Kuba / Politik

Kuba und sein Kampf gegen Rassismus und weiße Vorherrschaft

Die kubanische Revolution, die mit dem ersten Unabhängigkeitskrieg begann, war von Anfang an eine Herausforderung für die weiße Vorherrschaft

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Fidel Castro bei seinem ersten offiziellen Besuch in Angola im März 1977. Rechts im Bild der angolanische Präsident Agosthino Neto
Fidel Castro bei seinem ersten offiziellen Besuch in Angola im März 1977. Rechts im Bild der angolanische Präsident Agosthino Neto

"Der weiße kapitalistische Kannibale hat sich schon immer von den schwarzen Völkern der Welt ernährt. Die weiße kapitalistische imperialistische Gesellschaft ist zutiefst und unmissverständlich rassistisch." Walter Rodney

Weiße Vorherrschaft und Rassismus sind vom Kapitalismus nicht zu trennen. Sie lieferten die kulturellen Rechtfertigungen für die Sklaverei und den damit einhergehenden Sklavenhandel, für die europäische koloniale Expansion und den Imperialismus, ohne die sich der Kapitalismus nicht entwickelt hätte.

Rassismus und weiße Vorherrschaft durchdringen auch die verschiedenen Hierarchien, die das kapitalistische System auferlegt und die für seine Aufrechterhaltung grundlegend sind. Diese immanente Verbindung zwischen Kapitalismus und Rassismus wird im Kolonialismus überdeutlich sichtbar. Walter Rodney, der bekannte karibische Historiker und politische Aktivist, schrieb in seinem Buch "How Europe Underdeveloped Africa":

"Es war die Ökonomie, die den Ausschlag gab, dass Europa in Afrika investieren und die Rohstoffe und Arbeitskräfte des Kontinents kontrollieren sollte. Es war der Rassismus, der die Entscheidung festigte, dass die Form der Kontrolle die direkte Kolonialherrschaft sein sollte."

Was den Rassismus als politisches Machtprojekt organisiert und instrumentalisiert, ist die weiße Vorherrschaft. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das einzige Land der Welt, das von Anfang an als ein Machtprojekt weißer Vorherrschaft konzipiert war.

Der afroamerikanische Historiker Gerald Horne argumentiert in seinem Buch "The Counter Revolution of 1776: Slave Resistance and the origins of the United States of America", dass die Unabhängigkeitsbewegung der USA einerseits aus der Furcht der wohlhabenden Klassen der Kolonie vor einer wachsenden Abolitionisten Bewegung in der Metropole England entstand, die die Grundlage ihres Reichtums – die Sklavenarbeit – zu beseitigen drohte. Andererseits hinderte England die Kolonisten auch daran, nach Westen vorzudringen, was indigenes Gebiet bleiben sollte. Für Horne war der Unabhängigkeitskrieg der USA zum Teil eine "Konterrevolution", die von den so genannten "Gründervätern" mit dem Ziel geführt wurde, ihr Recht auf Versklavung anderer Völker, insbesondere der Afrikaner, zu bewahren und die junge Nation weiter nach Westen auszudehnen und den indigenen Völkern mehr Land zu rauben, auf dem sie mehr Sklavenarbeit einsetzen konnten.

In seinem anderen Buch "The Apocalypse of Settler Colonialism: The Roots of Slavery, White Supremacy and Capitalism in 17th Century North America and the Caribbean", fasste Horne diesen Prozess so zusammen:

"Im Jahr 1776 gelang ihnen schließlich der ultimative Coup, und sie stellten ihren neuartigen Patriotismus zur Schau, indem sie London vollständig aus den Kolonien auf dem Festland südlich von Kanada vertrieben, während sie zugleich die verblendeten und naiven Menschen (bis zum heutigen Tag) davon überzeugten, dass dieser nackte Griff nach Land, Sklaven und Profit gewissermaßen einen großen Fortschritt für die Menschheit darstellte."

