Departament Cauca gekommen. Ein Polizist ist offiziellen Angaben nach einer Schussverletzung erlegen. Er starb in einem Krankenhaus in Cali. Weitere Polizisten sowie drei Berufssoldaten seien verletzt worden. Die Indigenenorganisation ONIC berichtet von mehreren verletzen Demonstranten durch einen Schusswaffeneinsatz des Militärs beim Versuch, eine Straßenblockade zu räumen.

Die Hauptverkehrsroute zwischen Nord- und Südkolumbien ist seit fast einer Woche besetzt. Im Rahmen des Streiks der Indigenen wurden seit Dienstag morgen zusätzlich auch die Nebenrouten blockiert, um Druck auf die Regierung von Präsident Iván Duque auszuüben.

Als die Demonstranten die Kontrolle über die alternativen Verkehrsrouten erlangten, griff die Aufstandsbekämpfungseinheit der Polizei (Esmad) ein. An unterschiedlichen Blockadepunkten setzte sie laut Berichten von Augenzeugen massiv Gewalt, Tränengas und selbstgebastelte Geschosse für Schrotflinten ein. Sogar gegen ausgewiesenes Personal einer medizinischen Brigade seien laut ONIC Trängengasgranaten gefeuert worden. Einige Protestierende wurden leicht verletzt.

Kurz darauf wurde vom Blockadeposten La Agustina auf der Panamericana zwischen Santander de Quilichao und Popayan berichtet, dass das Militär mit scharfer Munition auf Indigene feuere. Fast gleichzeitig berichteten staatliche Quellen und Zeitungen online, dass ein Polizist erschossen wurde, mehrere Polizisten Schusswunden erlitten hätten und drei Soldaten angeschossen worden seien. Laut offiziellen Angaben seien sie von demobilisierten Farc-Mitgliedern angegriffen worden, die den Protest infiltieren würden.

Zuvor hatte der Einsatz von Militär-Hubschraubern und das Abwerfen von Leuchtkörpern über dem größten Protestcamp unter den Protestierenden starke Befürchtungen ausgelöst. In Kolumbien wirft das Militär in den Nächten vor Bombardierungen von Guerillalagern bengalische Feuer ab, um so ihre Stellungen sichtbar zu machen und die Truppenverschiebungen vorzubereiten.

Wie bereits angekündigt bereiten auch die Indigenen der Pazifikregion eine Blockade der Verbindungsstraße zwischen Cali und Buenaventura vor. Das dortige Autonomiegebiet La Delfina war bereits im Streik in Buenaventura ein zentraler Ort (Amerika21 berichtete). Die regionale Organisation der Indigenen ACIVA berichtet nun von Drohneneinsätzen über ihrem Gebiet. Dies stelle eine Verletzung der Rechte der territorialen Unabhängigkeit dar.

Seit Anfang dieser Woche befinden sich rund 20.000 Indigene in vier Departements des zentralen Südwestens Kolumbiens in einem Generalstreik. Angeschlossen haben sich auch afrokolumbianische- und Kleinbauernverbände sowie mehrere Gewerkschaften. Eine der wichtigsten Bundesstraßen, die Panamericana, ist seit Tagen an mehreren Stellen blockiert. LKW-Anhänger und Container wurden entkoppelt und als Barrieren quergestellt. Die wirtschaftlichen Verluste werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Vor allem der verhinderte Transport lässt die Preise für Kartoffeln und Karotten im angrenzenden Department Valle de Cauca ansteigen. In die Gegenrichtung werden vor allem Eier gehandelt, in Popayán seien sie laut Zeitungsberichten nicht mehr in Supermärkten erhältlich.

Die Indigenen fordern von Präsident Duque, mit ihnen vor Ort im Cauca zu verhandeln. Erst dann würden sie den Protest beenden und die Blockaden aufheben.