Brasilien / Soziales

Brasilien: Mehr Ärzte für die ärmsten Regionen

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"Mais Médicos ist zurück und voller Neuigkeiten" - Informationen der Regierung
"Mais Médicos ist zurück und voller Neuigkeiten" - Informationen der Regierung

Brasília. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei (PT) lässt das Programm "Mais Médicos" (Mehr Ärzte) wieder aufleben. Die Gesundheitsversorgung in den ärmsten Regionen des Landes soll so gesichert werden.

Um die Versorgungslücken mit Medizinern in den Favelas und auf dem Land zu schließen, sollen bis Ende des Jahres 28.000 aus dem Ausland angeworbene Ärzte Patienten betreuen.

Im Jahr 2013 hatte die damalige Präsidentin Dilma Rousseff (PT) das Mais-Médicos-Programm ins Leben gerufen (amerika21 berichtete). Es brachte massive Verbesserungen und galt als eins der wichtigsten Aushängeschilder ihrer Regierung. Vor allem Ärzte aus Kuba waren damals für drei Arbeitsjahre ins Land gekommen.

Brasilien hat eine niedrige Ärztedichte von 1,8 Medizinern auf 1.000 Einwohner. Der Karibikstaat Kuba gilt mit 6,7 Ärzten pro 1.000 Einwohnern hingegen als überdurchschnittlich gut versorgt. Rund 14.000 Ärzte kamen damals ins Land, 11.000 davon aus Kuba. Aktuell arbeiten noch 8.000 Mediziner aus dem Ausland in dem größten lateinamerikanischen Land. Der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro schwächte das Gesundheitsprogramm. Es wurde modifiziert, umbenannt und die Anwerbung zeitweise gestoppt.

Im November 2018 gab das kubanische Gesundheitsministerium den Abzug des gesamten medizinischen Personals aus Brasilien bekannt. Der Schritt kam nur wenige Wochen nachdem Bolsonaro die einseitige Veränderung der Vertragsbedingungen ankündigte und mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Kuba drohte.

Lula da Silva hat das Gesundheitsprogramm jetzt reaktiviert. In der Neuauflage heißt es "Mais Médicos para o Brasil". Es soll gerade in kleinen Gemeinden in schwer zugänglichen Regionen des Landes die medizinische Grundversorgung stärken.

Die Bevölkerung in den Favelas der Großstädte, in abgelegenen Gebieten der Amazonas-Region und in Gebieten mit überwiegend indigener Bevölkerung soll prioritär davon profitieren. Als Erfolge sind in Brasilien weniger Krankenhauseinweisungen, ein Rückgang der Kinder- und Müttersterblichkeit und eine bessere Behandlung von Diabetes- und Bluthochdruck festgestellt worden.

In der jetzigen Version von Mais Médicos sollen die neuen Stellen, wenn möglich, mit im Land ausgebildeten Medizinern besetzt werden. Sollte dies nicht gelingen, würden im Ausland ausgebildete brasilianische Mediziner eingestellt. Erst danach werde man auch Bewerbungen ausländischer Ärzte annehmen. Die Austauschärzte würden in Zukunft nicht für drei, sondern für vier Jahre nach Brasilien entsendet. Die Bezahlung erfolgt direkt über brasilianische Regierungsstellen und nicht über eine Vermittlungsorganisation.

Insbesondere Gemeinden in den strukturschwachen Bundesstaaten im Nordosten, in der Amazonas-Region, in der Peripherie von São Paulo, Belo Horizonte und Rio de Janeiro sollen der Regierung ihren Bedarf anzeigen. Brasilianer, die abgeschnitten entlang der großen Flüsse leben, indigene Gemeinschaften und Quilombos - Ansiedlungen der Nachkommen von geflohenen versklavten Menschen - sollen zuerst von dem Programm profitieren. Rund 15.000 Stellen für Mediziner sollen neu geschaffen werden.

Die Amazonas-Stadt Manaus rechnet aktuell beispielsweise mit einer Zuweisung von 256 neuen Ärzten über das "Mais Médicos"-Programm, informiert die Stadtverwaltung auf ihrer Homepage.

Die an Brasilien grenzenden Länder Uruguay (3,2 Ärzte auf 1.000 Einwohner) und Argentinien (3,7 Ärzten auf 1.000 Einwohner) stehen bei der medizinischen Versorgung ihrer Bevölkerung deutlich besser da als ihr großer Nachbar.