In diesem Kontext wurden die Streitkräfte der USA etabliert und entwickelt. Der Ursprung der US-Armee war der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten, d. h. die Verteidigung der weißen Vorherrschaft und ihres Projekts der Sklaverei und der Eroberung von Land. So nahm die neu geschaffene US-Armee bald nach der Unabhängigkeit ihre neue Aufgabe auf: den völkermörderischen Krieg gegen die indigenen Völker, um die territoriale Ausdehnung der neuen Republik zu gewährleisten.

In "The First Way of War: American War Making on the frontier, 1607-1814" argumentiert ein anderer Historiker, John Grenier, dass das US-Militär in völkermörderischen Kriegen gegen die amerikanischen Ureinwohner geformt wurde, in denen praktisch alle Mittel der Zerstörung erlaubt waren, jede Brutalität möglich war und es keine Unterscheidung zwischen Zivilbevölkerung und Kämpfern gab. Eine der von den US-Streitkräften gegen die indigenen Völker angewandten Methoden war die Zerstörung ihrer Ernten und Nahrungsmittelreserven, was zu ihrer Niederlage durch Verhungern führte; eine Methode, die Jahrzehnte später im Vietnamkrieg weit verbreitet war und perfektioniert wurde.

Eine durchgehende historische Linie verbindet die Kriege gegen indigene Völker mit dem Vietnamkrieg und den jüngsten Wirtschaftsblockaden, unter anderem gegen Kuba und Venezuela. Sie sind nur eine Variante dieser Methode, die Ziele bleiben dieselben: Hungersnöte provozieren, die Zivilbevölkerungen bestrafen, um sie zu unterjochen oder zu eliminieren.

Die Ausrottung der Indigenen, die durch die weiße Vorherrschaft gerechtfertigt und angetrieben wurde, war so zentral in der Politik jener Epoche, dass die Teilnahme an den militärischen Feldzügen gegen die Indigenen praktisch eine Voraussetzung für die Kandidatur für das Präsidentenamt der Neuen Republik war. Besitzer von Sklaven zu sein, scheint eine weitere Voraussetzung für die Rolle als Führer der Nation gewesen zu sein, denn acht der ersten Präsidenten waren Sklavenhalter.

Um einerseits eine "Einheitsfront" zwischen den weißen Siedlern gegen die indigenen Völker und andererseits die Ausübung der Sklaverei zu gewährleisten, schmiedeten die Engländer eine trügerische, klassenübergreifende "Allianz" unter den "Weißen", die die Ausbeutung, den Raub und die Ausrottung aller, die nicht "weiß" waren, legitimierte und beförderte. Gerald Horne zufolge gehörte diese "militarisierte Identitätspolitik" – die weiße Vorherrschaft – bereits 1676 zur Grundlage der kolonialen Besetzungen, die zur Schaffung eines "Landes des weißen Mannes", eines ersten Apartheidstaates, führten; dem Beispiel sollte Südafrika folgen würde. Die Gewalt gegen die indigenen Völker und die der Sklavenwirtschaft innewohnende Gewalt wurden gängige und "normale" Elemente der weißen Mentalität in den Vereinigten Staaten, bis zum heutigen Tag.

Das Unternehmertum der weißen Vorherrschaft beschränkte sich nicht auf die Ausbeutung von Sklavenarbeitern auf US-Plantagen. Die Seeblockade und der Druck Englands gegen den Sklavenhandel ließen den Preis für Sklaven auf dem Markt steigen und machten ihn zu einem unwiderstehlichen Anziehungspunkt für profitgierige weiße US-Kapitalisten. Der afro-amerikanische Historiker und Aktivist W. E. B. Du Bois schrieb über den Sklavenhandel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts:

"Infolgedessen wurde der Sklavenhandel in Amerika schließlich hauptsächlich betrieben mit US-Kapital, auf Schiffen der Vereinigten Staaten, von US-amerikanischen Bürgern und unter der Flagge der Vereinigten Staaten."1

Der kubanische Weg

Auf die Frage von Ignacio Ramonet, wann die kubanische Revolution tatsächlich begann, antwortete Fidel Castro:

"Die kubanische Revolution fing mit dem ersten Unabhängigkeitskrieg an, der am 10. Oktober 1868 im Osten Kubas begann".

