Drei Menschenrechtsaktivisten in Mexiko ermordet

Nach Protestaktion wurden acht Aktivisten entführt. Drei von ihnen wurden nun tot aufgefunden. Angehörige machen Bürgermeister von Iguala verantwortlich

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Totenwache
Angehörige der Ermordeten Aktivisten bei der Totenwache

Mexiko-Stadt. Im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero sind drei Bauernaktivisten brutal gefoltert und ermordet worden. Zuvor waren am Donnerstag vergangener Woche acht Menschenrechts- und Bauernaktivisten nach einer Protestaktion außerhalb von Iguala entführt worden. Vier von ihnen konnten fliehen, einer gilt weiterhin als vermisst. Am Montagnachmittag bestätigte die Polizei Guerreros den Fund der drei Leichen. Sie waren Mitglieder der vor kurzem gegründeten Gruppierung Frente Unidad Popular (FUP), der Einheitlichen Volksfront.

Am Donnerstag letzter Woche demonstrierten Mitglieder der FUP in der Stadt Iguala, einem von Mafiagewalt schwer zerrütteten Ort. Dort besetzten sie die Kassenhäuschen der Mautstellen an der Autobahn, die von Mexiko-Stadt nach Acapulco führt. Ziel der Besetzung waren Forderungen an den Bürgermeister der Stadt Iguala, José Luis Abarca Velázquez. Dieser solle soziale Maßnahmen durchführen und einen Termin mit dem Gouverneur Ángel Aguirre ermöglichen, um über die gespannte Lage zu verhandeln, berichtete das Wochenblatt El Proceso.

Laut Zeitungsberichten hat einer der entkommenen vier Aktivisten, Héctor Arroyo Cruz, kurz nach der Flucht telefonischen Kontakt mit Bertoldo Martinez, Gründer der mexikanischen Menschenrechtsorganisation CCTI (Colectivo Contra la Tortura y la Impunidad) aufgenommen. Dabei handelt es sich um eine Organisation gegen Folter und Straflosigkeit in Guerrero. Héctor Aroyo berichtete, gesehen zu haben, wie am Freitag Arturo Hernández Cardona, ein führender Aktivist der Partei der demokratischen Revolution (PRD), von den Kidnappern erschossen wurde. An den folgenden Tagen seien zwei weitere Aktivisten ermordet worden. Angehörige der Opfer berichteten, die Leichen seien bei der Übergabe bandagiert gewesen und hätten Spuren schwerer Folter aufgewiesen.

Die Lebensgefährtin Cardonas, Sofía Lorena Barrera Mendoza, sagte gegenüber Reportern der Tageszeitung La Jornada Guerrero, dass ihr Partner zuvor Morddrohungen des Bürgermeisters Abarca erhalten habe. Die PRD-Politikerin sprach von politischen Morden. Sie werde es nicht zulassen, dass eine Verbindung zwischen dem organisierten Verbrechen und der Arbeit von Menschenrechtsaktivisten hergestellt werde.

Auch einige soziale Organisationen beschuldigen Abarca der Verbindungen mit der Mafia. Zahlreiche Angehörige und Freunde der Toten und Aktivisten verschiedener politischer und Menschenrechtsorganisationen belagerten daher das Gebäude des Stadtrates und bahrten dort die Toten auf. Während der Totenwache habe einer der anwesenden Aktivisten weitere Morddrohungen per SMS erhalten. Die Belagerung mündete in einer weitgehenden Verwüstung des Gebäudes.

Mehrere Organisationen haben am Montag einen Aufruf verfasst, da sie um die Sicherheit der Überlebenden der Entführung fürchten und weitere Menschenrechtsaktivisten in ihrer Arbeit in Guerrero bedroht sehen. Die Menschenrechtsorganisation CCTI macht laut einem Zeitungsbericht der Lokalausgabe der Zeitung La Jornada in Guerrero sowohl den mexikanischen Staat als auch die Regierung des Bundesstaates für die Morde verantwortlich. Die Verantwortlichen seien dazu verpflichtet, für die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit aller Bürger Sorge zu tragen.

Der beschuldigte Bürgermeister wies alle Vorwürfe von sich und verurteilte die Morde an den drei Aktivisten. Laut dem Wochenblatt Proceso schließt er einen politischen Grund aus. Die Morde würden untersucht und nicht straffrei blieben, so Abarca.