Ärzt:innen schlagen Alarm: Zunehmender Hunger unter Kindern in Argentinien

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"Unsere Töpfe sind leer, der Hunger wartet nicht": Protest gegen Kürzungspolitik der Regierung Milei
"Unsere Töpfe sind leer, der Hunger wartet nicht": Protest gegen Kürzungspolitik der Regierung Milei

Buenos Aires. Kinderärzt:innen in Argentinien haben in einem offenen Brief an die Regierung von Präsident Javier Milei die Einstellung der Finanzierung von Programmen für Ernährungssicherheit scharf verurteilt.

Die staatlichen Ernährungsprojekte helfen insbesondere Kindern, Jugendlichen und schwangeren Frauen, die nicht auf die Unterstützung ihrer Familien bauen können.

Über 700 Kinderärzt:innen haben sich bereits der Initiative angeschlossen, um ihre "Empörung über die schwerwiegende Entscheidung der Regierung" auszudrücken: Diese verletze die Grundrechte von Kindern und Jugendlichen, indem sie ihnen die Chance auf eine normale Entwicklung nehme.

Unter dem Titel "Nein zum Hunger der Kinder und ihrer Familien in Argentinien" heben die Mediziner:innen in dem Protestbrief ihre Funktion als Garanten für den Schutz der gesundheitlichen Rechte der Kinder hervor. Die Staatsführung solle bedenken, "welche Probleme eine willkürliche Entscheidung, die Ernährungsprogramme zu streichen, mit sich bringt". Gleichzeitig fordern sie die Regierung auf, das Gesetz zum umfassenden Schutz von Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2006 einzuhalten.

Wie Norma Piazza, Kinderärztin und eine der Initiator:innen des Briefes, hinsichtlich der Lebensmittel erklärte, sei es offenbar Ziel der Regierung, diese nicht zu verteilen. "Wir haben kistenweise Lebensmittel in den Lagern des Ministeriums für Humankapital gesehen, die schließlich nur verteilt wurden, da sie sonst das Haltbarkeitsdatum überschritten hätten." Insgesamt seien 5.000 Tonnen Lebensmittel von Regierungsstellen zurückgehalten und erst an die Volksküchen (ollas populares) verteilt worden, als der Skandal kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums öffentlich wurde.

Diese radikalen Kürzungsmaßnahmen versucht das Ministerium durchzusetzen, obwohl laut dem Nationalen Statistikinstitut Indec 40 Prozent der Bevölkerung als arm gelten und zwölf Prozent sogar unter der Armutsgrenze leben.

Inés Larramendy, eine weitere Kinderärztin der Initiative, weist zudem auf einen Widerspruch der Regierung Milei hin: "Auf der einen Seite verkünden sie, dass sie eine bessere Schulbildung wollen, aber gleichzeitig ist es unmöglich, daran zu denken, wenn man Kinder hat, die Hunger haben."

Die Beschäftigten des Gesundheitssektors werfen der Regierung außerdem den Bruch internationaler Verträge von verfassungsrechtlicher Bedeutung vor, wie der Konvention über die Rechte des Kindes und des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.