Und an anderer Stelle erwähnt Fidel die folgende Episode aus dem Leben von Simón Bolívar, dem Befreier:

"Nach einer Expedition nach Haiti kehrte er nach Venezuela zurück und veröffentlichte dort am 6. Juli 1816 das Manifest von Ocumare, aus dem ich zitiere:

Unsere Brüder, die unter dem Elend der Sklaverei gestöhnt haben, sind jetzt frei. Die Natur, die Gerechtigkeit und die Politik verlangen die Emanzipation der Sklaven; von nun an wird es in Venezuela nur noch eine Klasse von Menschen geben, die Bürger.

Von der Isla Margarita aus fuhr der Befreier den Orinoco hinunter und landete in Angostura, dem heutigen Ciudad Bolívar, wo er die Ideen der Verfassung von 1819 ausarbeitete und die Abschaffung der Sklaverei verfügte. Zu diesem Zeitpunkt beschloss José Antonio Páez, ein Patriot und neuer Anführer der Llaneros, sich Bolívar anzuschließen. Von diesem Moment an war der Sieg sicher. Ich habe mir erlaubt, diese Episode in Erinnerung zu rufen, um zu zeigen, dass in der lateinamerikanischen Geschichte die Abschaffung der Sklaverei und die Unabhängigkeit eng miteinander verbunden sind."2

Während die Unabhängigkeit der USA sich mit dem Ziel konsolidierte, die von Europa geerbte weiße Vorherrschaft zu festigen, auszuweiten und zu stärken, richten sich die Unabhängigkeitskämpfe in Kuba und Lateinamerika gegen die europäische weiße Vorherrschaft.

Diese Unterscheidung wurde von einem profunden und einflussreichen Beobachter der damaligen Zeit erkannt: Alexander von Humboldt.

Zwischen 1799 und 1804 bereiste Alexander von Humboldt in Begleitung des französischen Botanikers Aimé Bonpland die damaligen spanisch-amerikanischen Kolonien und erkundete Regionen, die heute zu Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Peru und Kuba gehören. Zurück in Europa begann Humboldt mit der Veröffentlichung mehrerer Bücher, die einem neugierigen und faszinierten europäischen Publikum die natürlichen und kulturellen Reichtümer Südamerikas offenbarten. Während er über die Wunder der tropischen Natur Amerikas und den kulturellen Reichtum seiner Ureinwohner schrieb, prangerte Humboldt wie kein anderer vor ihm die Schrecken der Sklaverei, die Unterdrückung der indigenen Völker und die Ungerechtigkeit des Kolonialsystems an.

Humboldt präsentierte eine Vision der indigenen Völker Südamerikas und der Sklaven afrikanischer Herkunft, die sich völlig von den gängigen Vorstellungen seiner Zeit unterschied, er lehnte den vorherrschenden endemischen Rassismus und die vermeintliche "Überlegenheit" der "weißen Rasse", die Grundlage der weißen Vorherrschaft, ab. Humboldt erklärte, dass die Kultur der indigenen Völker ebenso kreativ und vielfältig sei wie die der Europäer und griff einen der Hauptvertreter des europäischen "wissenschaftlichen Rassismus" jener Zeit, den Grafen von Buffon, vehement an und entlarvte die Lächerlichkeit seiner Ideen.

