Kolumbien / Soziales

Covid-19 in Kolumbien: Situation für medizinisches Personal weiterhin prekär

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Der Einsatz gegen Covid-19 hängt auch in Kolumbien an der entsprechenden Ausstattung mit Schutzmaterialien
Der Einsatz gegen Covid-19 hängt auch in Kolumbien an der entsprechenden Ausstattung mit Schutzmaterialien

Bogotá. Trotz Versprechen seitens der Regierung, Schutzmaterial bereitzustellen und die Krankenhauskapazitäten zu erhöhen, sehen sich in Kolumbien weiterhin große Teile des medizinischen Personals schutzlos und ohne Gehaltszahlungen dem Coronavirus ausgeliefert. Die von ihm verursachte Krankheit Covid-19 hat nach Angaben verschiedener Medien bereits neun medizinischen Angestellten das Leben gekostet, über 600 weitere sollen sich infiziert haben.

In dieser Woche veröffentlichten der kolumbianische Ärzteverband und die Ärztekammer von Bogotá die zweite Umfrage über die Gefährdung des Gesundheitspersonals durch die Pandemie. 88 Prozent der 916 Befragten berichteten dabei, dass sie nicht über ausreichende Schutzausrüstung verfügten.

Während einige Krankenhäuser in den größeren wirtschaftlichen Zentren des Landes bereits mit der nötigen Ausrüstung für Personal und Patienten ausgerüstet worden sind, mangelt es vor allem in den ländlichen Gebieten an den nötigsten Materialien.

Oswaldo Restrepo Manotas, Notfallmediziner in der Hauspflege in Cartago und medizinrechtlicher Berater in Manizales, erklärte seine Situation gegenüber amerika21: "Unsere Schutzausrüstung reicht theoretisch nur für einen Arbeitstag und den Rest machen wir uns selbst zurecht. Von der Regierung erhielt meine Klinik zur mehrmonatigen Bekämpfung von Covid-19 gerademal 40 Millionen Pesos [circa 9.400 Euro]. Sollte ein Corona-Patient bestätigt werden, wird er zunächst nach Hause geschickt, wo vor allem unter den Ärmeren Mindestabstände nicht eingehalten werden können. Bei einem schwereren Fall muss dieser in eine Klinik höherer Stufe in den Großstädten oder in eine spezielle Corona-Auffangstation transportiert werden. Diese Transporte können bis zu mehreren Stunden dauern."

Die Regierung stellte zunächst eine Summe von 14,8 Billionen Pesos (rund 3,5 Milliarden Euro) zur Bekämpfung des Virus bereit. Ein weiteres Problem seien laut Restrepo Manotas für einen großen Teil des medizinischen Personals die seit drei Monaten ausgebliebenen Auszahlungen von Gehältern und Leistungen bei Erwerbsunfähigkeit durch die zuständigen Behörden.

Die Generalstaatsanwaltschaft und das Büro der Ombudsstelle sowie das Gesundheits-und Arbeitsministerium appellierten nun wegen der "prekären Bedingungen", unter denen die Beschäftigten des Gesundheitswesens im Land arbeiten, eindringlich an die Regierung. So bat Ombudsmann Fernando Carrillo die Regierung um ein Dekret zur Formalisierung der Arbeitsverträge allen medizinischen Personals. Gesundheitsminister Fernando Ruiz Gómez erklärte zudem, dass seine Behörde "über Mittel aus dem Fonds für Notfallmaßnahmen verfügen wird, um persönliche Schutzausrüstungen zu beschaffen".

Arbeitsminister Angel Custodio Cabrera Báez kündigte an, dass der Vorschlag der Staatsanwaltschaft angenommen wurde, die Verantwortung von Arbeitgebern und den Verwaltungsorganisationen von Arbeitsrisiken bei der Bereitstellung von Personenschutzelementen zu stärken. Zudem seien neue Finanzierungsstrategien vorgesehen, mit denen die Kontrollorgane die angemessene Verwendung öffentlicher Mittel überwachen würden.

Zum 14. Mai gab es in Kolumbien 13.610 offiziell bestätigt Fälle von Covid-19 und 3.358 genesene Patienten. 525 Menschen sind bereits im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben.