Mexiko-Stadt. Mütter verschwundener Migranten aus ganz Mittelamerika haben bei einem Protestzug durch Mexiko gegen die restriktive US-Migrationspolitik demonstriert. Zugleich forderten sie die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador auf, entschiedener gegen die Migrationsabwehr der USA vorzugehen. Die Politik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump und der mangelnde Widerstand von Mexiko und anderer lateinamerikanischer Regierungen setze in zunehmendem Maße das Leben ihrer Kinder aufs Spiel, so die Demonstrantinnen.
Die inzwischen "15. Karawane zentralamerikanischer Mütter verschwundener Migranten" (Caravana de Madres Centroamerikanas de Migrantes Desaparecidos) machte sich auf ihrer Route durch Mexiko auch auf die Suche nach Angehörigen. Der seit 2004 jährlich stattfindende Protestzug war am 15. November vom mexikanischen Bundesstaat Chiapas aus gestartet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten eine Strecke von 5.000 Kilometer durch insgesamt 14 mexikanische Bundesstaaten zurück. Sie folgten einer Route, die Migranten Richtung USA in der Regel nehmen. Die Teilnehmenden konnten dabei sechs verschwundene Angehörige ausfindig machen.
Die 45 Frauen und fünf Männer aus El Salvador, Guatemala und Honduras trafen bei ihrer Reise auch Regierungsvertreter. Sie wiesen darauf hin, dass die Gewalt gegen Migranten stark zugenommen hat. Auch würden Migranten auf Grund des Truppeneinsatzes der mexikanischen Nationalgarde an der mexikanischen Grenze zu Guatemala immer öfter verletzt werden.
Die Regierung von López Obrador hat seit Juni 2019 bis zu 2.400 Mitglieder der Nationalgarde an die mexikanische Südgrenze entsandt, um die Migrationsströme aus Zentralamerika Richtung USA zu stoppen. Mexiko hat diese Maßnahme ergriffen, nachdem die USA mit Strafzöllen gedroht hatten.
Die Karawane traf auf ihrer Reise lokale Regierungsvertreter, um mehr Informationen über die Bemühungen der mexikanischen Behörden zu erhalten, verschwundene Migranten ausfindig zu machen. Die Mütter machen sich jedes Jahr zu dem Protestzug auf, weil es ihrer Meinung nach von der mexikanischen Regierung keine konkreten Hinweise über den Verbleib ihrer Angehörigen gibt. "Es sind so viele Fälle, und die Behörden sagen zwar, dass sie die Verschwundenen suchen. Doch das sind alles nur leere Versprechungen. Wir verlangen von jeder Behörde, dass sie ihre Arbeit macht und unsere Angehörigen sucht", sagte die Demonstrantin Lidia Mirilú López. In Mexiko-Stadt trafen die Aktivistinnen auch mit mexikanischen Müttern zusammen, deren Angehörige verschwunden sind.
Die Teilnehmerinnen forderten von der mexikanischen Regierung, die Migrationspolitik von US-Präsident Trump zurückzuweisen. "Wir bitten Sie darum, die Migranten nicht mehr zu misshandeln. Öffnen Sie die Grenzen. Lassen Sie sie weiterfahren", so die Mütter, die auch selbst Suchaktionen durchführen.
Seit ihrer Gründung hat die Karawane zentralamerikanischer Mütter 321 Migranten wiedergefunden. Einigen von ihnen hatten aus technischen Gründen vorübergehend keinen Kontakt mehr zu ihren Familien, weil sie etwa ihre Handynummern geändert hatten. Andere wurden von der mexikanischen Polizei festgenommen und inhaftiert, wodurch sie keinen Kontakt mehr zu ihren Familien aufnehmen konnten. Die Mehrheit der verschwundenen Migranten wurde jedoch Opfer der organisierten Kriminalität. In vielen Fällen wurden sie gezwungen, für die Drogenkartelle zu arbeiten.