Nach der Rückkehr von seiner Reise durch das spanische Amerika im Jahr 1804 verbrachte Humboldt eine kurze Zeit in den USA, wo er Thomas Jefferson, den damals gefeierten Präsidenten des Landes, traf. Jefferson teilte die gleichen naturwissenschaftlichen Interessen wie Humboldt und beide unterhielten sich ausgiebig, als Humboldt im Weißen Haus zu Gast war. Aber es gab ein grundlegendes, unüberbrückbares Problem zwischen den beiden: die Sklaverei. Thomas Jefferson, einer der "Gründerväter" der Neuen Republik, die sich selbst als "Heimat der Freiheit und Gleichheit" anpries, war nicht nur Sklavenhalter, sondern erkannte auch die Bedeutung der Sklaverei für die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten an. Humboldt prangerte die Heuchelei und das dieser Idee der "wirtschaftlichen Entwicklung" zugrundeliegende Grauen an. Jefferson stimmte auch Buffons Ideen über die "Minderwertigkeit der schwarzen Rasse" zu, die Humboldt für töricht hielt.

Kurz nach seiner Rückkehr nach Europa lernte Humboldt in Paris einen jungen Adligen kennen, der gerade aus den spanischen Kolonien in Amerika eingetroffen war: Símon Bolívar, den zukünftigen Befreier. Bolivar erzählte später, wie ihm die Begegnung mit Humboldt die Augen für die Wunder und das Potenzial seines eigenen Landes, des künftigen Venezuela, öffnete. Es war Humboldt, der Bolivar selbst mit Amerika bekannt machte, wie dieser in seinem berühmten "Brief aus Jamaika" erwähnt. Die beiden trafen sich Monate später in Rom wieder – und dieses Mal sprach Bolivar bereits von der Notwendigkeit der Unabhängigkeit Spanisch-Amerikas. Humboldts Ratschläge und seine Weisheit waren entscheidend für die politische Reife des jungen Bolívar. Noch in Rom leistete Bolívar den Schwur, Amerika zu befreien, und kehrte dann in sein Land zurück.

Jahre später schrieb Humboldt über die neuen Republiken Lateinamerikas, die das Ergebnis von Simón Bolívars Kämpfen waren, Folgendes:

"Man kann die Gesetzgebung der neuen Republiken in Spanisch-Amerika, die sich von Anfang an um die Abschaffung der Sklaverei bemüht haben, nicht genug loben. In dieser Hinsicht hat dieser riesige Teil der Erde einen immensen Vorzug gegenüber dem Süden der Vereinigten Staaten. [...] In Nordamerika haben sich die Weißen eine weiße Republik mit den schändlichsten Gesetzen der Sklaverei geschaffen." 3

Obwohl es auch in Kuba Sklaven und Rassismus gab, folgte die Abgrenzung zwischen Schwarzen und Weißen nicht der gleichen Logik wie die dominante weiße Vorherrschaft in den USA. Spanien setzte zum Beispiel bewaffnete schwarze Bataillone in Kuba ein, was in den Augen der weißen Rassisten einem Kriegsverbrechen gleichkam. Die spanischen Gesetze gestatteten den Sklaven auch Rechtsmittel, die nach der geltenden Gesetzgebung im Süden der Vereinigten Staaten undenkbar gewesen wären. Ein Beleg für die unterschiedliche Behandlung von Schwarzen in Kuba und den USA war die massive Flucht von Afroamerikanern aus Florida nach Kuba ab 1819, als es von Spanien durch die USA erworben wurde. Die in Florida lebenden Afroamerikaner wussten genau, was unter der neuen Regierung auf sie zukommen würde und die Auswanderung nach Kuba war die bessere Option. Diese Afroamerikaner brachten eine Anti-Washington-Haltung mit, die die gesamte Insel beeinflussen sollte.

Die Unabhängigkeit Kubas und die anschließende Unterwerfung unter die US-Herrschaft haben die Haltung des Landes gegenüber der weißen Vorherrschaft endgültig geprägt und eine Revolte ausgelöst, die sich nicht nur gegen die Fremdherrschaft richtete, sondern auch gegen eine zutiefst rassistische Herrschaft, die versuchte, Kuba dasselbe "Jim Crow"-System aufzuzwingen und eine Gesellschaft mit Rassismus in eine rassistische Gesellschaft nach dem Modell der weißen Vorherrschaft zu verwandeln. Die anti-amerikanische, Anti-Jim-Crow-Stimmung und die Haltung gegen das Projekt der weißen Vorherrschaft gab es auf der Insel schon lange vor der Revolution. Wie Gerald Horne schrieb:

"Die Schwarzen US-Amerikaner hatten begonnen, ein unabhängiges Kuba als Zufluchtsort zu betrachten, voller Möglichkeiten und Erlösung vom Rassismus."

