Guatemala / Politik

Blutiger Wahlkampfauftakt: Ein Toter und eine Verschwundene in Guatemala

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Die Landarbeiterorganisation Codeca in Guatemala beklagt die Verfolgung ihrer Mitglieder
Die Landarbeiterorganisation Codeca in Guatemala beklagt die Verfolgung ihrer Mitglieder

Guatemala-Stadt. Innerhalb weniger Tage haben sich vermutlich zwei Verbrechen gegen Mitglieder der Landarbeiterorganisation Codeca bzw. deren politisches Instrument, die Partei "Bewegung für die Befreiung der Völker" (MLP), ereignet.

Wie die Organisation in einer Presseerklärungen mitteilte, wurde am 17. März im Landkreis Poptún, Departamento Petén, ihr Mitglied der regionalen Leitung, Willi Rene de Paz, von zwei unbekannten Männern durch drei Kopfschüsse getötet. Dies war der achte Mord an einem Mitglied von Codeca seit Jahresbeginn.

Am 21. März informierte Codeca zudem über ein vermutliches weiteres Verbrechen: Die Krankenschwester Ivone Mazariegos Arroche, Codeca-Mitglied und Schwiegertochter des Bürgermeisterkandidaten für die MLP in der Gemeinde San Andrés Villaseca im Departamento Retalhuleu, ist seit dem 19. März spurlos verschwunden. Sie hat nach Codeco-Angaben den Arbeitsplatz im Gesundheitszentrum mit ihrem Motorrad verlassen. In einem Telefonat mit ihrem Mann um 13 Uhr habe sie ihm mitgeteilt, ihren Sohn von der Schule abzuholen. Dort ist sie jedoch nie angekommen. Zeugen erklärten später, sie hätten auf dem Weg zwischen Gesundheitszentrum und Schule zwei Kleintransporter gesehen. In der Codeca-Stellungnahme heißt es weiter, dass ihre Kinder, ihre Familie und Mitstreiter Ivone Mazariegos gesund zurückerwarten. "Wir fordern die Bestrafung der Verantwortlichen dieser kriminiellen Repression, die gleichen Verantwortlichen der Morde an den Menschenrechtsverteidigern, die für Gerechtigkeit und einen strukturellen Wandel in Guatemala kämpfen".

Die Vorfälle ereigneten sich wenige Tage nachdem sich überall im Land die zuvor auf einem außerordentlichen Parteitag gewählten Kandidatinnen und Kandidaten der MLP offiziell für den guatemaltekischen Kongress, das Zentralamerikanische Parlament und zahlreiche lokale Mandate wie Bürgmeisterämter eingetragen hatten.

Der Petén und vor allem das Departamanto Retalhuleu gelten als Hochburgen von Codeca. In Retalhuleu erfolgte vor 27 Jahren die Gründung der Organisation, die ursprünglich nur als Unterstützung für bestehende Landarbeiterorganisationen gegen die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse auf den Fincas gedacht war und sich mittlerweile zu einer landesweit tätigen Organisation entwickelt hat. "Mit der MLP haben wir ein politisches Instrument gegründet, das uns an die politische Macht bringen soll", betont Thelma Cabrera, Vorsitzende von Codeca und Präsidentschaftskandidatin für die MLP.