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Brasilien: Zahl durch Polizisten Getöteter in Rio de Janeiro steigt weiter

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Die Polizeieinsätze mit Todesfolge haben sich in Rio de Janeiro im Laufe dieses Jahres wieder stark erhöht
Die Polizeieinsätze mit Todesfolge haben sich in Rio de Janeiro im Laufe dieses Jahres wieder stark erhöht

Rio de Janeiro. Die Zahl der bei Polizeieinsätzen Getöteten im Bundesstaat Rio de Janeiro fällt in den ersten Monaten des laufenden Jahres so hoch aus wie nie zuvor. Rund ein Drittel aller verzeichneten gewaltsamen Todesfälle im Monat Mai geht auf das Konto der Polizeikräfte.

Wie die Zeitung Folha de S.Paulo am Freitag berichtete, stieg die Gewalt seitens der Polizeikräfte im Bundesstaat Rio de Janeiro in den vergangenen Monaten auf einen Höchststand. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres lag der Anteil der durch die Polizei Getöteten im Vergleich zum Vorjahr bereits um acht Prozentpunkte höher. Der Mai 2019 markiert bezüglich der Polizeigewalt einen weiteren Höhepunkt. Noch nie seit Beginn der Erhebungen durch das Institut für öffentliche Sicherheit (ISP) starben verhältnismäßig so viele Personen durch Kugeln der Polizei wie in diesem Monat. Die Polizeikräfte sollen demnach für 32,2 Prozent der registrierten gewaltsamen Tötungen verantwortlich sein.

Seit Ex-Präsident Michel Temer im Februar 2018 die Verantwortung für die innere Sicherheit dem Militär übergab, ist die Gewalt seitens der Polizeikräfte im Bundesstaat kontinuierlich gestiegen. 1534 Menschen wurden im vergangenen Jahr bei Polizeieinsätzen getötet – das ist die höchste Zahl seit das ISP 1998 anfing, diese Daten zu erheben.

Während der Anteil der von der Polizei Getöteten steigt, geht gleichzeitig die Zahl der Mordfälle ohne Polizeibeteiligung zurück. Diese Statistik steht auch im Zusammenhang mit der Politik des neuen Gouverneurs Wilson Witzel. Der Ex-Bundesrichter ist seit 2019 im Amt, gilt als extrem rechtskonservativ und politisiert auf derselben Linie wie Präsident Jair Bolsonaro. Wie dieser befürwortet er eine Lockerung des Waffengesetzes und bezeichnet Kriminelle als Terroristen. Das Vorgehen der Polizei mit häufiger Todesfolge, wie etwa der Polizeieinsatz vom Februar 2019 in der Favela Morro do Fallet, bei der die Polizei 13 Verdächtige tötete, verteidigt er.