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Friedensgespräche mit ELN-Guerilla in Kolumbien

Verhandlungen starten parallel zum Dialog mit den FARC in Havanna. Stichwahl an diesem Sonntag spielt eine Rolle. ELN drängt auf andere Ressourcenpolitik

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Kämpfer der Guerrilagruppe ELN
Kämpfer der Guerrilagruppe ELN

Bogotá. Kolumbiens Staatsführung und die zweitgrößte Guerillagruppe des Landes, die Nationale Befreiungsarmee (ELN), werden Friedensgespräche aufnehmen. Beginn und Ort der Verhandlungen sind noch nicht bekannt. Doch Ecuadors Präsident Rafael Correa hat bereits angeboten, die Verhandlungen in seinem Land stattfinden zu lassen. "Ein Friedensprozess, der sowohl FARC als auch ELN einschließt, ist die beste Garantie, dass dieser Konflikt im Guten endet und sich nie mehr wiederholt", sagte indes Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos.

Die ELN hatte immer wieder gefordert, an den Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla in Havanna teilnehmen zu dürfen. Die Gruppe hatte auch mehrfach einen Waffenstillstand angeboten. Die Regierung war bislang nicht darauf eingegangen. Jedoch waren seit Januar geheime Vorgespräche mit der ELN abgehalten worden.

"Der Unterschied zwischen ELN und FARC ist, dass es bei der ELN keine einheitliche Führung gibt. Die ELN ist dezentralisiert, das heißt, es müssen viel mehr Rücksprachen mit den einzelnen Einheiten gehalten werden, bevor man mit der Regierung verhandeln kann", sagte der ehemalige ELN-Guerrillakämpfer León Valencia gegenüber amerika21.

Auf zwei Punkte der Verhandlungsagenda haben sich die Parteien schon geeinigt: die Opfer des Konflikts und die Beteiligung der Zivilgesellschaft. Anders als die FARC fokussiert die ELN auf die Verteilung der natürlichen Ressourcen. Ihre Aktionen zielen daher meist auf die Sabotage von Energieinfrastruktur und auf multinationale Unternehmen ab.  "Bei diesem Thema wird es für die Regierung schwierig werden, Zugeständnisse zu machen, denn das ist einer der wichtigsten Bereiche der kolumbianischen Wirtschaft", so León Valencia.

Bei der Ankündigung von Friedensverhandlungen mit der ELN dürfte auch die Stichwahl an diesem Sonntag eine Rolle spielen, bei der ein knapper Ausgang vorausgesagt wird. Santos, der als Kandidat des konservativen Parteienbündnisses "Nationale Einheit" antritt, hat die Friedensverhandlungen mit den FARC zum Hauptschwerpunkt seines Wahlkampfes gemacht. Dies hat ihm zum einen die Kritik eingebracht, die Verhandlungen zu politisieren. Zum anderen wird ihm vorgeworfen, darüber andere wichtige Themen unangetastet gelassen zu haben. Nun könnte die offizielle Aufnahme der Friedensverhandlungen mit der ELN als eine weitere Bestätigung von Santos als "Friedenspräsident" gelten und unentschlossene Wähler umstimmen.

Sein Herausforderer Oscar Iván Zuluaga von der extrem rechten Partei "Demokratisches Zentrum" hat angekündigt, die Friedensverhandlungen mit der Guerilla nicht weiterzuführen und auf eine militärische Strategie zu setzen.