Caracas/Washington. Die New York Times berichtet von monatelangen Dealverhandlungen zwischen den Regierungen von Donald Trump und Nicolás Maduro. Um einen drohenden militärischen Konflikt mit den USA zu verhindern, soll Maduro der US-Regierung weitgehenden Zugriff auf Erdöl und andere Rohstoffe in Aussicht gestellt haben. Laut der Recherche der New Yorker Zeitung, die auf vertraulichen Interviews mit mehr als einem Dutzend involvierten Personen basiert, habe Donald Trump sich unter dem Einfluss von Außenminister Marco Rubio im August dazu entschieden, auf Konfrontationskurs zur Regierung in Caracas zu gehen.
"Das weitreichende Angebot lag auf dem Tisch, als die Trump-Administration die Regierung von Präsident Nicolás Maduro in Venezuela als 'Drogen-Terror-Kartell' bezeichnete", schreibt die US-Zeitung. Anschließend begann Trump, die südöstliche Karibik zu militarisieren und vor der Küste Venezuelas vermeintliche "Drogenboote" anzugreifen. Dabei kamen laut US-Angaben seit Anfang September mindestens 21 Menschen ums Leben (amerika21 berichtete).
Konkret habe Maduro im Rahmen von Gesprächen zwischen seinen Berater:innen und einem hochrangigen US-Beamten angeboten, alle bestehenden sowie zukünftigen Öl- und Goldprojekte unter Vorzugsbedingungen für US-Unternehmen zu öffnen. Darüber hinaus sollten venezolanische Ölexporte von China in die USA umgelenkt sowie die Anzahl der venezolanischen Energie- und Bergbauverträge mit chinesischen, iranischen und russischen Firmen reduziert werden. Die Trump-Regierung habe diese Zugeständnisse allerdings zurückgewiesen und die Kommunikationskanäle zur venezolanischen Regierung vergangene Woche weitgehend gekappt. Lediglich zur Abwicklung von Abschiebeflügen aus den USA nach Venezuela besteht noch offizieller Kontakt.
Weder US-amerikanische noch venezolanische Politiker:innen wollten sich auf Nachfrage der New York Times zu den Schilderungen äußern. Das mutmaßliche Angebot aus Caracas würde mit der unter Hugo Chávez etablierten Ressourcenpolitik brechen, die die nationale Souveränität über Erdöl und andere Rohstoffe in den Mittelpunkt stellte.
Ihnen gefällt, was Sie lesen?
Das freut uns. Unterstützen Sie unsere Arbeit. Regelmäßige Spenden helfen uns, das Projekt amerika21 nachhaltig aufzustellen.
Von den zentralen Pfeilern der einstigen chavistischen Wirtschaftspolitik war die Regierung Maduro unter dem Druck der US-Sanktionen bereits in den vergangenen Jahren abgerückt, indem sie zahlreiche Liberalisierungsmaßnahmen umsetzte. Dazu zählten etwa die Aufhebung von Preiskontrollen, die Tolerierung des US-Dollar als Zahlungsmittel, Privatisierungen staatlicher Unternehmen und Investitionsanreize für Privatunternehmen.
Der Bericht der US-Tageszeitung deutet darauf hin, dass Trump damit rechnet, Maduro durch militärischen Druck zu Fall zu bringen. Die Regierung in Caracas wirft Trump vor, genau das unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung anzustreben. Mit einer möglichen Regierung der aktuellen Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado dürfte Trump auf noch bessere Deals hoffen.
Im Juni hatte Machado US-Investor:innen in Aussicht gestellt, im Falle eines Regierungswechsels "vom ersten Tag an von einmaligen Bedingungen zu profitieren". Nicht nur seien dann Geschäfte "im Umfang von 1,7 Billionen US-Dollar" möglich. Auch werde "ein demokratisches und freies" Venezuela "der strategisch wichtigste US-Verbündete in der Region sein" (amerika21 berichtete).
Derzeit produziert Venezuela gut eine Million Barrel Erdöl pro Tag. 2013 waren es noch etwa 2,5 Millionen. Der Großteil der venezolanischen Ölexporte geht nach China. Der US-Energiekonzern Chevron exportiert über eine bestehende Sonderlizenz 108.000 Barrel pro Tag in die USA. Durch Investitionen und eine Aufhebung der Sanktionen könnte die Produktion laut Expert:innen rasch gesteigert werden.