Und Horne zitiert auch die folgende Aussage eines US-Amerikaners aus dieser Zeit:

"Die farbigen Kubaner betrachten Kuba in einem viel umfassenderen Sinne als ihr Land, als amerikanische Schwarze die Vereinigten Staaten als ihr Land betrachten."4

Die kubanische Revolution als Herausforderung für die weiße Vorherrschaft

Die kubanische Revolution hat Kuba von der Diktatur Batistas und der durch diese Diktatur ausgeübten Beherrschung der USA befreit. In den Augen des Imperiums war die Revolution eine Herausforderung für das Projekt der weißen Vorherrschaft. Und diese Herausforderung wurde noch größer, als einige der ersten Maßnahmen der Revolutionsregierung darauf abzielten, den Rassismus zu bekämpfen und die aus der Zeit der Sklaverei auf der Insel stammenden Ungerechtigkeiten in einem wichtigen Bereich zu korrigieren: der Gesundheit.

Don Fitz schrieb in seinem ausgezeichneten Buch "Cuban Health Care":

"Im vorrevolutionären Kuba wirkte sich der Rassismus auf jeden Aspekt der Medizin aus: In den ländlichen Gebieten und im Osten Kubas, wo überwiegend Schwarze leben, gab es weniger Krankenhäuser; in den Kliniken auf Gegenseitigkeit (clínicas mutualistas) waren viel weniger Schwarze eingeschrieben, und es war für Schwarze fast unmöglich, ein Medizinstudium aufzunehmen."

"Man kann die Wichtigkeit der Revolution von 1959, die die bedeutendsten Veränderungen im Leben der schwarzen Kubaner seit der Abschaffung der Sklaverei einleitete, gar nicht hoch genug einschätzen. Die Aufrufe zum Dienst in den ländlichen Gebieten und östlichen Provinzen waren gleichbedeutend mit dem Kampf gegen den strukturellen Rassismus."

Angesichts dieser Haltung der revolutionären Regierung Kubas im Vergleich zu der Haltung, die in den Vereinigten Staaten im gleichen Zeitraum vorherrschte, macht Don Fitz die folgende Bemerkung:

"Die von der Revolutionsregierung koordinierte Entsendung medizinischer Brigaden in arme städtische Gemeinden, ländliche Gebiete und den östlichen Teil der Insel fand zur gleichen Zeit statt, als US-Bürgerrechtsdemonstranten von der Polizei verprügelt und von Hunden angegriffen wurden, weil sie das Recht forderten, sich an Essenstheken 'Nur für Weiße' zu setzen. Dieser Kontrast ist den Kubanern und vielen Menschen in den Vereinigten Staaten nicht entgangen."

Die revolutionäre Regierung Kubas führte auch Alphabetisierungskampagnen für Erwachsene und Kinder im ganzen Land durch, um eine weitere Verzerrung aus der Zeit der Sklaverei zu korrigieren, denn der Analphabetismus betraf vor allem und überproportional die arme Bevölkerung afrikanischer Herkunft.

Mit Gesundheit und Bildung unternahm die kubanische Revolution große Anstrengungen, um die Würde der armen Bevölkerung, insbesondere derjenigen afrikanischer Abstammung, wiederherzustellen. Solche Maßnahmen waren für die weiße Vorherrschaft in den USA untragbar, denn wie Gerald Horne fragte:

"Können die Afrikaner in den USA so schamlos ausgebeutet werden, wenn die Afrikaner in Kuba ermächtigt wurden?"5

In Anbetracht dessen ist es nicht verwunderlich, dass die USA der kubanischen Revolution seit ihren Anfängen sehr feindselig gegenüberstehen. Und diese Feindseligkeit verstärkte sich noch, als Kuba begann, seinen Kampf gegen die weiße Vorherrschaft zu internationalisieren. Diese Internationalisierung erfolgte vor allem auf zwei Wegen: durch die Medizin und, unausweichlich, durch einen bewaffneten Konflikt.

