Vier Indigene in Mexiko hingerichtet

kontrolle_der_nahua-indigenen_in_chilapa.jpg

Kontrollposten der Nahua-Indigenen in Chilapa, Guerrero
Kontrollposten der Nahua-Indigenen in Chilapa, Guerrero

Chilapa. Vier Nahua-Indigene sind in der Gemeinde Chilapa im Bundesstat Guerrero tot aufgefunden worden. María Agustín Chino, Amalia Morales Guapango, José Benito Migueleño und Miguel Migueleño verschwanden bereits am 18. Dezember auf der Landstraße von Chilapa nach Tlapa. Einen Tag später wurden ihre Leichen in ihren eigenen Wagen mit Folterspuren aufgefunden. "Sie wurden gefesselt, gefoltert und anschließend hingerichtet", heißt es in dem Kommuniqué des Nationalen Indigenen Rats (CNI).

Die Morde fanden einen Monat nach der Vertreibung der Drogenbande "Los Ardillos" aus 22 Dörfern der Gemeinde Chilapa durch die organisierte indigene Bevölkerung statt. Sie hatte die Belagerung durch die "Narco-Paramilitärs" in dem Gebiet  durchbrochen, Tausende von Nahua-Indigenen erlangten die Bewegungsfreiheit in ihrem Territorium zurück. "Die Ardillos üben jetzt an uns Vergeltung. Sie wollen uns als Sklaven und unterworfen sehen", prangern die Indigenen an.

Der CNI macht die Regierung für das Massaker mitverantwortlich: "Die drei Regierungsebenen wissen ganz genau, was in Chilapa passiert. Sie führen aber Verhandlungen, statt das organisierte Verbrechen zu bekämpfen". Der indigene Rat prangert auch an, dass, obwohl man die Nationale Menschenrechtskommission gebeten habe, die Menschenrechtverletzungen zu dokumentieren, diese bis heute nicht reagiere.

Die vier Opfer waren Mitglieder des CNI und des Indigenen und Volksrats von Guerrero – Emiliano Zapata. Sie waren Anhänger der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) und unterstützten 2017 die indigene Präsidentschaftskandidatin Maria de Jesús Patricio Martínez.

Als die Drogenkartelle 2019 mit illegalem Abholzen und Erpressungen in der Gemeinde Chilapa begannen, entschieden die Bewohner, sich dagegen zu organisieren. Seitdem werden sie immer wieder angegriffen.

Im Januar dieses Jahres sind zehn indigene Musiker, die sich auf der Rückfahrt von einer Aufführung befanden, von bewaffneten Gruppen umgebracht worden. Anschließend haben die Täter die Leichen verbrannt. Im Juni 2019 waren zwei Nahua-Indigene bei einem Hinterhalt ums Leben gekommen. Die Täter sind bis heute nicht festgenommen worden.

Die Straflosigkeit, das korrupte Justizsystem und die systematischen Menschenrechtsverletzungen in der Region sind für die Indigenen ein Zeichen, dass der mexikanische Staat "Komplize der organisierten Kriminalität ist". Dennoch würden sie sich weiterhin dagegen organisieren: "Unser Kampf ist für das Leben und für die Freiheit. Wir wollen weder Sklaven der organisierten Kriminalität noch eine Tauschwährung für die schlechte Regierung sein."