Boliviens Regierung verabschiedet neues Religionsgesetz

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Christus-Statue über Cochabamba, Bolivien
Christus-Statue über Cochabamba, Bolivien

La Paz. Boliviens Präsident Evo Morales hat vergangene Woche ein neues Gesetz verabschiedet, mit dem die Religionsfreiheit in dem Andenstaat neu geregelt werden soll. Damit solle die in der Verfassung garantierte Gleichheit aller Glaubensrichtungen in die Praxis umgesetzt werden, so Morales.

Alle religiösen Institutionen in Bolivien müssen künftig Steuern zahlen und gegenüber den zuständigen staatlichen Stellen Rechenschaft über ihre Aktivitäten ablegen. Religiöse Gemeinschaften werden zudem erstmals als gemeinnützige juristische Entitäten anerkannt, was deren Stellung in Bezug auf den Erhalt von Spenden verbessert. Außerdem sind Eheschließungen auch außerhalb der katholischen Kirche möglich.

"Ab heute sind wir nicht mehr dazu verpflichtet, uns in der katholischen Kirche zu trauen oder taufen zu lassen. Dies können wir jetzt in jeder Kirche tun. Das bedeutet Freiheit," erklärte Präsident Morales. In seiner Ansprache in Anwesenheit von Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften erinnerte Morales an die Kolonisierung Amerikas mit "der Waffe und der Bibel" sowie die Zerstörung der indigenen Religionen. Er erwähnte darin explizit die Entschuldigung von Papst Franziskus im vergangenen Jahr gegenüber der indigenen Bevölkerung Amerikas für das durch die Christianisierung verursachte Leid. Mit dem neuen Gesetz erhalten alle Glaubensgemeinschaften "die selben Rechte und Pflichten", so Morales.

In ersten Reaktionen wurde das Gesetz überwiegend begrüßt. Der protestantische Pastor Alberto Salcedo drückte seine Zufriedenheit mit der Neuregelung der Religionsfreiheit in Bolivien aus und forderte zur mehr Ökumene auf. Im Zuge der neuen bolivarischen Verfassung von 2009 hat sich das Land von einem konfessionellen hin zu einem laizistischen Staat gewandelt. Auch dem soll das neue Gesetz nun vollumfänglich Rechnung tragen.