Kuba / Deutschland / Politik

"Symbol Kubas für Unabhängigkeit, für Rebellion und Solidarität"

Der Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle über Fidel Castro, die kubanische Fahne im deutschen Parlament und linke Positionen zum sozialistischen Kuba

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Der Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle, Linke, zu Beginn der Fraktionssitzung
Der Bundestagsabgeordnete Richard Pitterle, Linke, zu Beginn der Fraktionssitzung

Sie haben zu Beginn der Sitzung Ihrer Fraktion diese Woche im Bundestag eine kubanische Fahne hochgehalten. Warum?

Die kubanische Fahne, die bandera cubana, ist ein Symbol Kubas für Unabhängigkeit, für Rebellion und Solidarität. Diese Begriffe haben sehr viel mit dem Wirken von Fidel Castros zu tun. Als ich gelesen habe, dass wir in der Fraktion eine Gedenkminute für Fidel Castro einlegen, habe ich spontan entschieden, dass zu einer Gedenkminute für Fidel zwingend eine bandera cubana gehört. Da ich hin und wieder in meiner Freizeit als DJ für kubanische Salsamusik tätig bin, gehört eine kubanische Fahne zum meiner Grundausstattung. Ich habe sie allerdings zum ersten Mal für eine politische Aktion eingesetzt.

Die Reihen waren ja recht licht. Sind einige Ihrer Genossen später gekommen, um die Schweigeminute zu umgehen?

Mich hat auch überrascht, wie wenige Leute anwesend waren. Aber ich habe mir bis zu Ihrer Frage keine Gedanken darüber gemacht, ein späteres Kommen mit Umgehung der Schweigeminute zu erklären. Wenn es so wäre, dann würde mich das sehr nachdenklich stimmen. Solange ich das nicht von jemandem direkt gehört habe, will ich aber nicht spekulieren, sondern nur an edle Motive der zu spät Kommenden glauben.

Die Frage kommt ja nicht von ungefähr: Das Kuba-Thema hat bei Ihnen in Partei und Fraktion mehrfach für Unruhe gesorgt. 2011 hatten die damaligen Parteivorsitzenden Klaus Ernst und Gesine Lötzsch Castro gratuliert. Zumindest Klaus Ernst bezeichnete das später nach heftiger Medienkritik und Widerspruch aus den eigenen Reihen als "Fehler". Sehen Sie das auch so?

Ich halte eine Gratulation an einen Menschen, der sein Land aus dem Hinterhof der USA in die Unabhängigkeit geführt hat, den Menschen Bildung gebracht und eine allgemeine Gesundheitsversorgung eingeführt hat, dessen Land anderen Ländern aktive Solidarität erwiesen hat, für keinen Fehler. Zusammen mit meinen Fraktionskollegen Heike Hänsel, Wolfgang Gehrke und Dieter Dehm habe ich daher bekanntlich auch eine Gratulation zum 90. Geburtstag unterschrieben.

Ihre derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch haben gerade "nicht unkritisch der großen Leistung dieses Revolutionärs" gedacht. Weshalb diese Betonung der "nicht unkritischen" Haltung?

Ich denke, dass die beiden Fraktionsvorsitzenden zu Recht versucht haben, die unterschiedlichen Positionierungen in der Fraktion einzufangen. Das halte ich für legitim. Im übrigen hat mir einer meiner politischen Lehrer, Prof. Theodor Bergmann, der inzwischen das biblische Alter von 100 Jahren erreicht hat, gelehrt: "Unsere Kritik will, im Gegensatz zur bürgerlichen Kritik, den Kommunismus verbessern, von seinen Irrtümern befreien. Mit diesem Ziel müssen sich auch Form und Inhalt der Kritik von der anderen Kritik deutlich unterscheiden." Auch Fidel Castro hat selbst von sich nicht behauptet, dass er keine politischen Fehler gemacht hätte. Daher glaube ich nicht, dass diese Formulierung der beiden Fraktionsvorsitzenden das Gedenken an das Wirken von Fidel schmälert.

Und was bedeutet Kuba für Sie persönlich?

Ich bin seit 1976 ein zahlendes, also nicht aktives Mitglied der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba und seit einigen Jahren auch unserer AG Cuba Sí. Dennoch habe ich erst 1996 das erste Mal das Land besucht und bin danach bestimmt zehn Mal dort gewesen. Ich liebe das Land, die Menschen und die Kultur. Ich habe viele Freundschaften mit Menschen aus der Musik und Tanzszene geschlossen. Mir liegt daher die Weiterentwicklung dieses Landes und damit auch die meiner dortigen Freundinnen und Freunde sehr am Herzen. Daher unterstütze ich auch verschiedene Soli-Projekte in Kuba mit regelmäßigen Spenden.

Und welche Auswirkungen, denken Sie, wird der Tod von Fidel Castro haben?

Ich denke, dass Fidel für eine gute Nachfolge gesorgt hat, eine gute und kluge kollektive Parteiführung, die den sozialistischen Entwicklungsweg und Kubas Unabhängigkeit weiter garantiert.

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