Studenten-Massaker überschattet Ibero-Gipfel in Mexiko

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Symbolisch: Am Tag vor Beginn des Gipfels war die Seite offline
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Mexiko-Stadt. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto wird am heutigen Montag Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und den ehemaligen Kolonialstaaten Europas zum 24. Iberoamerikanischen Gipfel begrüßen.

Die Veranstaltung soll dem konservativen Politiker die Möglichkeit bieten, von der schweren Staatskrise abzulenken, die das Land und seine Regierung nach dem mutmaßlichen Mord an 43 Lehramtsstudenten erfasst hat. Entsprechend äußerten sich Gäste des Treffens und mexikanische Diplomaten. Die Beauftragte für Lateinamerika im mexikanischen Außenministerium, Vanessa Rubio, bekräftigte, dass das mutmaßliche Massaker an den jungen Männern den Iberoamerikanischen Gipfel nicht überschatten werde. Bei dem Gipfel werde es in erster Linie um die Förderung von Bildung und Kultur gehen, sagte die Diplomatin. Auch Costa Ricas Präsident Guillermo Solís lehnte die These ab, dass bei dem Treffen von Staats- und Regierungschefs aus dem iberoamerikanischen Raum über die Regierungsführung des amtierenden Präsidenten geurteilt würde. Die Tagesordnung für solche Zusammenkünfte würde schon Monate zuvor festgelegt, sagte Solís, sie sei daher von aktuellen Ereignissen unabhängig.

Dennoch wächst vor dem Gipfel, der am Montag und Dienstag in der Hafenstadt Veracruz stattfindet, der Druck auf Peña Nieto.

Bei einem Treffen lateinamerikanischer Autoren in Puebla forderte der mexikanische Romanautor Jorge Volpi ("Das Klingsor-Paradox", "Zeit der Asche") die Teilnehmer auf, zum Massaker von Iguala Stellung zu beziehen. "Wir durchleben in Mexiko gerade einen besonders bitteren Moment. Und wir Schriftsteller müssen uns fragen, ob wir nun handeln oder untätig bleiben", so Volpi in seiner Eröffnungsrede.

Zu einer Frontalattacke auf den Iberoamerikanischen Gipfel holte der linksgerichtete Präsident von Bolivien, Evo Morales, aus. Bei dem Treffen gehe es, ebenso wie bei den Gipfeln der US-dominierten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) um Fremdinteressen, so Morales. "Wer hat dieses Treffen der Staatschef der iberoamerikanischen Staaten ins Leben gerufen? Lateinamerikaner und einige europäische Staaten, vor allem aber Monarchen Spaniens und Europas, denen es um ihre eigenen Interessen geht", sagte Morales: "Wenn einige Staaten Monarchien wollen, dann sollen sie sie haben, aber diese Monarchie wird nicht für Lateinamerika sein, nicht für Bolivien", fuhr der indigene Präsident fort.