Die Internationalisierung der kubanischen Medizin

Kurz nach der Revolution konnte Kuba unter großen Schwierigkeiten medizinische Hilfe nach Chile schicken, das 1960 von einem Erdbeben heimgesucht worden war. Auch wurden kubanische Medizinbrigaden 1972 nach Nicaragua und 1974 nach Honduras entsandt, als diese Länder ebenfalls von Erdbeben betroffen waren. Aber vor allem in Afrika hat sich die kubanische medizinische Hilfe stark engagiert. Mit Unterstützung der damaligen UdSSR koordinierte Kuba die erste Massenimpfkampagne gegen Polio in Afrika, im Kongo, bei der über 61 000 Kinder geimpft wurden. Wiederum nach Angaben von Don Fitz:

"Ende der 1980er Jahre hatte die kubanische Hilfe mehr als ein Dutzend afrikanische Länder erreicht. Dazu gehörten Benin, Burkina Faso, Kamerun, Kapverden, Ghana, Guinea, Libyen, Madagaskar, Mali, Mauretanien, Marokko, Mosambik, Nigeria, São Tomé und Principe, Seychellen, Tansania, Uganda, Westsahara, Sambia und Simbabwe."

Auf diese Weise versuchte Kuba, die Verzerrungen und Ungerechtigkeiten zu beheben, die in Afrika nach jahrhundertelanger kolonialer Ausbeutung durch weiße Vorherrschaft entstanden waren.

Der andere grundlegende Beitrag Kubas im Gesundheitsbereich ist seine Lateinamerikanische Schule für Gesundheit (Elam), an der arme Studierende aus der ganzen Welt, vor allem aus Lateinamerika und Afrika, und insbesondere Schwarze, Medizin studieren können und so den Beitrag Kubas zur Welt erweitern. Nach Angaben von Don Fitz hat Elam bis 2020 rund 30. 000 Ärzte aus mehr als 100 Ländern ausgebildet.

Im Krieg mit der weißen Vorherrschaft – Die Operation Carlota

"In Kuba haben wir die internationalistische Operation 'Carlota' nach einer außergewöhnlichen afrikanischen Frau benannt, die als Sklavin zwei Aufstände gegen die koloniale Unterdrückung auf kubanischem Boden anführte und die – wie sie es 1975 mit Angola vorhatten – von den Henkern zerstückelt wurde, denen es gelang, sie bei ihrem zweiten Aufstandsversuch gefangen zu nehmen." Raúl Castro

Die Operation Carlota ist vielleicht der entscheidendste Kampf gegen die weiße Vorherrschaft und ihre Gewalt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.6

Ich zitiere hier einen Teil der Einleitung eines Buches über diesen Konflikt, das Zeugnis eines seiner wichtigsten Teilnehmer, des kubanischen Brigadegenerals Harry Villegas 'Pombo':

"Zwischen 1975 und 1991 waren rund 425.000 kubanische Freiwillige, die von der Revolutionsführung Kubas organisiert wurden, in Angola im Einsatz. Sie waren aufgrund eines Hilfeersuchens der angolanischen Regierung dorthin gereist. Im Jahr 1975 hatte das Volk dieses afrikanischen Landes gerade seine Freiheit von Portugal nach fast fünf Jahrhunderten brutaler Ausbeutung und Kolonialherrschaft gewonnen. Jetzt wurden sie von Südafrikas weißem, rassistischem Regime und seinen afrikanischen und internationalen Verbündeten angegriffen."

