Wachsende Solidarität: Über 1.000 Menschen in Berlin auf Kundgebung für Chile

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Mehr als 1.000 Menschen bei Chile Solidarität am Sonntag in Berlin
Mehr als 1.000 Menschen bei Chile Solidarität am Sonntag in Berlin

Berlin. Am Sonntag haben in Berlin mehr als 1.000 Menschen in Solidarität mit den Protesten in Chile demonstriert. Die Proteste in dem Andenstaat, die mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen die Erhöhung der U-Bahn-Preise begonnen hatten, weiteten sich in der letzten Woche zu einem zweitägigen Generalstreik mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern aus. Am Freitag kam es in Santiago zur größten Demonstration in der Geschichte des Landes mit 1,2 Millionen Menschen.

Bei der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin schwenkten die Teilnehmer Fahnen der chilenischen Republik und des indigenen Volkes der Mapuche. Auf Schildern und Transparenten forderten die Demonstranten eine verfassungsgebende Versammlung und den Rücktritt von Präsident Sebastián Piñera. Einige Teilnehmer hatten zudem Töpfe und Kochlöffel mitgebracht, immer wieder kam es zu "cacerolazos“. Dabei wird auf die Töpfe geschlagen, eine in Chile und Argentinien typische Aktionsform, die auf die Folgen wirtschaftlicher Krisen und leere Töpfe verweisen soll.

Die Teilnehmer waren in Herkunft und Alter sehr durchmischt. Die Mehrheit der Teilnehmer waren junge Menschen verschiedenster Herkunft. Neben Chilenen und Deutschen fanden sich auch weitere Lateinamerikaner auf der Kundgebung ein. Aber auch ältere Menschen waren anwesend. Eine Demonstrantin zeigte ihren Anstecker aus der Chile-Solidaritätsbewegung aus den 1970er Jahren.

Eine Rednerin erinnerte daran, dass am morgigen Montag eine Beobachtermission der UN in Chile eintreffen werde, um die Menschenrechtsverletzungen der vergangenen Wochen zu untersuchen. Die Regierung wolle deshalb so schnell wie möglich wieder zur Tagesordnung übergehen. Gerade deshalb müssten die Proteste weitergehen. Jetzt sei internationale Solidarität wichtig, um den Chilenen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.

Zwischen den Redebeiträgen wurde Livemusik gespielt. Die Demonstranten stimmtten ein ums andere Mal den Slogan "El pueblo unido jamás será vencido" an: "Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden.“ Auf einer Leinwand wurden Bilder der Proteste und der Gewalt von Polizei und Armee gezeigt. Bei den Bildern der Demonstration vom Freitag brach spontaner Jubel aus.

Trotz der insgesamt sehr ausgelassenen und kämpferischen Stimmung wurde es gegen Ende Ernst. Es wurden die Initialen, der von Polizei und Militär zu verantwortenden Todesopfer verlesen. Anschließend gedachten die Teilnehmer der Opfer in einer Schweigeminute.

Für Juan Vivanco, einen der Organisatoren, war die Kundgebung ein voller Erfolg. "Mit so vielen Menschen hätten wir niemals gerechnet. Wir sind von 50 Leuten ausgegangen und jetzt sind hier über 1.000. Eine so große Solidarität hat uns dann doch überrascht“, so Vivanco gegenüber amerika21. In der kommenden Woche soll es weitere Aktionen in Berlin und anderen deutschen Städten geben.