Pläne zur Steigerung der Produktion von Nahrungmitteln in Venezuela

Regierung geht auf langjährige Forderungen der Landbevölkerung ein. Agrarindustrie Gefahr für kleinbäuerliche Landwirtschaft

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Am Kongress der Campesinos, Fischer und ländlichen Erzeuger nahmen Hunderte Aktivisten teil
Am Kongress der Campesinos, Fischer und ländlichen Erzeuger nahmen Hunderte Aktivisten teil

Caracas. Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat die Einrichtung eines neuen Fonds für Kleinbauern und ländliche Erzeuger angekündigt, um die Nahrungsmittelproduktion zu verbessern.

Diese Zusage machte er zum Abschluss des "Großen Kongresses der Kleinbauern, Fischer und ländlichen Erzeuger", der von der Regierung veranstaltet wurde und an dem hunderte Aktivisten teilnahmen.

"Wir bringen den Landwirtschafts- und Viehzuchtplan mit zwei strategischen Zielen voran, nämlich hundertprozentige Ernährungssouveränität in Venezuela zu erreichen und Venezuela bis 2030 zum starken Lebensmittelexporteur zu machen", sagte er auf dem Messegelände von Barquisimeto im Bundesstaat Lara.

Ende August kündigte der Präsident die Einrichtung einer Sonderwirtschaftszone für den ländlichen Raum (Zona Económica Especial del Campo) an, um die landwirtschaftliche Entwicklung in sechs Bundesstaaten (Anzoátegui, Bolívar, Delta Amacuro, Guárico, Monagas, Sucre) voranzubringen.

Die Kleinbauernschaft gilt als eine Kernwählerschaft des Chavismus. Die Beziehungen zur Regierung sind indes angespannt, da die Landbevölkerung unter dem starken wirtschaftlichen Niedergang im Kontext der von den USA verhängten Sanktionen gegen das Land leidet. In den vergangenen Jahren haben Bauernorganisationen mehrfach Proteste organisiert, um Änderungen in der staatlichen Politik zu fordern, die, so ihre Kritik, Großproduzenten und Agrarunternehmen begünstige.

Die Regierung Maduro hat in letzter Zeit begonnen, auf langjährige Forderungen der Landbevölkerung einzugehen. Der Präsident hat auch zugesagt, gegen die Treibstoffknappheit vorzugehen, die sich sehr negativ auf die Arbeit der Kleinbauern auswirkt.

Die staatliche Ölgesellschaft PDVSA erreichte kürzlich verbesserte Bedingungen in Tauschgeschäften mit der italienischen Eni und der spanischen Repsol, die dazu beitragen sollen, die Nachfrage nach Benzin und Diesel im Land zu decken.

Im Juli hatte PDVSA vorgeschlagen, den Dieselpreis auf 0,30 US-Dollar pro Liter festzusetzen. Später wurde der Preis jedoch auf rund 0,10 Dollar (3 Bolívares) festgelegt, nachdem es zu Beschwerden von Produzenten aus Landwirtschaft und Industrie gekommen war. Zuvor war Diesel massiv subventioniert worden. Doch die Knappheit führte zu Schmuggelpraktiken und mangelnder Transparenz bei der Zuteilung von Quoten.

Delegierte der Bauern- und Fischerorganisationen, die zuvor Arbeitsgruppen mit Vertretern staatlicher Institutionen abgehalten hatten, übergaben Maduro bei dem Zusammentreffen eine Reihe von Vorschlägen, die dieser billigte.

"Wir befinden uns in einer Erholungsphase nach einem unerbittlichen, schmutzigen und perversen Krieg gegen unsere Arbeiter und Geschäftsleute", erklärte der Präsident. Das neue Finanzierungsprogramm mit der Bezeichnung "Fonds 2030" wird über eine bescheidene Summe von fünf Millionen US-Dollar verfügen, die an die ländlichen Erzeuger verteilt werden soll. Maduro versicherte jedoch, dass das Geld erneut zur Verfügung gestellt werden kann, sobald die ursprüngliche Finanzierung ausgeschöpft ist.

Ziel des Kreditprogramms ist es, die Produktionskapazität des ländlichen Raums zu erhöhen, um die Ernährungssouveränität zu sichern ‒ ein Konzept, das sich auf die Fähigkeit eines Landes bezieht, genügend Nahrungsmittel im eigenen Land zu produzieren, um den internen Bedarf zu decken.

Die venezolanische Lebensmittelproduktion ist historisch durch Vertriebsmonopole und eine hohe Abhängigkeit von Importen gekennzeichnet. Da die US-Sanktionen die Fähigkeit Venezuelas stark einschränken, Öl auf den internationalen Märkten zu verkaufen, sah sich die Regierung gezwungen, die Wirtschaft zu diversifizieren und sich wegen des Rückgangs der Importkapazität um die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion bemühen.

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Präsident Maduro beim Kongress
Präsident Maduro beim Kongress

Maduro wies auch auf das Potenzial Venezuelas hin, ein Lebensmittelexporteur für die Länder der Brics-Gruppe zu werden.

"Allein mit dem Brics-Block haben wir mehr als 4,2 Milliarden Menschen. Das sind gigantische Märkte. Stellt euch vor, wir exportieren Fleisch, Eier, Käse und Meeresfrüchte in diese Länder", sagte Maduro am Montag in seiner wöchentlichen Fernsehsendung.

Die "Sonderwirtschaftszone für den ländlichen Raum" ist für den Anbau von Mais, Soja, Sorghum, Sonnenblumen, Erdnüssen, Cashew, Baumwolle und Hülsenfrüchten sowie für die Viehzucht bestimmt. Maduro betonte, diese werde es ermöglichen, Kapital von kleinen, mittleren und großen Investoren aus dem In- und Ausland anzuziehen.

"Wir werden den Brics-Staaten und unseren Verbündeten in der Welt vorschlagen, in eine neue produktive Sonderwirtschaftszone auf dem Land zu investieren. Kommen Sie und produzieren Sie mit Venezuela, um den lokalen Verbrauch und die Exporte zu decken", sagte er.

Ein Gesetz mit Verfassungsrang über Sonderwirtschaftszonen hatte das Parlament 2022 erlassen, um die Produktion im Land mit nationalen und ausländischen Investitionen anzukurbeln. Es regelt deren "Gründung, Organisation, Funktionsweise und Verwaltung" und sieht Anreize wie Rechtssicherheit, Steuererleichterungen oder -befreiungen und beschleunigte bürokratische Verfahren für private Investoren vor. Das Gesetzesprojekt hatte unter Chavisten heftige Debatten ausgelöst. Kritiker äußerten Bedenken, dass es gegen die Verfassung verstößt und dass es zu Steueroasen oder zur Lockerung der nationalen Gesetzgebung innerhalb dieser Zonen kommen würde.