"Ziel der kubanischen Mission, die 16 Jahre andauerte, war es, Angola zu helfen, sich selbst zu verteidigen und diese von Washington unterstützte militärische Aggression definitiv zurückzuschlagen. Die Mission endete erst nach einer vernichtenden Niederlage der Streitkräfte des Apartheidregimes im März 1988 in der Schlacht von Cuito Cuanavale im Süden Angolas, als eine gewaltige Gruppe kubanischer, angolanischer und namibischer Kämpfer nach Süden in Richtung der Stützpunkte des südafrikanischen Regimes in seiner Kolonie Namibia zog."7

Stalingrad war die Schlacht, die den Untergang Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg einleitete, indem sie dessen Armee und den weißen Vorherrschaftsanspruch der Nazis auf die Ausrottung der Slawen, gemäß den Nazis "Untermenschen", eine spektakuläre Niederlage zufügte. Cuito Cuanavale war das Stalingrad der weißen Vorherrschaft in Afrika. Wie Nelson Mandela bei seinem Besuch in Kuba 1991, kurz nach seiner Entlassung aus dem südafrikanischen Gefängnis, erklärte:

"Die kubanischen Internationalisten haben einen Beitrag zu Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika geleistet, der durch seine Prinzipien und Selbstlosigkeit beispiellos ist. Seit ihren Anfängen war die kubanische Revolution eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Völker."

"Wo ist das Land, das Kuba um Hilfe gebeten hätte und abgewiesen wurde? Wie viele Länder, die vom Imperialismus bedroht sind oder für ihre nationale Befreiung kämpfen, haben auf die Unterstützung Kubas zählen können?"

"Wir in Afrika sind es gewohnt, Opfer von Ländern zu sein, die unser Territorium zerstückeln oder unsere Souveränität untergraben wollen. In der Geschichte Afrikas gibt es keinen anderen Fall eines Volkes, das sich zur Verteidigung eines von uns erhoben hat."8

Der Sieg Kubas über die südafrikanischen Streitkräfte trug entscheidend zum Sturz des Apartheidregimes in Südafrika und zur Unabhängigkeit Namibias bei, das eine südafrikanische Kolonie war.

Im Jahr 1988 gab Fidel Castro die folgende Erklärung zur Beteiligung Kubas am Krieg in Angola ab:

"Es ist bekannt, dass die Vereinigten Staaten über die Dreistigkeit eines kleinen Landes wie Kuba, eine internationalistische Mission dieser Art (wie in Angola) durchzuführen, praktisch den Schlaf verloren haben. Die Tatsache, dass ein kleines karibisches Land in der Lage gewesen ist, das brüderliche afrikanische Volk zu unterstützen, übersteigt ihre Vorstellungskraft."

"Wir wissen, wie die afrikanischen Völker denken, und das ist ein weiteres Problem, das die US-Politik belastet. Die Menschen in Afrika sahen die USA als Verbündete der Apartheid, verantwortlich für das Überleben der Apartheid."

"Kuba hat keinerlei wirtschaftliches Interesse an Angola oder Afrika. Kuba ist in Angola, weil es seiner Pflicht nachkommt, den Völkern zu helfen."

"Wie wir bereits an anderer Stelle gesagt haben, bedeutet Internationalist zu sein, dass wir unsere eigene Schuld gegenüber der Menschheit begleichen. Wer nicht fähig ist, für andere zu kämpfen, wird niemals fähig sein, für sich selbst zu kämpfen."9

Neoliberalismus, Neokolonialismus und weiße Vorherrschaft in Lateinamerika

Der Neoliberalismus wurde von Anfang an als Projekt der Wiedererlangung der Macht der weißen Vorherrschaft und der Restauration des Kapitalismus konzipiert, als Antwort auf die Alternative, die sich durch die Russische Revolution von 1917 und die massive Glaubwürdigkeitskrise des Kapitalismus nach dem Ersten Weltkrieg ergab.

Beim jüngsten neoliberalen Vormarsch in Lateinamerika war es die weiße Vorherrschaft, die den rückschrittlichsten Rassismus, den es auf diesem Kontinent noch gibt, mobilisierte und instrumentalisierte, um die fortschrittlichen Regierungen von Ländern wie Brasilien, Bolivien, Venezuela und weiteren Staaten anzugreifen. Es ist kein Zufall, dass in allen Ländern, in denen die neoliberale Offensive triumphiert hat, eine der ersten Maßnahmen die Ausweisung kubanischer Ärzte war; so in Honduras nach dem Staatsstreich gegen Präsident Manuel Zelaya, in Brasilien nach dem Putsch gegen Präsidentin Dilma Rousseff oder in Bolivien nach dem Putsch gegen Präsident Evo Morales.

Die kurzlebige Regierung von Jeanine Áñez in Bolivien zeigte ihren ganzen Rassismus, indem sie eine beispiellose mörderische Gewalt gegen die indigene Bevölkerung entfachte und sogar eines der wichtigsten Symbole der indigenen Völker der Anden, die Wiphala-Flagge, angriff.

Auch in Brasilien war die Unterstützung weißer Rassisten der Schlüssel zur Machtübernahme von Präsident Jair Bolsonaro. Rassismus, Femizide, Homophobie sowie Angriffe auf die indigene Bevölkerung und auf die Umwelt haben unter Bolsonaro exponentiell zugenommen, was angesichts seiner ausdrücklichen Ausrichtung  auf die Rassisten in Washington und seiner Unterwürfigkeit ihnen gegenüber zu erwarten war.

Der Neoliberalismus in Lateinamerika ist vor allem ein neokoloniales Projekt. Neoliberalismus und Neokolonialismus sind die beiden Ausdrucksformen desselben Machtprojekts der weißen Vorherrschaft aus Washington. Der brutale neoliberale Angriff auf die Arbeitsrechte, das öffentliche Bildungs- und Gesundheitswesen und die Umwelt hat das ausdrückliche Ziel, souveräne Nationen auf den Zustand von Kolonien zu reduzieren. Der Neoliberalismus zielt darauf ab, in den lateinamerikanischen Ländern neokoloniale Verwaltungen zu errichten.

Jeanine Áñez in Bolivien, Mauricio Macri in Argentinien, Jair Bolsonaro in Brasilien, Guillermo Lasso in Ecuador und andere sind Beispiele für neokoloniale Regierungen, deren Aufgabe es ist, den Transfer von natürlichen Ressourcen und öffentlichen Gütern aus diesen Ländern in die Metropolen zu überwachen und mit allen möglichen Mitteln, einschließlich Gewalt und Terror, jeden Widerstand gegen dieses Projekt zu verhindern. Das ist genau das, was die weiße Vorherrschaft immer getan hat, wo immer sie sich durchsetzen konnte.

Kuba ist nach wie vor heftigen Angriffen des Imperiums ausgesetzt, gerade weil kein anderes Land der Welt so viel und auf so vielfältige Weise zum Kampf gegen die weiße Vorherrschaft und das, was sie repräsentiert, beigetragen hat. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch die weiße Vorherrschaft, die sich im Rahmen der neoliberalen Ordnung und ihres neokolonialen Projekts neu organisiert, gibt Kuba ein Beispiel, dem man folgen sollte.

  • 1. W.E.B. Du Bois - The Suppression of the African Slave-Trade
  • 2. Ignacio Ramonet – Fidel Castro, Biografia a Dos Voces
  • 3. Andrea Wulf – The Invention of Nature
  • 4. Gerald Horne – Race to Revolution
  • 5. dito
  • 6. Im November 1975 "begann das, was als Operation Carlota bekannt wurde, der Codename für die gerechteste, längste, massivste und erfolgreichste internationalistische Militärkampagne unseres Landes. Das Imperium konnte sein Ziel, Angola zu zerstückeln und ihm die Unabhängigkeit zu entreißen, nicht erreichen. Er wurde durch den heroischen und langen Kampf der Völker von Angola und Kuba verhindert" Fidel Castro.
  • 7. Harry Villegas ‘Pombo’ – Cuba y Angola La Guerra por la libertad
  • 8. dito
  • 9. dito